POL-FR: Freiburg: Gemeinsame Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft Freiburg, des LKA und des PP Freiburg – Wesentliche Inhalte der heutigen Pressekonferenz

03.12.2016 – 17:32

Freiburg (ots) - Im Anschluss an unsere heutige Pressekonferenz fassen wir die wesentlichen Aussagen nachfolgend zusammen:

   - Herr Leitender Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer, Leiter der       Staatsanwaltschaft Freiburg eröffnete die Pressekonferenz mit       folgenden Worten - 

Soeben fand die Inhaftierung eines 17jährigen Tatverdächtigen statt.

   - Der Leiter der Kriminalpolizeidirektion Peter Egetemaier dankte       zunächst den Medienschaffenden - 

Herzlichen Dank an die anwesenden Vertreter der Medien für das Interesse und für das uns entgegengebrachte Verständnis im Rahmen der Ermittlungen. Wir brauchen Zeit und Geduld, um akribische Ermittlungen in dieser Güte gerichtsverwertbar durchzuführen.

In vielerlei Hinsicht waren uns die Medien in diesem Fall eine wertvolle Unterstützung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit. So beispielsweise auch bei der intensiven Suche nach dem herrenlosen Fahrrad, dessen Eigentümer nach wie vor nicht bekannt ist.

Nach Verständigung der Kriminalpolizeidirektion durch das Führungs- und Lagezentrum wurde die Sonderkommission Dreisam mit insgesamt 40 Kriminalbeamtinnen und Kriminalbeamten eingerichtet.

Der erste Angriff erfolgte durch Kriminaltechniker der Kriminalinspektion 8, unmittelbare Absperrmaßnahmen wurden am Tatort durch das Polizeirevier Freiburg-Süd gewährleistet.

Zudem wurden folgende Kräfte hinzugezogen:

   - Tatortgruppe LKA BW    - Bereitschaftspolizei zum Absuchen des Tatortbereichs nach Spuren      der Tat    - Landeskriminalamt BW intensive und schnellstmögliche       DNA-Auswertungen    - Unterstützungskräfte der Polizeipräsidien 

PP Tuttlingen PP Offenburg PP Mannheim PP Einsatz

Die Polizei dankt zudem der Staatsanwaltschaft Freiburg sowie der Rechtsmedizin für die sehr gute Zusammenarbeit.

   - Kriminaloberrat David Müller, Leiter der Sonderkommission       Dreisam - 

Anhand von Vernehmungen konnte die Zeit vom Vorabend der Tat bis zum Tattag um 02:37 Uhr nahezu lückenlos rekonstruiert werden.

Demnach befand sich das 19jährige Opfer am Samstagabend, 15.10.2016, auf einer Studentenparty im Freiburger Universitätsviertel. Von dieser fuhr sie mit ihrem Rad über den Dreisamuferweg in Richtung ihrer Wohnung. Dieser Weg führt entlang des Tatortes. Nach dem Verlassen der Party ab ca. 02:40 Uhr gab es keine gesicherten Hinweise mehr auf den Aufenthaltsort des Opfers.

Die junge Frau wurde Opfer eines Gewaltverbrechens. Durch eine am 17.10.2016 durchgeführte Obduktion stellte sich zudem heraus, dass ein Sexualdelikt stattgefunden hatte. Der Tod trat durch Ertrinken ein.

   - Ltd. Kriminaldirektor Andreas Stenger, Leiter KTI/ LKA BW - 

Wie die Auswertungen des Landeskriminalamtes in den folgenden Tagen ergaben, konnte im Zuge der Spurensicherungsmaßnahmen mutmaßliche Täter-DNA am Opfer festgestellt werden.

Das in Rede stehende männliche DNA-Muster konnte im Rahmen des Abgleichs mit der bundesweiten DNA-Analyse-Datei keinem dort bereits erfassten Tatverdächtigen zugeordnet werden.

Am herrenlosen Damenfahrrad konnte zudem, wie weitere Auswertungen ergaben, das gleiche DNA-Muster gesichert werden.

Bei der Tatortabsuche konnte seinerzeit im Rahmen der Spurensicherung in einer Dornenhecke ein Haar gesichert werden. Wie die Auswertung des LKA diese Woche ergab, handelte es sich um ein Haar des mutmaßlichen Täters. Dieses ist 18,5 cm lang, schwarz und glatt. Am Ende ist es auf einer Länge von 10 Zentimetern blond gefärbt. Unterschiedlichste Frisuren waren hierzu denkbar.

Im Rahmen der Spurensicherung konnte zudem ein schwarzer Fleece-Schal im Flussbett der Dreisam aufgefunden werden. Der vollkommen durchnässte Schal wurde getrocknet und mit unterschiedlichen Untersuchungsmethoden auf DNA-Antragungen untersucht. Hierbei konnte in sehr aufwändigen Untersuchungsverfahren zumindest eine Teil-DNA-Spur gesichert werden, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu dem bisher am Opfer und dem Fahrrad aufgefundenen kompletten DNA-Muster passen dürfte. Somit dürfte der Schal in Verbindung mit dem Verursacher der männlichen DNA stehen.

   - Kriminaloberrat David Müller, Leiter der Sonderkommission       Dreisam - 

Auf dieser Grundlage wurden in den vergangenen Tagen unterschiedlichste Videoaufzeichnungen nochmals akribisch ausgewertet. Hierbei stellten die Ermittler einen jungen Mann fest, der in der Tatnacht gegen 02:00 Uhr die Straßenbahnlinie 1 stadtauswärts nutzte und an der Haltestelle "Lassbergstraße" ausstieg. Er wurde auf zwischen 20 und 25 Jahre alt geschätzt, ist hellhäutig, hat dunkle, seitlich abrasierte Haare, die am Oberkopf länger und zu einem Zopf zusammen gebunden waren (sogenannter Undercut). Die zusammengebundenen Haare waren etwa hälftig blond gefärbt. Er trug in der Straßenbahn einen schwarzen Schal, eine schwarze Jacke und eine schwarze Hose.

Diese Information wurde ab 30.11.2016 an sämtliche Polizeikräfte des Polizeipräsidiums Freiburg zwecks Fahndung weitergegeben.

Bereits am Freitag (02.12.2016) konnten Beamte des Polizeipostens Freiburg-Littenweiler um 12:30 Uhr einen jungen Mann einer Personenkontrolle unterziehen, der den vorliegenden Fahndungsaufzeichnungen ähnlich sah.

Die weitere Abklärung durch die Sonderkommission Dreisam ergab, dass es sich um den jungen Mann aus der Straßenbahn handelte.

   - Leitender Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer, Leiter der       Staatsanwaltschaft - 

Nachdem der Tatverdächtige gestern festgenommen und identifiziert werden konnte wurde auf Beschluss der Staatsanwaltschaft eine DNA-Probe erhoben.

Das Landeskriminalamt teilte noch im Laufe der Nacht mit, dass es sich um dieselbe DNA handeln würde, wie jene, die am Tatort aufgefunden werden konnte.

Bei dem Tatverdächtigen handelt sich um einen 17jährigen Schüler aus Afghanistan, der 2015 nach Deutschland einreiste. Er hat sich auf Tatvorhalt bislang nicht geäußert. Wegen des dringenden Tatverdachts der Vergewaltigung und des Mordes wurde der Beschuldigte heute in Untersuchungshaft genommen. Wir haben bisher keine Verbindung zum Tötungsdelikt in Endingen. In diesem Fall sind aber weiterhin noch nicht alle Spuren ausgewertet.

Polizeipräsident Bernhard Rotzinger machte abschließend nochmals deutlich welche akribische Ermittlungsarbeit sowohl von Seiten der Sonderkommission Dreisam als auch vom Landeskriminalamt erforderlich war, um zu diesem Ergebnis zu gelangen. "Ein Rad hat hier perfekt ins nächste gegriffen.", so Rotzinger.

lr

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