Mainz (ots) - Mit einer Verordnung, datiert auf den 14. Mai 1947, erhielt die Polizei in Rheinland-Pfalz erste Strukturen und Aufgaben. Dazu gehörte die Sicherung von Geldtransporten im Rahmen der Währungsreform im Sommer 1948. Die Polizei musste sich Waffen von der damaligen Militärregierung leihen, da nur für jeden dritten Polizeibeamten eine eigene Dienstwaffe zur Verfügung stand. Der verheiratete Gendarmerie Wachtmeister mit einem Kind verdiente damals 213,41 DM. Schwarzmarkt, Räuberbanden und die Sicherung der Ernährung der Bevölkerung standen auf dem täglichen Dienstplan. Fahrräder dienten damals als Dienstfahrzeuge. Im Sommer 1947 standen der Polizei 78 Pkw, 5 Lkw und 87 Motorräder zur Verfügung. Im Polizeidienst waren zu diesem Zeitpunkt knapp 3.800 Personen beschäftigt.
1950 dann ein weiterer Schritt zur Stabilisierung der inneren Sicherheit der noch jungen Demokratie: Durch ein Verwaltungsabkommen wird auf Bundesebene die Einrichtung von kasernierten Bereitschaftspolizeieinheiten in den Ländern beschlossen. 1951 war diese bereits auf 681 Beamte angewachsen. Zu ihren Aufgaben gehörte die Unterstützung der örtlichen Vollzugspolizei, aber auch die Ausbildung des Polizeinachwuchses. Die Landespolizeischule wird zunächst in Bad Ems untergebracht. Aufgrund der beengten und ungeeigneten Räumlichkeiten erfolgte 1959 der Umzug in eigens zu diesem Zweck errichtete Gebäude in Koblenz-Asterstein. Diesen Standort behielt die Landespolizeischule über fast vier Jahrzehnte bis 1996. Das Landeskriminalamt (LKA) wird bereits 1947 mit Standort Koblenz eingerichtet. Bis 1951 noch unter der Bezeichnung Landespolizeikriminalamt. Zu den zentralen Dienstleistungen zählen seitdem aufwändige Laboruntersuchungen, die Führung der Kriminalitätsstatistik, die Entwicklung von Richtlinien für die Kriminalitätsbekämpfung sowie die Vernetzung mit den Landeskriminalämtern der anderen Bundesländer und dem Bundeskriminalamt. 1982 zog das Landeskriminalamt von Koblenz in die Landeshauptstadt Mainz um.
Aber auch in anderen Bereichen hat sich die Polizei weiterentwickelt. Aus der "Strompolizei" wurde 1950 die Wasserschutzpolizei, deren Hauptaufgaben die Regelung und Überwachung des Schiffverkehrs sowie Untersuchungen von Schifffahrtunfällen auf den großen Wasserstraßen Rhein, Mosel und Lahn sind. Das Wirtschaftswachstum der 50er Jahre setzt sich fort. Die Menschen in Rheinland-Pfalz konnten sich mehr und mehr leisten. Dazu gehörten auch motorisierte Fahrzeuge. Die "automobile Gesellschaft" erweiterte das polizeiliche Tätigkeitsspektrum. Verkehrserziehung und Verkehrsüberwachung wurden intensiviert, Jugendverkehrsschulen eingerichtet.
Die nächste Herausforderung für die Polizei stellten die ersten Protestbewegungen mit Beginn Mitte der 50er Jahre dar. Hier galt es mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl zu agieren und die neugewonnenen demokratischen Rechte zu schützen. Nicht jeder zeigte sich damit einverstanden. Aus den radikalen Teilen der Protestbewegungen entstanden die "Rote-Armee-Fraktion" und andere kleinere Terrorzellen. Für die Polizei folgten damit bewegte Jahre. Unvergessen der Überfall auf das olympische Dorf 1972 in München. Auch Rheinland-Pfalz wird zum Ziel: Mutmaßliche Mitglieder der RAF überfallen im Dezember 1971 eine Bank in Kaiserslautern und töten einen Polizeibeamten. Im August 1981 kommt es zu einem Autobombenanschlag auf das Hauptquartier der US-Luftstreitkräfte in Ramstein. 20 Menschen werden verletzt.
Für die Polizei hieß es mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, ihre Organisation an-zupassen und die Ausstattung zu verbessern. Die Spezialeinsatzkommandos (SEK) haben auch in Rheinland-Pfalz ihren Ursprung in diesen Jahren. Die elektronische Datenverarbeitung hält Einzug in die Büros. Neue Fahndungsmöglichkeiten werden gesucht und gefunden: 1974 wird der erste Polizeihubschrauber in Rheinland-Pfalz in Dienst gestellt. Landesweit unterstützt die Polizeihubschrauberstaffel die Einsatzkräfte der örtlich zuständigen Polizeiinspektionen von ihrem Stützpunkt am Winninger Flugplatz aus.
Frieden und Umwelt - dies trieb in den achtziger Jahren die Menschen um. Kalter Krieg und die beabsichtigte Stationierung von amerikanischen Atomwaffen auf deut-schem Boden sorgten für Großdemonstrationen. Nicht immer friedlich!
Ein weiterer Schritt zu einer bürgernahen Polizei: Frauen in Uniform. Schon seit den Zwanzigerjahren gab es Frauen bei der Polizei und bereits 1953 beschäftige das Landeskriminalamt die erste Kriminalrätin. Frauen in Uniform gab es aber erst seit 1987. Die "Schwellenangst" vor der Männerdomäne Polizei wird damit erfolgreich weiter abgebaut.
Auch öffentliche Institutionen sind immer wieder und permanent gefordert, sich auf Effizienz zu überprüfen. Dies führte 1993 zu einer weiteren Strukturreform der Polizei in Rheinland-Pfalz. Es galt, den Aufbau der Polizei an die Erfordernisse anzupassen, weg von einer geografischen Ausrichtung an Landkreisen und kreisfreien Städten, hin zu großen Behörden. Diese sollen mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Personal eigenständig auf Kriminalität und Verkehrsentwicklung in ihren Zuständigkeitsbereichen reagieren. So werden die 36 Polizeibehörden zu fünf Polizeipräsidien zusammengefasst.
Auch die Ausbildung musste sich der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung anpassen. Bis 1996 bestand die Möglichkeit, im mittleren Dienst zu beginnen und sich im Beruf weiter zu qualifizieren. Auch konnte ein Fachhochschulstudium absolviert werden. Nun wird der Polizeinachwuchs einheitlich an der Hochschule der Polizei am Standort Hahn in einem Studium für den gehobenen Polizeidienst ausgebildet.
Um effizient zu bleiben, unterliegt auch die Polizei in Rheinland-Pfalz einem ständigen Wandel. So gilt es permanent, Strukturen und Personaleinsatz an die Bevölkerungsentwicklung anzupassen, die Nachwuchsgewinnung zu sichern oder neue und verbesserte Ausrüstung, die dem Stand der Technik entspricht, zu prüfen und zu beschaffen. Angepasst werden aber auch die vorbeugende Kriminalitätsbekämpfung auf die demografische Entwicklung in einer immer älter werdenden Gesellschaft oder die Strategien zur Reaktion auf Globalisierung, Kriminalitätsphänomene, zunehmende Verkehrsdichte und veränderte Altersstruktur von Verkehrsteilnehmern. Die stetige Vernetzung der Kommunikations-, Verkehrs- und Finanzwege stellt somit heute eine der größten Herausforderungen im Kampf gegen organisierte Kriminalität und gegen den internationalen Terrorismus dar. Das Landeskriminalamt als zentraler Ansprechpartner für die grenzüberschreitende Kriminalität passt sich daher den unterschiedlichen Anforderungen an Kriminalitätsbekämpfung unter anderem mit der Gründung des Gemeinsamen Zentrums der deutsch-französischen Polizei- und Zollzusammenarbeit in Offenburg oder der Einrichtung einer Gemeinsamen Stelle der grenzüberschreitenden Polizeizusammenarbeit 2003 in Luxemburg an.
Dieser grobe Abriss über 70 Jahre Polizeigeschichte soll nur einen Vorgeschmack geben auf das, was die Gäste der Polizei Rheinland-Pfalz am Sonntag, 21. Mai 2017, ab 09.30 Uhr auf der Festung Ehrenbreitstein erwartet. Weitere Informationen dazu finden Sie unter http://s.rlp.de/j9I und auf der Facebook Seite der Polizei Rheinland-Pfalz.
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