Mannheim/Heidelberg/Rhein- Eine Region schafft Sicherheit -Konzept des Instituts für Kriminologie der Universität Heidelberg

Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis (ots) - Die Sicherheitslage in Deutschland hat sich in den letzten Jahren verändert: Die polizeilich registrierte Gewaltkriminalität ist gestiegen, ebenso die Zahl der Kriminalitätsopfer. Zudem ist die Kriminalitätsfurcht deutschlandweit größer geworden. Nach einer Befragung der R+V Versicherung im April und Mai 2016 zu Ängsten der Deutschen haben im Vergleich zum Vorjahr die Angst in Deutschland erheblich zugenommen. Nach der Befragung aus dem Jahr 2016 bilden Terrorismus, Spannungen durch den Zuzug von Migranten, politischer Extremismus, Überforderung von Behörden und Bürgern durch Asylbewerber, Kosten für Steuerzahler durch die EU-Schuldenkrise und Überforderung der Politiker die sechs größten Ängste. Bei etwa 70 Prozent der Befragten wird jedes dieser Themen mit großer Angst assoziiert. Durch den Eindruck der Attentate der IS-Terrormiliz und der Flüchtlingswelle in Europa hat sich das Bedrohungsgefühl der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger gravierend erhöht, so Manfred Schmidt, Politologe an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Berater des R+V-Infocenters. 2016 sei das "Jahr der Ängste", so sein Kommentar zu den Ergebnissen der Befragung. Während 2015 nur vier Themen von jeweils mehr als der Hälfte der Befragten mit großer Angst verbunden waren, traf dies im Jahr 2016 für 12 Themen zu. Der Angstindex, das ist der Durchschnitt der prozentualen Anteile der Befragten, welche die langjährig abgefragten Themen mit großer Angst verknüpfen, stieg 2016 sprunghaft von 39 auf 49 um 10 Prozentpunkte an (www.die-aengste-der-deutschen.de).

Mannheim, Heidelberg und die meisten Großen Kreisstädte im Rhein-Neckar-Kreis wollen gegen die Verschlechterung der Sicherheitslage vorgehen. Eine Region schafft Sicherheit, indem gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der subjektiven Sicherheitslage initiiert werden. Die Ursachen für die regionale Verschlechterung der Sicherheitslage sind zwar außerhalb der Region zu suchen, trotzdem kann durch lokale Maßnahmen die Situation verbessert werden. Die Grundlage dafür liefert ein Audit-Konzept für urbane Sicherheit, das am Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg entwickelt wurde.

Dieses Audit-Konzept für urbane Sicherheit umfasst mehrere Module. Das Modul zur Evaluation kriminalpräventiver Maßnahmen basiert auf einer systematischen Längsschnittuntersuchung mit Daten aus Bevölkerungsbefragungen zu Kriminalitätsfurcht und Viktimisierungen sowie mit Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik. Mit diesen Daten kann insbesondere festgestellt werden, ob Präventionsmaßnahmen und damit zusammenhängende Ergebnisse den Planungen entsprechen, und ob diese Maßnahmen geeignet sind, die Zielvorgaben zu erreichen. Das zweite Modul umfasst auf der Grundlage von Bevölkerungsbefragungen Analysen zu Unterschieden in Kriminalitätsfurcht und Lebensqualität. Die Konzentration kriminalpräventiver Maßnahmen auf Personengruppen mit hoher Kriminalitätsfurcht und geringer Lebensqualität, auf überdurchschnittlich belastete Stadtteile und auf die einflussstärksten Furchtursachen ermöglicht eine Optimierung der lokalen Ressourcen. Das dritte Modul ist eine Zielgruppenanalyse: Durch die Einordnung von Personengruppen mit hoher Kriminalitätsfurcht und geringer Lebensqualität in soziale Milieus können Präventionsprojekte zielgerichtet angepasst werden. Diese Analyse ermöglicht zudem die Entwicklung von Marketingkonzepten für die Implementation von Präventionsmaßnahmen.

Als Informationsgrundlage für das Sicherheitsaudit sind Bevölkerungsbefragungen erforderlich. Diese werden nahezu zeitgleich in der Region durchgeführt. In Mannheim und Heidelberg ist sie bereits abgeschlossen, die Befragungen in den beteiligten Großen Kreisstädten Weinheim, Sinsheim, Schwetzingen und Leimen sind angelaufen. In Mannheim wurden 10.000 und in Heidelberg 8.000 Fragebögen verschickt. In jeder beteiligten Großen Kreisstadt sollen jeweils 6.000 Fragebögen verteilt werden. Dadurch erhält man eine Informationsgrundlage, die eine rationale Konzeption von kriminalpräventiven Maßnahmen ermöglicht. Eine solche Initiative ist weltweit einmalig, zumal in allen aufgeführten Kommunen bereits vor Jahren solche Umfragen durchgeführt wurden.

Kontakt

Professor Dr. Dieter Hermann

Institut für Kriminologie

Universität Heidelberg

Friedrich-Ebert-Anlage 6-10

69117 Heidelberg

hermann@krimi.uni-heidelberg.de

Homepage: http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak2/krimi/hermann.html

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E-Mail: mannheim.pp.stab.oe@polizei.bwl.de
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