Nienburg (ots) - Die Fachtagungsreihe Polizei-Informatik wurde 2015 für Lehrende und / oder Forschende in der Informatik an Hochschulen und Akademien der Polizeien im Bundesgebiet ins Leben gerufen, um die polizeiliche Informatik in der Aus- und Fortbildung voran zu bringen. Neben dem Austausch zum aktuellen Stand der Lehre und Forschung in der polizeilichen Informatik bietet die Fachtagungsreihe allen Teilnehmern eine Plattform zur Präsentation aktueller Arbeiten, visionärer Ideen und strategischer Innovationen.
Am 25. und 26. April 2017 fand die zweite Fachtagung Polizei-Informatik, diesmal an der Polizeiakademie Niedersachsen in Hann. Münden, statt. Dr. Roman Povalej, Professor für Informations-und Kommunikationstechnik / Cybercrime an der Polizeiakademie, lud Lehrende und Forschende von Hochschulen und IT-Ermittler aus den Polizeien zur Fachtagung ein. An zwei halben Tagen haben zwölf Referenten elf Vorträge zu spannenden Themen rund um die polizeiliche Informatik vor mehr als 70 Zuhörerinnen und Zuhörern gehalten.
Als Keynote-Speaker konnten Oberstaatsanwalt Frank Lange, Staatsanwaltschaft Verden, und Jörn Bisping, Zentrale Kriminalinspektion Lüneburg, gewonnen werden. In ihrem Vortrag gingen sie thematisch auf die organisierte Kriminalität im Cyberspace ein und gaben dem Auditorium tiefergehende Einblicke zum Projekt "Avalanche", die augenscheinlich weltweit größte Infrastruktur zum Betrieb von Botnetzen.
Prof. Dr. Wilfried Honekamp, Akademie der Polizei Hamburg, sprach zum Thema "Underground Economy", und erläuterte wie einfach es sein kann, illegale Angebote im Darknet aufzufinden.
Wie Angehörige und Sympathisanten radikal-islamistischer und terroristischer Strömungen moderne IuK-Strukturen nutzen und welche neuen Herausforderungen sich hieraus für die Polizeiarbeit ergeben, zeigte Thomas Faelligen, Technische Einsatzeinheit der Zentralen Polizeidirektion Hannover, in seinem Vortrag "Open Source Jihad", auf.
Oliver Stock aus dem Niedersächsischen Innenministerium hob in seinem Impulsvortrag "Polizeiarbeit in der digitalen Welt" hervor, wie das Voranschreiten der digitalen Welt immer mehr Einfluss auf die Polizeiarbeit nimmt und wie wichtig dabei die digital vernetzte Polizeiarbeit bereits heute ist und zukünftig sein wird.
Mit "Neuen Wegen in der Aus- und Fortbildung Cybercrime" befasste sich Michael Herbst, Polizeiakademie Niedersachsen. Er erläuterte, welche Schritte bereits unternommen worden sind und welche noch vorzunehmen sind, um den Herausforderungen der digitalen Welt in der Aus- und Fortbildung effizient begegnen zu können.
Jan Kirchhoff von der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland stellte seinen Ansatz vor, verschiedene Bitcoin-bezogene Funde in forensisch aufbereiteten Daten zu klassifizieren, um die Aufklärung von Straftaten zu fördern. Dabei zeigte er weiteren Handlungsbedarf für die Ermittlungsbehörden auf und warf einen Blick auf verbundene und zukünftige Problemstellungen.
Den zweiten Tag eröffnete Prof. a.d.PA Dr. Roman Povalej, Polizeiakademie Niedersachsen, mit seinem Vortrag "Mit Big-Data-Analysen gegen Cybercrime". Dabei zeigte er auf, welche Technologien eingesetzt werden und welche grundlegenden Arbeiten vorzunehmen sind, damit Massendaten überhaupt analysiert und entsprechend Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden können.
Christian Bubenheim, Forensic Thinktank, erläuterte in seinem Vortrag "Paradigmenwechsel in der Computerforensik" sehr lebhaft und mit Beispielen aus der Geschichte, wie Human- und Sozialforensik das Verhältnis von Mensch und Maschine neu beleuchten.
Ihre psychologischen Grundüberlegungen, wie das IT-Zeitalter Einfluss auf die bekannten Kommunikationswege nimmt und verändert, präsentierte Prof. a.d.PA Dr. Sabine Schildein, Polizeiakademie Niedersachsen. Dabei ging sie auf das Phänomen Pokémon ein, als bekannter Vertreter der Augmented Reality.
Prof. Dr.-Ing. Steffen Bug, Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung (HfPV) stellte die Ergebnisse des Wahlpflichtfachs "Computergestützte Verkehrsüberwachung", entstanden im Rahmen des Forschungsprojektes ECONELA, vor. Ziel dabei war die Implementierung einer auf kameragestützter Mustererkennung basierenden Bewegungserkennung und -auswertung von sich bewegenden Objekten.
Abschließend ging Prof. Dr. Dirk Labudde, Hochschule Mittweida, in seinem Vortrag "Predictive Policing" auf Möglichkeiten ein, wie Verbrechensvorhersagen auf Grundlage von Massendaten aus sozialen Netzwerken getroffen werden können und welche Bedeutung sie für die Polizeiarbeit haben können.
Der Tagungsband wird im Nachgang der Fachtagung erscheinen. Die dritte Fachtagung Polizei-Informatik 2018 wird an der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung (HfPV) stattfinden. Aktuelle Informationen finden Sie unter: www.polizeiinformatik.de
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