POL-RE: Kreis Recklinghausen/Bottrop: Kriminalitätsbericht 2015 – Deutlich weniger Straftaten erfasst / Jede zweite Straftat aufgeklärt / Wohnungseinbruch weiterhin im besonderen Fokus

14.03.2016 – 09:30

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Recklinghausen (ots) - "Die Zahl der erfassten Straftaten ist weiterhin gesunken; gleichzeitig konnte jede zweite Straftat geklärt werden. Somit hat sich die Gefahr, im Kreis Recklinghausen und in Bottrop Opfer einer Straftat zu werden verringert. Das sind natürlich positive Nachrichten. Sorgen bereiten mir die Entwicklungen beim Wohnungseinbruch. Die Bekämpfung dieses besonders sozialschädlichen Delikts hat für mich höchste Priorität.", fasst Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen zusammen.

Weniger Straftaten - Gute Aufklärungsquote Insgesamt erfasste die Polizei Recklinghausen im Jahr 2015 gut 2.700 Straftaten weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig konnte die gute Aufklärungsquote aus dem letzten Jahr annähernd gehalten werden. Von dem historischen Wert von 50,86% sank sie minimal auf 50.06%. Dies ist nach 2014 die beste Aufklärungsquote mindestens der letzten 32 Jahre (so weit reichen die Aufzeichnungen zurück). Insbesondere gingen dabei die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr beim Raub auf Geschäfte (-23,44%), Straßenraub (-5,65%), Sexualdelikten (-8,96 %) und den Delikten der Straßenkriminalität (-2,99%) zurück.

Kriminalitätsgefahr auf historisch niedrigem Stand Die Kriminalitätshäufigkeitszahl ist die Zahl der bekannt gewordenen Straftaten bezogen auf 100.000 Einwohner. Sie gibt Auskunft über die Gefahr Opfer einer Straftat zu werden und macht Angaben zur Belastung in den einzelnen Kommunen. Die Häufigkeitszahl ist im Jahr 2015 um einen Wert von gut 1.300 gesunken. Der aktuelle Wert stellt dabei den niedrigsten der letzten zehn Jahre dar. Dabei ist die Häufigkeitszahl in der Stadt Recklinghausen am höchsten und in der Stadt Oer-Erkenschwick am niedrigsten.

Wohnungseinbruchszahlen gestiegen - Anteil der Versuchstaten zugenommen. In fast jedem zweiten Fall blieben die Einbrecher erfolglos. Überörtlich agierende Einbrecherbanden fordern die Ermittler beim Wohnungseinbruch weiterhin in besonderem Maße. Nach zwei Jahren mit rückläufigen Fallzahlen ist die Zahl der Wohnungseinbrüche 2015 im Präsidialbereich wieder angestiegen (+345). Dies entspricht dem Trend in Nordrhein-Westfalen (NRW). Die Steigerungsrate für Bottrop und den Kreis Recklinghausen liegt dabei allerdings unter der durchschnittlichen Fallzahlerhöhung von NRW. Einbrecher gingen fast 2.700 Wohnungen und Häuser an. Gut 16% der Fälle konnten aufgeklärt werden. Dies ist in dem besonders schwierig zu klärenden Deliktsfeld ein überdurchschnittlicher Wert und überschreitet die Gesamtaufklärungsquote in NRW. "Für Tataufklärungen sind die Hinweise aufmerksamer Bürgern wichtig. Wir erhalten auch jetzt schon regelmäßig solche Hinweise. Wenn wir allerdings das wüssten, was Nachbarn sehen und hören, könnten wir noch deutlich mehr Einbrüche klären! Neben der Aufmerksamkeit der Polizei ist es auch wichtig, dass die Menschen aufeinander achtgeben und verantwortlich handeln. Bei verdächtigen Beobachtungen sollte sich daher niemand scheuen, die 110 zu wählen.", erklärt der Leiter der Direktion Kriminalität, Holger Haufmann.

Die Zahl der Einbruchsversuche ist im Jahr 2016 um fast 2,5% gestiegen. Der Anteil der annähernd 45% Versuchstaten stellt damit den höchsten Wert mindestens der letzten 10 Jahre dar.

Friederike Zurhausen: "Damit blieben die Täter in fast jedem zweiten Fall erfolglos. Dies dürfte mit unserer engagierten Präventionsarbeit zusammenhängen. Im letzten Jahr führten wir in fast allen Städten meines Zuständigkeitsbereichs entsprechende Schwerpunktaktionen durch, in denen Fachleute insbesondere mechanische Sicherungen an Türen und Fenstern vorstellten. Diese Aktionen haben bei vielen Bürgerinnen und Bürgern zu entsprechenden Nachrüstungen geführt."

Zur Klärung von Einbruchstaten sind täterbezogene Ermittlungen im Kriminalkommissariat 14 und in der Ermittlungskommission (EK) Phönix von besonderer Bedeutung. Dabei wurden in den letzten Jahren immer wieder Erfolge der EK veröffentlicht. Auch im Jahr 2015 konnten die Ermittlerinnen und Ermittler des KK 14 und der EK Phönix wieder Wohnungseinbrüche durch akribische Ermittlungstätigkeit klären.

Der Wohnungseinbruch ist weiterhin das strategische Ziel der Polizei Recklinghausen. Weiterhin bekämpft sie direktionsübergreifend dieses besonders sozialschädliche Delikt. Dabei greifen mehrere Rädchen ineinander: Neben der beweissicheren Tatortaufnahme, der zentralen Sachbearbeitung im Fachkommissariat 14 mit täterorientierten Ermittlungen bei der EG Phönix, dem Aufsuchen aller Einbruchsopfer durch den Bezirks- und Schwerpunktdienst und die individuelle Beratung zu besseren Sicherungen gegen Wohnungseinbruch durch das Fachkommissariat für Kriminalprävention führen regelmäßige Kontrollen des Wachdienstes und der Direktion Verkehr zur Gewinnung von Erkenntnissen. Friederike Zurhausen: "Wir beobachten ständig die Entwicklungen des Wohnungseinbruchs und haben unmittelbar mit konzeptionellen Maßnahmen reagiert. Wir werden auch weiterhin alles tun, um die steigenden Zahlen im Wohnungseinbruch einzudämmen."

Leichter Rückgang bei den Rohheitsdelikten In diesem Deliktsfeld sind unter anderem Raubtaten und Körperverletzungsdelikte zusammengefasst. Annähernd 7.500 Delikte wurden hier gezählt, von denen gut 87% aufgeklärt werden konnten. Mit 491 Raubdelikten blieb die Anzahl zum zweiten Mal unter der Zahl 500. Das sind sieben Delikte mehr als im Vorjahr. Fast jede zweite Tat konnten die Ermittler dabei aufklären (47,86%). Fast die Hälfte dieser Delikte (234) waren Straßenraubtaten. Das waren 14 Taten weniger als im Jahr 2014. In 49 Fällen kam es zu Raubüberfällen auf Geschäfte. Damit sank hier die Zahl um 15 Überfälle im Vergleich zum Vorjahr. 45% dieser Fälle konnten geklärt werden.

Gewaltkriminalität leicht angestiegen Gewaltkriminalität fasst Taten mit gröberer Gewaltanwendung oder mit schwereren Folgen bei den Opfern zusammen (1.736). Rückläufige Fallzahlen prägten dieses Deliktsfeld seit Jahren. Trotz geringer Zunahme (+37) im Jahr 2015, handelt es sich dennoch um den zweitniedrigsten Stand der letzten zehn Jahre. Den größten Anteil nehmen dabei die Delikte der gefährlichen Körperverletzung ein (1.147). Mehr als 87% dieser Delikte konnten dabei geklärt werden. Dies stellt die höchste Aufklärungsquote der letzten zehn Jahre dar. Kripochef Holger Haufmann weist darauf hin, dass derartige Delikte in der Mehrzahl auf persönlichen Streitigkeiten beruhen und somit eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer besteht. Überfallartige Körperverletzungen ohne solche Vorbeziehung sind deutlich seltener.

Straßenkriminalität auf dem tiefsten Stand der letzten zehn Jahre Dieses Deliktsfeld fasst im öffentlichen Raum begangene Straftaten, wie Straßenraub, Sachbeschädigungen, Taschendiebstähle, Körperverletzungen auf Straßen und auch Sexualdelikte auf Straßen oder Diebstähle aus Kraftfahrzeugen zusammen. Gut 15.000 Taten der Straßenkriminalität bearbeitete die Polizei im Jahr 2015. Im Vorjahr waren es noch fast 500 Taten mehr. Insgesamt verringerten sich die Fallzahlen in diesem Deliktsbereich in den letzten 10 Jahren um über 5.000 Fälle.

"Hier greift die Strategie, an den Orten besonders präsent zu sein, an denen vermehrt Straftaten geschehen. Ich weiß allerdings darum, dass die objektiven Zahlen nicht mit der gefühlten Sicherheit übereinstimmen. Deshalb legen wir auch ein besonderes Augenmerk auf mehr Präsenz in vielen Bereichen, um die Polizei für die Bürgerinnen und Bürger stärker wahrnehmbar zu machen, das werden wir auch in Zukunft besonders intensiv im Blick behalten.", erläutert Friederike Zurhausen.

Jugendkriminalität seit Jahren kontinuierlich rückläufig Der Anteil der unter 21 Jahre alten Tatverdächtigen nahm in den letzten Jahren stetig ab. Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt nun knapp über 20%. Dabei handelt es sich um den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre.

Dazu erklärt Holger Haufmann: "Hier zeigt sich unsere erfolgreiche Arbeit. Seit Jahren bearbeiten besonders fortgebildete Jugendsachbearbeiter diese Straftaten. Dabei werden alle bekannt gewordenen Straftaten eines Jugendlichen von einem festen Sachbearbeiter bearbeitet. Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Jugendamt und Staatsanwaltschaften werden den Jugendlichen konsequent und in einem engen zeitlichen Zusammenhang Konsequenzen für ihr Handeln aufgezeigt. Dies gilt besonders für jugendliche Intensivtäter, die nach einem umfassenden Konzept betreut werden"

Fragen zur Kriminalitätsentwicklung beantwortet der Direktionsleiter Kriminalität, Holger Haufmann. Die Nachfragen können an die Pressestelle der Polizei Recklinghausen unter Tel. 02361/551032 gerichtet werden.

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Recklinghausen
Ramona Hörst
Telefon: 02361/55-1032
E-Mail: pressestelle.recklinghausen@polizei.nrw.de
www.polizei.nrw.de

Quelle: news aktuell / dpa