POL-ROW: ++ Kriminalstatistik 2015: Aufkommen an Straftaten fast unverändert – Kriminalität durch Asylbewerber im Landkreis Rotenburg nicht gestiegen ++

17.02.2016 – 13:07

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Rotenburg (ots) - Kriminalstatistik 2015: Aufkommen an Straftaten fast unverändert - Kriminalität durch Asylbewerber im Landkreis Rotenburg nicht gestiegen

LK Rotenburg. Die Auswertung der Kriminalstatistik des vergangenen Jahres für den Landkreis Rotenburg belegt, dass die Anzahl der Straftaten fast unverändert geblieben ist. Von den insgesamt 10.205 Fällen, die die Ermittler der Polizei zu bearbeiten hatten, wurden 6.260 Taten aufgeklärt. Das ergibt eine weiterhin hohe Aufklärungsquote von 61,34 Prozent. 2014 waren 6.229 von insgesamt 10.185 Taten aufgeklärt worden.

Für den Bereich der übergeordneten Polizeidirektion Lüneburg mit ihren sechs Inspektionen Lüneburg/Lüchow/Uelzen, Heidekreis, Stade, Harburg, Celle und Rotenburg weist die Kriminalstatistik hingegen einen deutlichen Anstieg von rund 5.000 Straftaten, also um 6,48 Prozent, aus. Das betrifft vor allem die Polizeiinspektionen Celle, Harburg, und Lüneburg mit Zuwächsen von teilweise über zehn Prozent.

Mit Blick auf die aktuelle Kriminalstatistik gibt die Polizei im Landkreis Rotenburg bei der öffentlich geführten Diskussion um einen möglichen Anstieg der Kriminalität durch den Zuzug von Flüchtlingen und Asylbewerbern Entwarnung. "Wir können anhand einer detaillierten Auswertung nichtdeutscher Tatverdächtiger klar erkennen, dass der Großteil dieser Täter aus dem östlichen Europa und der Türkei stammt", so die Leiterin der Kriminalpolizei, Kriminaloberrätin Petra Guderian.

Der Anteil der durch Ausländer begangenen Straftaten hat sich nicht erheblich verändert. Von der Herkunft der Tatverdächtigen sind osteuropäische Täter hier nach wie vor am häufigsten vertreten, aber auch nicht auffälliger als im niedersächsischen Durchschnitt. Straftaten durch Flüchtlinge spielen in der Gesamtbetrachtung eine eher untergeordnete Rolle und erzeugen weiterhin keinen Kriminalitätsbrennpunkt. Sexuell geprägte Taten, wie in der Silvesternacht in Köln, sind im Landkreis Rotenburg nicht angezeigt worden.

   -	siehe Diagramm Tatverdächtige 

Was weiterhin Sorge bereitet, ist der bundes- und landesweit zu verzeichnende Anstieg an Wohnungseinbrüchen. Im Vergleich zu 2014 sind die Wohnungseinbrüche im Landkreis von 317 auf 350 Taten angestiegen. Viele der Taten wurden allerdings schon im Versuchsstadium abgebrochen. Das zeigt, wie wichtig guter Einbruchsschutz in diesen Tagen geworden ist. Experten der Polizei beraten auch in Zukunft kostenlos über sinnvolle Vorbeugung. Mit 108 aufgeklärten Fällen verzeichnen die Ermittler im Landkreis Rotenburg jedoch eine erfreuliche Aufklärungsquote von über 30 Prozent. Das liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt von 22 Prozent. Gab es noch im Jahr zuvor örtliche Brennpunkte in autobahnnahen Ortschaften wie Sittensen, Elsdorf, Mulmshorn und Stuckenborstel, so verteilten sich im vergangenen Jahr die Einbrüche vor allem auf die Bereiche um Rotenburg und Zeven. "Die überdurchschnittliche Aufklärungsquote der Wohnungseinbrüche ist das Ergebnis einer seit Jahren eingesetzten Ermittlungsgruppe, die sich ausschließlich um diese, die Bevölkerung besonders beunruhigende Kriminalität kümmert", freut sich Kripochefin Guderian.

Mit 4.073 Diebstählen im vergangenen Jahr nahm die Bearbeitung der Eigentumskriminalität den Löwenanteil der polizeilichen Ermittlungsarbeit ein. Dabei unterscheidet das Gesetz in einfachen Diebstahl, wie Ladendiebstahl, Taschendiebstahl und Trickdiebstahl - also ohne Anwendung von Gewalt - und den schweren Diebstahl, bei dem der Täter beispielsweise in ein Haus einbricht oder besonders gesicherte Sachen stiehlt. Aber auch der Diebstahl bestimmter Dinge (z.B. Kircheninventar), gewerbsmäßiger Diebstahl oder das Bestehlen hilfloser Personen gilt als schwerer Diebstahl.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Diebstahlsdelikte 2015 um 362 Taten, also um fast 10 Prozent, angestiegen. Besonders fiel den Beamten ein starker Zuwachs an Ladendiebstählen auf. Bei ihren Ermittlungen stellt die Polizei fest, dass diese Zunahme hauptsächlich durch Taten osteuropäischer und vor allem rumänischer Tätergruppen zu erklären ist. Dabei handelte es sich vielfach um überörtlich agierende Kriminelle, die von Tatort zu Tatort reisen. Die Gewerbetreibenden haben darauf längst reagiert und setzen verstärkt auf Detektive und Kameraüberwachung. Diebstähle werden schneller entdeckt und der Polizei gemeldet - daher der Anstieg an gemeldeten Taten. Nicht selten sind vor allem professionelle Ladendiebe nach der Tatentdeckung schon geflüchtet, bevor sie an die Ordnungshüter übergeben werden konnten. In einigen Fällen erlangten sie ihre Beute sogar mit körperlicher Gewalt. Dann lag ein Raub oder ein räuberischer Diebstahl vor. 2015 verzeichnete die Polizei insgesamt 54 Raubtaten. Mehr als zwei Drittel (37) wurden aufgeklärt.

Im vergangenen Jahr wurden 1.100 Körperverletzungen bei den Polizeidienststellen im Landkreis zur Anzeige gebracht. Damit nimmt dieser Bereich der Rohheitsdelikte fast 10 Prozent aller Straftaten ein. Hier ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Möglicherweise tragen Präventionsprogramme, die die Polizei in Zusammenarbeit mit den Schulen durchführt, erste Früchte. In den meisten Fällen mussten die Beamten keinen der Täter ermitteln, denn ihre Personalien waren häufig bekannt. Daher liegt die Aufklärungsquote mit 91,82 Prozent erfahrungsgemäß hoch.

Echte Mordfälle mussten die Ermittler im Landkreis Rotenburg nicht aufklären. Trotzdem verzeichnet die Kriminalstatistik sechs größtenteils versuchte Tötungsdelikte. Im spektakulärsten Fall hatte im vergangenen Oktober ein damals 62-jähriger Mann bei einem Nachbarschaftsstreit in Selsingen mit einer Waffe auf seinen 39-jährigen Widersacher geschossen. Die Kugel verfehlte ihr Ziel und der Schütze wurde von der Polizei festgenommen. In Rotenburg kam es Anfang des vergangenen Jahres nach Beziehungsstreitigkeiten eines jungen Paares zu Handgreiflichkeiten. Der Mann soll seine im frühen Stadium schwangere Frau geschlagen haben. Die Mutter verlor ihr Kind. Die Beamten ermittelten wegen eines Schwangerschaftsabruchs. Im vergangenen Februar ist in Bremervörde ein erst wenige Wochen altes Baby mit Anzeichen eines Schütteltraumas in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die noch sehr jungen Eltern stehen im Verdacht einen versuchten Totschlag begangen zu haben. Im Juli hatte ein Mann bei der Selsinger Polizei angezeigt, dass Radmuttern an seinem Fahrzeug gelöst worden waren. In diesem Fall entschied die zuständige Staatsanwaltschaft auf Ermittlungen wegen eines versuchten Totschlags.

Erfreulich aus Sicht der Polizei ist der Rückgang an straffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen. Waren 2014 noch 181 strafunmündige Kinder und 514 Jugendliche als Täter aufgefallen, lag die Zahl der Kinder, die eine Straftat begangen haben, 2015 bei 155 und bei Jugendlichen bei 482. Der Rückgang von über acht Prozent ist durch die demographische Entwicklung nicht erklärbar. Auffällig in diesen Altersklassen ist ein erfreulicher Rückgang an Sachbeschädigungen und an Rohheitsdelikten. Häufiger traten Jugendliche allerdings bei Ladendiebstählen und bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz in Erscheinung.

In der Nachbetrachtung des letztjährigen Hurricane-Festivals in Scheeßel, bei dem die Rotenburger Polizei in jedem Jahr ihren größten Einsatz im Landkreis zu bestreiten hat, schreibt die Statistik ebenfalls erfreuliche Zahlen. Mit insgesamt 154 Straftaten hat die Kriminaliät während der heißen Tage auf dem Eichenring einen Tiefstand erreicht. Es kam zu weit weniger Taschendiebstählen und Diebstählen aus Zelten als noch im Vorfeld zu befürchten war. Erstaunlich ist auch, dass es bei einem Festival dieser Größe in fünf Tagen lediglich zu zwanzig Körperverletzungen gekommen ist. Schon bei der Anfahrt hatte die Polizei bei intensiven Verkehrskontrollen einige Autofahrer aus dem Verkehr gezogen, die unter Drogeneinfluss unterwegs waren.

Für weitere detaillierte Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Rotenburg
Pressestelle
Heiner van der Werp
Telefon: 04261/947-104
E-Mail: pressestelle(at)pi-row.polizei.niedersachsen.de

Quelle: news aktuell / dpa