Stade (ots) - Im Rahmen eines Pressegesprächs wurden heute Vormittag die Zahlen der Kriminalstatistik für den Bereich des Lankreises Stade vorgestellt.
Der Leiter der Polizeiinspektion Stade, Polizeidirektor Torsten Oestamnn und der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, Detlef Meyer erläuterten in dem Gespräch die statistischen Zahlen, gaben einen überblick über Tendenzen und Strömungen im Kriminalitätsgeschehen und standen für Fragen der Journalisten zur Verfügung.
Im Einzelnen wurde die Kriminalitätslage 2015 wie folgt dargestellt:
Die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre hat sich auch im abgelaufenen Jahr 2015 fortgesetzt. Die Anzahl der zu bearbeitenden Fälle reduzierte sich um 2,37% auf 11825 Fälle. Die Aufklärungsquote konnte mit 61,59% auf dem sehr hohen Niveau der letzten Jahre gehalten werden.
Die Verteilung des Kriminalitätsaufkommens im Landkreis Stade ist wie im Vorjahr annähernd ausgeglichen. Während im Stader Bereich 5942 Straftaten bearbeitet wurden, waren es im Buxtehuder Bereich 5883.
Auffallend ist, dass in beiden Bereichen die Vermögens- und Fälschungsdelikte abgenommen haben (minus 243 Fälle). Demgegenüber stiegen die Fälle im Diebstahlbereich um 182 Taten (Stade plus 17, Buxtehude plus 165).
Die Häufigkeitszahl im Zusammenhang mit der Gesamt-kriminalität reduzierte sich aufgrund der geringeren Fallzahlen auf 5989 (Vorjahr: 6163). Im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg liegt die Zahl bei 6728 und im Land Niedersachsen bei 7263. Die Häufigkeitszahl zeigt die Anzahl der Straftaten berechnet auf 100.000 Einwohner. Der Landkreis Stade liegt demnach im Vergleich mit anderen Landkreisen und auch im Vergleich mit dem Landesschnitt in einem sehr guten Bereich.
Im Jahr 2015 gab es 4810 Tatverdächtige (2014 = 5039)
Davon waren
141 Kinder = 2,93% aller Tatverdächtigen (2014: 167 = 3,31% aller Tatverdächtigen 507 Jugendliche = 10,54% aller Tatverdächtigen (2014: 529 = 10,50% aller Tatverdächtigen 558 Heranwachs. = 11,60% aller Tatverdächtigen (2014: 508 = 10,08% aller Tatverdächtigen
Die Kriminalstatistik 2015 verzeichnet sieben Straftaten gegen das Leben im Bereich des Landkreises Stade.
Herausragend ist dabei ein Mord, der sich bereits am 31.10.2014 ereignete und im Jahr 2015 in die Statistik einfloss.
Einem 61-jährigen Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Buxtehude, Schröderstraße, wurde von einem zunächst unbekannten jungen Mann offensichtlich grundlos im Treppenhaus mit einem Messer mehrfach in den Rücken gestochen. Der Mann erlag nach kurzer Zeit seinen Verletzungen. Die Tat wurde durch eine im Treppenhaus installierte Überwachungskamera aufgenommen. U.a. aufgrund dieser Aufnahmen konnte der Täter, ein 26-jähriger Mann ohne festen Wohnsitz, noch am selben Tag ermittelt werden. Er hatte einen flüchtig Bekannten vor der Tat in dem Haus besucht. Ein Motiv für den Mord gab es nicht. Der Täter war Btm-abhängig und psychisch auffällig. Er wurde zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.
Bei den Rohheitsdelikten insgesamt (Raubstraftaten, Körperverletzungen und Straftaten gegen die persönliche Freiheit) lag die Anzahl der Taten leicht unter dem Vorjahresniveau (2014 = 1772 / 2015 = 1691 Taten). Auffällig ist die Steigerung bei den Raubdelikten von 109 auf 132 Taten. Hierunter fallen verschiedene Taten wie 8 räuberische Erpressungen durch einen 19-jährigen Afghanen in der Justizanstalt Hahnöfersand oder 40 Raubdelikte auf Straßen, Wegen oder Plätzen in der Stadt Stade und im Bereich Buxtehude. 27 dieser Taten konnten geklärt werden. Amtsbekannte, wie ein 14-jähriger Intensivtäter aus Buxtehude oder ein deutscher Jugendlicher mit Migrationshintergrund, aber auch bisher nicht polizeilich in Erscheinung getretene Täter konnten ermittelt werden.
Die Anzahl der Sexualdelikte hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Die Zahl stieg von 103 in 2014 auf nun 117. Herausragend ist hier die Zunahme exhibitionistischer Handlungen und Erregung öffentlichen Ärgernisses von 17 auf 28 Taten. Allein 25 Taten gehen dabei auf das Konto eines 44-jährigen Deutschen, der sich bereits seit 2010 immer wieder nackt -vornehmlich nachts im Bereich von Einfamilienhäusern- in Buxtehude zeigte. Er konnte erst 2015 ermittelt werden, so dass auch die "alten" Taten in die Statistik einflossen.
Die Anzeigen wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte lagen auf dem Niveau der Vorjahre (2013 = 40 / 2014 = 37 / 2015 = 39 Taten).
Die Anzahl der Diebstahlsdelikte hatte 2013 mit 4553 Taten den tiefsten Stand seit der statistischen Erfassung erreicht. 2014 erfolgter wieder ein leichter Anstieg auf 4769 der sich 2015 fortsetzte auf nun 4951 Taten.
Die Anzahl der Wohnungs- und Tageswohnungseinbrüche erhöhte sich 2015 von 366 auf 566 Fälle. 288mal wurden im Stader Bereich, 278mal im Buxtehuder Bereich in Wohnungen eingebrochen. 29,86% der Taten konnten aufgeklärt werden. Ein Spitzenwert im Vergleich mit den anderen Polizeiinspektionen der Polizeidirektion Lüneburg (23,74%) . Und auch landesweit (22,21%) liegt die Polizei Stade in der Tataufklärung ganz vorn. Die Zunahme der Wohnungseinbrüche ist ein landesweiter Trend und findet sich somit auch in allen umliegenden Polizeiinspektionen wieder. Im Bereich des Landkreises Stade fällt auf, dass die Einbrüche im Stader Bereich zumeist von örtlichen Tätern verübt werden. Allein ca. 100 Taten werden drei Jugendlichen aus Stade zugeschrieben. Ein 17-Jähriger der Gruppe sitzt derzeit wegen eines anderen Deliktes in Untersuchungshaft. Diese Einbrüche wurden noch nicht vor Gericht verhandelt. Einem 45-Jährigen aus Stade wurden ebenfalls eine Reihe von Wohnungseinbrüchen nachgewiesen. Er wurde bereits zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Wie auch in den Vorjahren bleiben die Taten bei über einem Drittel im Versuchsstadium stecken.
Erfreulich ist der Rückgang der Fahrraddiebstähle. Schon 2014 ging die Anzahl der Taten um 120 zurück und im letzten Jahr wurden nochmals 72 Fälle weniger bearbeitet. Allerdings verblieben immer noch 857 Fahrraddiebstähle im abgelaufenen Jahr. Erwähnenswert ist die noch einmal gesteigerte Aufklärungsquote auf jetzt über 32 Prozent. Der Rückgang der Taten ist sicher auf die intensive und strukturierte polizeiliche Arbeit zurückzuführen. Speziell für diesen Deliktbereich zuständige Beamte in Stade und Buxtehude arbeiten nicht nur untereinander, sondern auch zum Beispiel mit der Bahnpolizei eng zusammen. Jetzt zeigt sich langsam der Erfolg der seit Jahren betriebenen kontinuierlichen Arbeit.
Eine Zunahme ist bei dem Taschendiebstahl festzustellen. Die Anzahl der Taten erhöhte sich von 134 auf 173. Ca. 50 Taten haben sich allein im Bereich der Bahnhöfe Stade und Buxtehude zugetragen. Ein weiterer Schwerpunkt findet sich natürlich in den Innenstädten, da aufgrund der Menschendichte dort die Gelegenheiten für die Täter günstiger sind als in Wohnsiedlungen. Leider ist es den Geschädigten vielfach nicht möglich eine Beschreibung der Täter zu geben, da die Diebstähle in der Regel erst zu einem späteren Zeitpunkt bemerkt werden. Die Möglichkeit der Aufklärung ist daher gering. Dennoch konnte ein Trio aus algerischen Staatsbürgern ermittelt werden, die in der Stadt Stade unterwegs waren. Außerdem steht ein 46-jähriger rumänischer Staatsangehöriger im Verdacht mehrere Taschendiebstähle begangen zu haben. Er hatte eine Haftstrafe abzusitzen und ist seit Sommer 2015 wieder auf freiem Fuß.
Die Anzahl der Ladendiebstähle ging im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück (von 854 auf 779 Taten). Auffälligkeiten sind hier nicht feststellbar.
Im Bereich Vermögens- und Fälschungsdelikte fiel die Anzahl der Taten von 2095 um 243 auf 1852 im Jahr 2015. Die größte Verringerung zeigte sich im Bereich Waren- und Warenkreditbetrug (minus 79) und Betrug mittels entwendeter Zahlungsmittel (minus 97).
Die Anzahl der Strafanzeigen im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Betäubungsmittel hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 44 (2014: 620) auf 664 erhöht. Vorrangig ist -wie schon im Vorjahr- der Zuwachs im Allgemeinen Verstoß gegen § 29 BtMG zu finden (ein Plus von 29 Taten). In diesen Bereich fallen Anzeigen, die aufgrund von Verkehrsverstößen (Fahren unter dem Einfluss von Betäubungsmittel) separat zur verkehrsrechtlichen Anzeige gefertigt werden. Die Beamten des Streifendienstes sind explizit beschult und verfügen zwischenzeitlich über entsprechende technische Ausstattung, um flächendeckend vermehrt Kontrollen auf diesem Gebiet durchzuführen.
Im Laufe des Jahres 2015 wurden zahlreiche Flüchtlinge und Asylsuchende im Landkreis Stade aufgenommen. Mitte Oktober erreichte ein Amtshilfeersuchen des Landes auch den Landkreis Stade, der daraufhin, diesem Ersuchen folgend, eine Vielzahl von Flüchtlingen u.a. in zu Notunterkünften umgerüsteten Turnhallen aufnahm.
Die offizielle polizeiliche Kriminalstatistik weist keine Definition für den Begriff "Flüchtlinge" aus. Vor dem Hintergrund der stark ansteigenden Zahlen an Flüchtlingen in Niedersachsen wurde jedoch ab Anfang November 2015 eine spezielle landesweite Auswertmöglichkeit geschaffen, um Straftaten durch und gegen Flüchtlinge genau erfassen und auswerten zu können.
Für den Landkreis Stade wurden vom 05.11.2015 (Beginn der Erfassung) bis zum 31.12.2015 45 Straftaten erfasst, die durch Flüchtlinge begangen wurden. Im Einzelnen aufgeschlüsselt handelt es sich in der Mehrzahl um Körperverletzungen (8 Taten), einfache Diebstähle (11 Taten) und Ladendiebstähle (11 Taten) Bei den Körperverletzungen handelt es sich zumeist um einfache bzw. leichte Körperverletzungen nach Unstimmigkeit innerhalb der Notunterkünfte. Bei den einfachen Diebstählen u.a. um Fahrraddiebstähle im Bahnhofsbereich (5 Taten). Die ermittelten Täter sind in der Mehrheit zwar in Stade wohnhaft, eine nicht unerhebliche Anzahl hat aber auch den Wohnsitz außerhalb Niedersachsens. Bei dieser Erfassung werden nicht nur die neu angekommenen Flüchtlinge, sondern auch Asylbegehrende, die schon länger in Deutschland leben erfasst.
Belastbare Aussagen sind aufgrund des kurzen Beobachtungszeitraumes noch nicht abschließend möglich. Jedoch widersprechen die bisher vorliegenden Zahlen den teilweise auch in der Öffentlichkeit geäußerten Vermutungen, dass mit dem Zuzug von Flüchtlingen die Kriminalität in besorgniserregendem Maße steige.
Jugendkriminalität:
Im Jugendbereich können auffällige Tendenzen im Deliktsbereich Raub festgestellt werden. Die Anzahl der Taten erhöhte sich von 19 auf 27 Taten, die sich vor allem im Innenstadtbereich Stade zeigten. Vielfach waren Frauen Opfer, denen die Handtaschen geraubt wurden, um daraus das Bargeld zu entwenden. Vereinzelt fielen auch Handys in die Hände der Täter.
Alsbald geriet ein 16-Jähriger Intensivtäter aus Stade in den Fokus der Ermittlungen. Er kristallisierte sich als Kopf einer Jugendbande heraus, der schließlich 13 Raubtaten nachgewiesen werden konnte. Gegen den 16-jährigen Haupttäter wurde kurz vor Weihnachten 2015 ein Untersuchungshaftbefehl erlassen. Er wurde am 04.01.2016 wegen der ersten Raubserie zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, sitzt aber nach wie vor in Untersuchungshaft, da die Verhandlung wegen weiterer Raubtaten noch aussteht.
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Quelle: news aktuell / dpa