Berlin (ots) - Der explosionsartige Deliktsanstieg sollte nicht nur für den BDK Verband Bundespolizei alarmierend sein: Nachdem sich in den Jahren 2007-2009 die Fallzahlen bundesweit mit knapp über 90.000 Fällen auf vergleichsweise niedrigem Niveau stabilisiert hatten, kennt die Entwicklung seit 2010 nur eine Richtung: und die geht steil nach oben. Knapp 170.000 Fälle wurden im Jahr 2015 bundesweit registriert, fast eine Verdoppelung. Und das bei erschreckend niedriger Aufklärungsquote (6,4 %), einem Stehlschaden von mindestens 50 Millionen Euro bundesweit und einem riesigen Dunkelfeld.
Allein im Zuständigkeitsbereich bei der für Bahnhöfe zuständigen Bundespolizei stiegen die Fallzahlen von knapp 36.000 Diebstählen im Jahr 2014 auf fast 45.000 im Jahr 2015 (+25%).
Für den Verbandsvorsitzenden Thomas Mischke ist diese Entwicklung keine Überraschung: "Zur wirksamen Bekämpfung insbesondere banden- und gewerbsmäßigen Taschendiebstahls, der in vielen Fällen durch ausländische, international mobile Tätergruppierungen begangen wird, benötigt man viele gut qualifizierte Ermittler und zivile Fahnder, denen diese spezielle Aufgabe der Kriminalitätsbekämpfung zugewiesen wird".
Genau das Gegenteil aber ist der Fall: viele Ermittlungsdienste in den Bundespolizeiinspektionen sind überaltert, nicht selten liegt der Altersdurchschnitt bei deutlich über 50 Jahren. Der dringend benötigte Nachwuchs fehlt, Kriminalisten werden bei der Bundespolizei nicht ausgebildet und die kriminalistische Fortbildung wurde gegen Null gefahren.
"Und es wird nicht besser, sondern schlechter", so Mischke weiter, der davon ausgeht, dass sich die Fallzahlen in diesem Deliktsfeld mindestens auf hohem Niveau etablieren. In den nächsten Jahren geht eine Vielzahl der erfahrenen Ermittler in den Ruhestand, eine Nachbesetzung der offenen Stellen durch junge Kollegen ist nicht vorgesehen. Nach jetziger Planung sollen die zukünftigen Absolventen nahezu vollständig an den Schwerpunktflughäfen in Frankfurt/Main und in München, zudem an den Dienststellen der deutsch-österreichischen Grenze eingesetzt werden. Zudem werden bereits jetzt (auch) die ohnehin permanent überlasteten Ermittler (dauer-)abgeordnet, um dort die gewaltigen Personallücken zu schließen. Selbst die Taschendiebstahlsfahnder von den Großbahnhöfen sind davon nicht ausgenommen.
"Wenn ich eine Lücke dadurch stopfe, dass ich an anderer Stelle Löcher aufreiße, und die Ermittlungsdienste personell förmlich ausbluten lasse, ist eine solche Entwicklung die natürliche Folge", so Mischke abschließend. Er fordert neben mehr jungen und vor allem ausreichend qualifizierten Ermittlern und Fahndern dringend die Einstellung von Tarifbeschäftigten, um die verbliebenen Ermittler z. B. von Schreibaufgaben, Dateneingaben und vollzugsfremden Verwaltungstätigkeiten zu entlasten.
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