Telefonbetrüger schlagen zu / Medienmeldung von Freitag, 11. August 2017

Fulda (ots) - FULDA / OSTHESSEN - Betrüger, die sich am Telefon als Kriminalpolizisten ausgeben und auf diese Weise das Vertrauen der Menschen ausnutzen, haben im Laufe der Woche in Fulda zugeschlagen. Oft schon hat die Polizei vor den dreisten Tätern und ihren Maschen gewarnt, dennoch haben sie immer wieder Erfolg. Egal ob "Enkeltrick", "Schockanrufer", "Gewinnversprechen" oder als falsche Polizeibeamte: Die Betrüger gehen rhetorisch geschickt und zugleich arbeitsteilig und konspirativ vor. Der folgende Fall hat sich in Fulda zugetragen. Wir schildern, wie die gemeinen Betrüger eine 66 Jahre alte Frau um einen Teil ihrer Ersparnisse brachten:

Dienstagabend (08.08.), 20:00 Uhr. Bei der Geschädigten klingelt das Telefon. Die Frau, 66 Jahre alt, lebt allein in ihrer Wohnung und hat keine engeren Angehörigen. Am Apparat ist ein Mann, der sich als Beamter der Fuldaer Kripo ausgibt. Er berichtet der Frau über eine Einbrecherbande, die in ihrer Nachbarschaft ihr Unwesen getrieben habe, nennt ihr sogar die Straße mit dem Tatort. Außerdem weiht er die Frau in eine Observationsmaßnahme zur Ergreifung der angeblichen Einbrecherbande ein. Auf diese Weise gewinnt der Anrufer nach und nach das Vertrauen seines Opfers, und so willigt die Frau schließlich ein, zum eigenen Schutz ihre Wertsachen in die Obhut des falschen Polizisten zu geben. Nachdem das Telefonat bereits vier Stunden ununterbrochen geführt wird, läutet es gegen Mitternacht an der Haustür der Fuldaerin. Dort steht ein angeblicher Kollege des Anrufers, der sich zwar nicht mit einem Dienstausweis, jedoch mit einem zuvor vereinbarten Kennwort legitimiert. Bereitwillig und gutgläubig übergibt die Frau ihm ihre im Haus befindlichen Wertsachen, Bargeld und Schmuck im Wert von mehreren hundert Euro. Anschließend telefoniert sie noch fast eine ganze Stunde mit dem falschen Polizisten. Während des Telefonats, das insgesamt beinahe fünf Stunden dauerte, hat die Geschädigte nicht nur die im Haus befindlichen Wertgegenstände verloren, sondern dem geschickt redenden Anrufer auch einen tiefen Einblick in ihre finanziellen Verhältnisse gegeben.

Mittwoch, 09. August. Wieder klingelt bei der Geschädigten das Telefon und der gleiche falsche Kriminalbeamte wie am Vorabend ist am Apparat. Er berichtet der Frau über betrügerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Hausbank, denen er und seine Kollegen in einem streng geheimen Ermittlungsverfahren auf der Spur seien. Der Betrüger empfiehlt ihr aus diesem Grund, sämtliche Ersparnisse vom Konto abzuheben und in einem Schließfach zu deponieren. Das Vertrauen der Rentnerin in den Anrufer ist so groß, dass sie sich zu ihrer Bank begibt und dort einen Teil ihrer Ersparnisse abhebt. Einem Bankmitarbeiter, der die Geschädigte nach dem Zweck für die plötzliche Liquidierung ihrer Einlagen fragt, antwortet sie aus Rücksicht auf die streng geheime Polizeimaßnahme nur ausweichend. Das Bargeld deponiert sie wie empfohlen in ihrem Schließfach.

Donnerstag, 10. August. Die Betrüger verwirklichen den letzten Teil ihrer Tat. Am frühen Nachmittag fährt die Geschädigte wiederum nach einem vorangegangenen Telefonat mit dem angeblichen Polizisten zu ihrer Bank. Er hat es inzwischen geschafft, sie vollkommen misstrauisch gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank zu machen. Aus dem Schließfach entnimmt sie das gesamte Geld, um es in trügerische Sicherheit zu bringen. Mit mehreren zehntausend Euro in der Tasche trifft sie sich gegen 15:00 Uhr auf dem Domplatz mit einem ihr fremden Mann. Wiederum durch ein "Kennwort" legitimiert, übergibt die Frau ihm das gesamte Geld. Um alle Zweifel auszuräumen gibt ihr der Unbekannte sogar noch sein Handy. In der Leitung der ihr bereits vertraute Kriminalbeamte. Er rät ihr, sich in der Stadt ein Handy zu kaufen um mit ihm in Verbindung bleiben zu können. Dazu gibt er ihr seine -natürlich falsche- telefonische Erreichbarkeit durch. Außerdem empfiehlt er ihr, mehrere Stunden nicht nach Hause zu fahren, um die noch laufende Observation der Einbrecherbande nicht zu gefährden. So verbringt die Rentnerin mehrere Stunden in der Stadt, kauft sich sogar ein Handy.

Erst am Abend begibt sie sich zum Polizeipräsidium. Bei der Wache erkundigt sie sich nach dem angeblichen Kriminalbeamten, sie müsse ihn dringend sprechen. Tatsächlich gibt es in Fulda einen Kriminalpolizisten mit dem gleichen Namen. Der Beamte an der Wache fragt sie nach dem Grund für das Gespräch. Auf die Antwort, es handele sich um einen geheimen Einsatz und ihre Frage, wann sie denn wieder in ihre Wohnung zurückkehren könne, weist der Wachhabende sie eindringlich auf die Möglichkeit hin, sie könne Betrügern aufgesessen sein. Ungläubig und überzeugt von der Richtigkeit der vorherigen Ereignisse verlässt die Geschädigte die Wache wieder. Erst gegen 23:30 Uhr dämmert ihr, dass sie Opfer einer gemeinen und hinterhältigen Straftat geworden war. Erneut meldet sie sich bei der Polizei und zeigt die Geschehnisse an.

Die echte Polizei hat sofort die Ermittlungen aufgenommen und versucht nun, den Tätern auf die Spur zu kommen. Ein erster Hinweis ist die Personenbeschreibung des falschen Polizisten am Domplatz.

Ihm hatte die Frau am Donnerstagnachmittag (10.08.), gegen 15:00 Uhr, ihre Ersparnisse übergeben. Der Mann war zwischen 20 und 25 Jahre alt und hatte kurze dunkelblonde Haare. Er war mit einer blauen Jacke bekleidet und trug weder Bart noch Brille. Die Geldübergabe fand an der nördlichen Domseite in Richtung der Marienkapelle statt.

Im Zusammenhang mit dem geschilderten Fall und der aktuell andauernden Welle betrügerischer Telefonate rät die Polizei:

- Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinotruf-Nummer 110 an. Das tun nur Betrüger. Sind Sie sich unsicher, wählen Sie die Nummer 110. Benutzen Sie dabei aber nicht die Rückruftaste, da Sie sonst möglicherweise wieder bei den Betrügern landen, sondern wählen Sie die Nummer selber. Sie können sich aber auch an die örtliche Polizeidienststelle wenden. - Sprechen Sie am Telefon nie über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse. - Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. - Deponieren Sie weder Geld noch Wertsachen auf Grund einer Anweisung des angeblichen Polizeibeamten vor dem Haus oder der Wohnung. - Polizeibeamte in Zivil sind verpflichtet, sich auszuweisen. - Zeigen Sie Fremden nie Ihr Bargeld und machen Sie auch keine Angaben zu sonstigen Wertsachen. - Wehren Sie sich gegen zudringliche Besucher notfalls auch energisch, indem Sie laut sprechen oder um Hilfe rufen. - Klären Sie lebensältere Familienangehörige, Nachbarn und Bekannte auf.

Hinweise bitte an die Polizei in Fulda, Tel.: 0661 / 105 - 0, jede andere Polizeidienststelle oder über die Onlinewache der Hessischen Polizei, die rund um die Uhr im Internet unter www.polizei.hessen.de/onlinewache erreichbar ist.

Christian Stahl Pressesprecher Tel.: 0661 / 105 - 1011

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Osthessen
Pressestelle

Telefon: 0661-105-0
Fax: 0661-105 1019
E-Mail: pressestelle.ppoh@polizei.hessen.de