Erpressung nach Online-Flirt Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen verzeichnet zunehmende Fallzahlen
Wenn der (vermeintliche) Traumpartner zum Albtraum wird: Das LKA Niedersachsen registriert eine Zunahme von Fällen von "Sextortion". Bei diesem Phänomen werden Menschen nach einem vermeintlichen Online-Flirt das Opfer von Erpressern. Die Kriminellen bringen ihre Opfer in einem Chat dazu, sich vor der Webcam auszuziehen und erpressen diese dann im Anschluss mit der Ankündigung, ein mitgeschnittenes Video oder Fotos im Internet zu veröffentlichen.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) weist für das Jahr 2022 mit 109 Fällen von "Erpressung auf sexueller Grundlage", unter dem Sextortion erfasst wird, einen neuen Höchststand auf. 2021 waren es noch 62 Fälle. Im Pandemiejahr 2020 registrierte die Polizei in Niedersachsen 93 Fälle - mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2019 (35). Dabei gilt zu berücksichtigen, dass die PKS nur Fälle mit Tatort Niedersachsen erfasst. Somit erscheinen Fälle mit Ereignisort "Internet" nicht in der Statistik, auch wenn das Opfer in Niedersachsen Zuhause ist. Das LKA Niedersachsen geht deshalb davon aus, dass die tatsächlichen Fallzahlen in Niedersachsen um einiges höher ausfallen dürften. Auch die Dunkelziffer jener, die womöglich aus Scharm keine Anzeige erstatten, ist nicht berücksichtigt.
Der Begriff "Sextortion" setzt sich aus den englischen Wörtern "sex" und "extortion" (übersetzt "Erpressung") zusammen. Typischerweise beginnt eine "Sextortion" mit einem Kontakt über soziale Netzwerke, Dating-Plattformen oder Chat-Apps. Der Täter oder die Täterin versucht, eine Beziehung zum Opfer aufzubauen, um dessen Vertrauen zu gewinnen. Dabei gehen die Täter in "Vorleistung" und schicken ebenfalls Nacktfotos, die vorgeblich sie zeigen. Im Verlauf des Kontakts wird dann oft eine sexuelle Handlung gefordert, die vor der Kamera ausgeführt werden soll. Aufnahmen dieser Handlungen speichern die Täter. Das so entstandene Material wird dann als Druckmittel eingesetzt, um Geld zu erpressen. Wenn das Opfer nicht zahle, würden die Bilder im Internet veröffentlicht.
So schützen Sie sich vor Sextortion:
- Nehmen Sie in sozialen Netzwerken keine Freundschaftsanfragen
von fremden Personen an.
- Prüfen Sie regelmäßig Ihre Account- und Privatsphäre
Einstellungen.
- Seien Sie zurückhaltend mit der Veröffentlichung persönlicher
Daten wie Anschrift, Geburtsdatum oder Arbeitgeber.
- Stimmen Sie nicht vorschnell einem Videochat zu.
- Kleben Sie die Chatkamera zunächst ab, um lediglich verbal zu
kommunizieren.
- Stimmen Sie keinen Entblößungen oder intimen Handlungen in
Videochats zu.
- Verdecken Sie die Chatkamera zunächst und kommunizieren Sie
lediglich verbal.
- Versenden Sie kein intimes Bild- und Videomaterial.
- Halten Sie Betriebs- sowie Virenschutzsysteme auf Ihren
Endgeräten wie Smartphone, Laptop, Tablet oder Computer immer
auf dem aktuellen Stand, um sich vor Schadsoftware, sogenannter
Malware, zu schützen. Es gibt Malware, die Ihre Webcam
problemlos aktiviert und Sie damit jederzeit filmen kann.Falls Sie bereits erpresst werden, rät das LKA Niedersachsen:
- Überweisen Sie kein Geld. Die Erpressung hört nach der Zahlung
meist nicht auf.
- Gehen Sie auf zusätzliche Forderungen wie intimes Bild- und
Videomaterial zu erstellen und zu versenden nicht ein.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Das geht auch über die
Onlinewache: https://www.onlinewache.polizei.niedersachsen.de/
- Brechen Sie den Kontakt zu den Tätern sofort ab, reagieren Sie
nicht auf Nachrichten.
- Sichern Sie die Chatverläufe und Nachrichten mittels Screenshot.
- Legen Sie sich über eine Suchmaschine eine Suche nach sich
selbst an. Sollten die Täter tatsächlich Bildmaterial
veröffentlichen, erhalten Sie so Kenntnis. Kontaktieren Sie den
Betreiber der Seite und veranlassen Sie, dass das Bildmaterial
gelöscht wird. Nicht angemessene Inhalte kann man dem
Seitenbetreiber über eigens hierfür eingerichtete Buttons
melden.Weitere Informationen gibt's hier:
LKA Niedersachsen
www.lka.polizei-nds.de/praevention/aktuellewarnmeldungen/erpressung-nach-flirt-114192.html
Ratgeber Internetkriminalität
www.polizei-praevention.de/sextortion
Polizeiliche Kriminalprävention
www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internet/sextortion/
Klicksafe (Soziale Netzwerke sicher nutzen)
www.klicksafe.de/soziale-netzwerke
Rückfragen bitte an:
Landeskriminalamt Niedersachsen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Antje Heilmann
Telefon: 0511 / 9873-1030
E-Mail: pressestelle@lka.polizei.niedersachsen.de