Offenburg (ots) - Schlag gegen eine international agierenden Bande
Am vergangenen Dienstag gelang der Polizei und der Staatsanwaltschaft Offenburg ein Schlag gegen eine international agierende Bande, die sogenannte Rip-Deals durchführt. Geschäftsleute werden dabei um hohe Geldbeträge gebracht. Im hiesigen Fall gingen die Bandenmitglieder wie folgt vor: Mitte Januar nahm ein vermeintlicher Kaufinteressent Kontakt zu einem Geschäftsmann aus dem Ortenaukreis auf. Für den Bau von Hotels wollte er Ausstattungsgegenstände im Wert von über einer Million Euro bei dessen Betrieb ordern. Dazu erstellte der Geschäftsführer der Firma ein entsprechendes Angebot. Bei einem ersten Geschäftstreffen in Mailand versuchte der Kaufinteressent zunächst ein Schwarzgeldgeschäft über mehrere hunderttausend Euro in die Wege zu leiten, was der Ortenauer jedoch ablehnte. Mittlerweile hatte sich noch eine Kontaktperson als angeblicher Vermittler des Kaufinteressenten eingeschaltet, der als Provision für seine Vermittlung 400.000 Euro verlangte. Der Ortenauer Geschäftsmann willigte zum Schein ein und hielt in Deutschland Rücksprache mit einem ihm vertrauten Berater. Dabei erhärteten sich seine Zweifel an der Seriosität des Geschäfts und er meldete sich bei der Polizei. Ende Februar übernahmen die Wirtschaftskriminalisten des Offenburger Polizeipräsidiums die Ermittlungen. Die Verkaufsgespräche zwischen dem angeblichen Kaufinteressenten, dem Vermittler und dem Ortenauer gingen unter Einbindung der Polizei weiter. Im nächsten Schritt sollte der Geschäftsmann nachweisen, dass er tatsächlich im Besitz der Vermittlungsgebühr in Höhe von 400.000 Euro war. Das entsprechende Treffen fand vergangenen Dienstag in Lahr statt. Zwei Personen ließen sich das Bargeld zeigen und entwendeten bei dieser Gelegenheit 240.000 Euro, indem sie das echte Geld trickreich durch wertlose Papierbündel austauschten. Zu diesem Zeitpunkt griffen Spezialkräfte der Polizei zu und nahmen den 48-Jährigen und die 21-Jährige fest. Bei der Frau fand sich das entwendete Geld in einer sogenannten Diebesschürze unter ihrem Rock. Zwei weitere Beteiligte, ein 37- und ein 38-Jähriger, konnten in einem Fahrzeug in der Nähe des Verhandlungsortes festgenommen werden. Die vier Bandenmitglieder, die zu einer international operierenden Bande gehören, hatten gefälschte Ausweispapiere dabei. Aus diesem Grund ist die Identität noch nicht bei allen Verdächtigen gesichert. Alle vier Personen wurden am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt und im Anschluss in verschiedene Justizvollzuganstalten eingeliefert. Der Vorwurf lautet auf versuchten banden- und gewerbsmäßigen Diebstahl. Durch die Festnahmeaktion der Spezialkräfte, der Ermittlungen durch die Wirtschaftsspezialisten der Kriminalpolizei und der Offenburger Staatsanwaltschaft konnte der Einsatz am Mittwochabend erfolgreich abgeschlossen werden. Das Deliktsphänomen ist in Polizeikreisen seit Jahren als Rip-Deal bekannt und wird oftmals aus Norditalien heraus gesteuert. Unter der Legende eines reellen Warengeschäfts finden die Erstkontakte zwischen Opfer und Täter statt, es werden Schwarzgeldgeschäfte oder Provisionen angesprochen. Die Täter legen Wert auf seriöses Auftreten, teils werden die Opfer auf die Geschäftsreise zu den ersten Vertragsverhandlungen eingeladen. Geht das Opfer auf das Geschäft ein, wird ihm heimlich Geld entwendet, indem es gegen "Falschgeld" ausgetauscht wird, mitunter wird bei der Entwendung aber auch Gewalt eingesetzt.
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Quelle: news aktuell / dpa