Spaichingen (ots) - Nicht selten morgens vor deutschen Schulen und Kindergärten: eine Armada von "Elterntaxis" blockieren sowohl die erlaubten, als auch die unerlaubten Haltezonen; nicht selten auch noch in zweiter Reihe. Manche Mamas und Papas fahren dabei an der Schule vor, wie Formel-1-Piloten zum Boxenstopp... natürlich nur ausnahmsweise, wenn man gerade etwas knapp dran ist. Ob dann in Fahrtrichtung rechts oder links gehalten wird, ist dabei egal: "Ich lass ja nur kurz das Kind aussteigen." Der Schulbus, der seine Haltestelle durch geparkte "Elternautos" blockiert vorfindet, hupt lautstark. Vergebens, er muss seine "kleinen" Fahrgäste nicht in, sondern vor der Haltebucht aussteigen lassen. Nach dem Öffnen der Bustüre stürmen Kindern auf die Straße, natürlich ohne auf sich oder andere zu achten. Autotüren werden achtlos aufgerissen und ebenso unachtsam, wie zuvor die Busschüler, steigen die Kids aus den elterlichen Fahrzeugen. Zwischen diesen dicht an dicht haltenden Wagen kommen andere Kinder so schnell hervorgelaufen, dass sie oder vorbeifahrende Autofahrer kaum noch reagieren können. Auch auf Fahrrädern heraneilende Schüler, für die scheinbar geltende Verkehrsregeln außer Kraft gesetzt wurden, fordern zusätzlich die Aufmerksamkeit von Kindern und Eltern und vorbeifahrenden Verkehrsteilnehmern.....
Und alle ärgern sich über die Unvernunft des jeweils anderen!
Diese Szenen kennt man auch in vielen Städten und Gemeinden im Landkreis Tuttlingen. Im Zusammenhang mit der Aktionswoche "Aktiv zur Schule" an den Spaichinger Schulen und Kindergärten möchte die Verkehrsprävention des Polizeipräsidiums Tuttlingen - zusätzlich zum gesundheitlichen Ansatz der Aktionswoche - mit entsprechenden Kontrollen und folgenden Empfehlungen Alternativen aufzeigen:
- Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Verhalten im Straßenverkehr den Kindern als Vorbild dient.
- Durch rechtzeitige Vorbereitung mit ausreichender Zeit für ein Frühstück und einem kleinen Zeitpolsters für unterwegs ermöglichen Sie ihrem Kind einen stressfreien Weg in Kindergarten und Schule.
- Ihr Kind sollte nicht unterschätzt aber auch nicht überschätzt werden. Es kann oft mehr, als man denkt. Es sollte aber mit Ihrer Hilfe den aktiven Weg zur Schule lernen und üben. Gelerntes sollte dann noch über einen längeren Zeitraum in Begleitung Erwachsener wiederholt werden, bevor dem Kind nach und nach mehr Selbstständigkeit im Straßenverkehr zugestanden werden kann. Allerdings bleiben es Kinder und sind nicht kleine Erwachsene. Scheinbar fehlerfrei beherrschtes Verhalten wird vergessen, sobald eine interessante Ablenkung wahrgenommen wird.
- Legen Sie viele Wege mit ihrem Kind zu Fuß zurück. Neben positiven gesundheitlichen Aspekten bietet es Ihnen die Möglichkeit, mit Ihrem Kind aktiv den Straßenverkehr zu erleben, Problemsituationen zu erkennen und wichtige Verhaltensweisen zu trainieren.
- Vermeiden Sie so gut es geht den Einsatz des Autos für den Weg zu Kindergarten und Schule. Nur so hat Ihr Kind die Chance, den Straßenverkehr, gerne zusammen mit Ihnen, hautnah zu erleben. Außerdem wird dabei das "Verkehrschaos" während den Bring- und Abholzeiten vor Ort und somit die erhöhte Unfallgefahr für die Kinder verringert.
- Kann auf das Auto als Transportmittel nicht verzichtet werden, sollte die Fahrt nicht bis direkt vor den Kindergarten oder die Schule gehen. Ein paar Ecken vorher auszusteigen, bietet ebenfalls noch die Möglichkeit zu einem kleinen und lehrreichen Spaziergang.
- Schon der Weg zum Kindergarten oder später auch zur Schule bieten sehr gute Möglichkeiten, täglich mit Ihrem Kind in kleinen Schritten richtiges Verkehrsverhalten im häuslichen Umfeld einzuüben.
- Machen Sie sich und Ihrem Kind dabei vorhandene Besonderheiten bewusst.
- Auch die Nutzung von Bus und Bahn sollten Eltern mit den Kindern üben. Dabei sind nicht nur der Fußweg von und zum Verkehrsmittel von Bedeutung, sondern vor allem auch das richtige Verhalten an den Haltestellen und dieses im jeweiligen Verkehrsmittel.
- Mit dem Fahrrad sollten Kinder unbegleitet erst nach abgelegter Radfahrausbildung ab Klasse 4 zur Schule fahren. Bestehen Sie dabei auf das Tragen des Fahrradhelms.
- Fragen Sie nach Schulwegplänen. Diese dienen als Wegempfehlungen für den näheren Einzugsbereich der Schule.
- Bringen Sie vermeintliche Verkehrsprobleme bei Kindergarten, Schule und Elternbeirat vor.
- Helfen Sie Kindergarten, Schule und Elternbeirat, indem Sie sich aktiv an Problemlösungen beteiligen.
Es geht um Ihre Kinder!