Frankfurt/Main (ots) - Am 16. August zog die Urkundenprüfstelle des Kriminaltechnischen Dienstes der Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt am Main das dreißigtausendste sogenannte "inkriminierte Dokument" aus dem Verkehr. Inkriminiert bedeutet in der Sprache der Kriminologen, dass die vorgelegte Urkunde im Zusammenhang mit einer Straftat steht. Im vorliegenden Fall versuchte ein ghanaischer Staatsangehöriger bei der Ausreise nach Kanada über seine wahre Identität hinwegzutäuschen, indem er zur Passkontrolle einen elektronischen spanischen Reisepass vorlegte, der allerdings für eine andere Person ausgestellt war. Eine solch missbräuchliche Benutzung ist nicht immer zweifelsfrei auf den ersten Blick zu erkennen.
Das auf dem Chip gespeicherte Lichtbild wird in diesem Fall mit einer vor Ort gefertigten Digitalfotografie auf einem Computerbildschirm abgeglichen. Anhand individueller und relativ unveränderlicher Gesichtsmerkmale kann so zweifelsfrei festgestellt werden, ob es sich hier auch tatsächlich um den rechtmäßigen Benutzer des Dokuments handelt.
Den Arbeitsschwerpunkt der 2002 gegründeten Urkundenprüfstelle bildet aber das Erkennen gefälschter Dokumente: Reisepässe, Personalausweise, Führerscheine, aber auch Geburtsurkunden, Visaetiketten, Seefahrtsbücher und sogar Banknoten.
Seit Bestehen der Prüfstelle wurden den Spezialisten am Frankfurter Flughafen rund 118.000 solcher Dokumente zur genaueren Überprüfung vorgelegt. Etwa 25 Prozent davon waren entweder ge- oder verfälscht, wurden auf Grundlage ge- oder verfälschter Dokumente ausgestellt oder wurden, wie im geschilderten Fall, missbräuchlich benutzt.
Um den Passfälschern auch zukünftig immer einen Schritt voraus zu sein, sind Schulungsmaßnahmen für die Bundespolizisten am Flughafen ein weiterer Aufgabenschwerpunkt.
"Mit zunehmender Digitalisierung arbeiten auch die Fälscherwerkstätten immer professioneller", so Klaus Seibert, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Urkundenprüfstelle. "Plumpe Passfälschungen, wie beispielsweise Farbkopien, sind heute eher selten geworden." 2010 wurde durch die Urkundenprüfstelle die weltweit erste Fälschung eines elektronischen Reisepasses festgestellt. Um derart hochwertige Fälschungen und Manipulationen erkennen zu können, verfügen die Urkundenspezialisten am Frankfurter Flughafen über modernste elektronische Ausrüstung. Digitale Stereomikroskope für Vergrößerungen, Dokumentenboxen zur Videospektralanalyse um beispielsweise entfernte Einträge und Stempel wieder sichtbar zu machen und ein digitales Fotostudio, um die Fälschungen auch dokumentieren zu können.
Allein im letzten Jahr konnten rund 1.300 falsche Dokumente aus dem Verkehr gezogen werden.
Auf die Expertise der Prüfstelle greifen auch zahlreiche andere Behörden aus dem Rhein-Main-Gebiet sowie dem In- und Ausland zurück.
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