Mainz (ots) - Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert die volle Aufmerksamkeit. Wer abgelenkt ist, erhöht die Unfallgefahr um ein Vielfaches. Anders als beispielsweise die überhöhte Geschwindigkeit, hinterlässt die Ablenkung kein typisches Unfallbild. Ganz im Gegenteil, Ablenkung kann ein Verstärker für andere Unfallursachen sein.
Grundsätzlich gibt es vielerlei Ursachen für Ablenkung. An der Spitze der Aufmerksamkeitsfresser stehen die Smartphones. Nicht jede Tätigkeit lenkt Autofahrer jedoch gleichermaßen ab. Laut einer Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) ist das Schreiben von Textnachrichten auf dem Smartphone eine der am stärksten ablenkenden Tätigkeiten, die die Unfallwahrscheinlichkeit um das 23-fache erhöht. Telefonieren während der Autofahrt erhöht das Unfallrisiko immerhin noch um das Sechsfache. Umstritten ist, wie groß der Unterschied zwischen dem Telefonieren mit und ohne Freisprecheinrichtung ist.
Sicher ist allerdings: Wer auf das Telefonieren während der Fahrt verzichtet, fährt am Sichersten. Die Straßenverkehrsordnung verbietet daher bereits den Griff zum Mobiltelefon unabhängig davon, ob nur auf die Uhr geschaut oder eine Nachricht gelesen wird. Dies gilt übrigens auch, wenn das Auto mit laufendem Motor steht. Ein kurzer Blick auf das Handy vor der roten Ampel ist mithin ebenfalls verboten. Erst wenn der Motor abgestellt ist, darf das Handy in die Hand genommen und genutzt werden.
Das Nutzen des Mobiltelefons betrifft potentiell alle Arten der Fortbewegung. Beim Fahrradfahren verhält es sich ähnlich wie beim Auto- oder Motorradfahren. Das Telefonieren, egal in welcher Form, lenkt uns mental ab. Da wir den Gesprächspartner nicht sehen können, versucht unser Gehirn, die fehlenden Bilder durch eigene Gedanken zu ersetzen. Wird darüber hinaus keine Freisprecheinrichtung genutzt, liegt auch eine motorische Ablenkung vor. Das Schreiben einer Kurznachricht führt zusätzlich dazu, dass der Blick von der Straße abgewandt wird. Gerade Fußgänger wiegen sich aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit in Sicherheit - eine trügerische Annahme.
Alltagshandlungen wie Musikhören kann uns bei allen Arten der Fortbewegung ablenken. Je nach Lautstärke beeinträchtigt uns Musik in der Wahrnehmung der Verkehrsgeräusche. Auch wenn die meisten Informationen über das Auge wahrgenommen werden, sollte die Bedeutung des Gehörs für eine sichere Fortbewegung nicht unterschätzt werden. Ist die Musik beispielsweise so laut wie ein mit 50 km/h vorbeifahrendes Auto, benötigt der Musikhörer fast die doppelte Zeit zum Reagieren auf unvorhergesehene Ereignisse. Insbesondere geräuscharme Verkehrsteilnehmer, wie Fahrradfahrer oder Elektroautos, können bereits bei leiser Musik überhört werden.
Die Straßenverkehrsordnung verbietet die Beeinträchtigung des Gehörs. Doch nicht nur die Lautstärke ist entscheidend für den Grad der Ablenkung. Ein spannender Krimi als Hörbuch kann trotz seiner gemäßigten Lautstärke mehr ablenken, als beispielsweise Klassik- oder Jazz-Musik. Auf unsere Emotionen hat Musik einen starken Einfluss. Sie kann vorhandene Emotionen verstärken oder abschwächen. Generell negativ ist Musik damit nicht. In der richtigen Lautstärke die passende Musik zu hören, kann uns positiv beeinflussen. Das Schwierige dabei ist jedoch, dies vor Fahrtantritt zu erkennen. Indirekt kann die Musik auch dadurch ablenken, dass wir im Auto CDs suchen oder auf das Display des Autoradios schauen. Gleiches gilt für die meisten Alltagshandlungen, die nebenher hinter dem Steuer, auf dem Fahrrad oder beim zu Fuß Gehen erledigt werden. Dies fängt beim Anzünden der Zigarette an und endet beim Bedienen des Laptops auf dem Beifahrersitz, Schminken oder Essen.
Auch Beifahrer im Auto oder Kinder auf dem Fahrradsitz können schnell zu einer Ablenkung während der Fahrt werden. Auf Streitgespräche sollte während der Fahrt ebenfalls verzichtet werden. Emotionale Reaktionen können zu einer mentalen und wilde Gestik zu einer motorischen Ablenkung führen. Andererseits kann ein aktiver Beifahrer den Fahrer beispielsweise bei der Navigation unterstützen. Auch gegen ein ruhiges, sachliches Gespräch ist nichts einzuwenden. Bei kritischen Fahrsituationen wird dies ohnehin meist vorübergehend eingestellt und danach wieder aufgegriffen. Die Benutzung von Smartphones ist eine extreme Gefahr für unsere moderne Mobilität. Die volle Aufmerksamkeit im Straßenverkehr verhindert nicht nur eigene Fehler. Es gibt uns auch die Möglichkeit, die Fehler der Anderen zu kompensieren. Gerade für verkehrsschwache Personen wie Kinder oder Senioren ist dies überlebenswichtig.
Kernbotschaften: - Handynutzung am Steuer ist die Ursache für viele Unfälle Hände ans Steuer - Augen auf die Straße - Handy klingelt? Nicht jetzt! - Neue Nachricht? Kann warten! - Was Runtergefallen? Lass liegen! - Stress? Bleib ruhig! - Gute Musik? Nicht zu laut!
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