Sittensen BAB 1 (ots) - Bei der Aufklärung von Unfällen im Schwerverkehrsbereich, als auch im Rahmen allgemeiner Verkehrskontrollen, stoßen die Kontrollorgane immer wieder auf Manipulationen der digitalen Kontrollgeräte. Rund um dieses Thema, welches für reichlich Zündstoff und Diskussionen sorgte, informierten sich am gestrigen Mittwoch eine Vielzahl von Berufskraftfahrern, Spediteuren und Unternehmer beim 160. Fernfahrerstammtisch der Polizeidirektion Lüneburg.
POK'in Andrea Möller, von der Autobahnpolizei Winsen, sowie Sven Schaadt, Schverständiger der DEKRA, führten anhand eines interessanten Vortrages durch den Abend. Dabei konnten sie anschaulich darstellen, dass durch Manipulationen im Bereich des digitalen Kontrollgerätes, die Verkehrssicherheit erheblich leidet. Unter anderem werde durch den Einsatz eines Magneten, oder elektronischen Bauteils, welche die ordnungsgemäße Funktion des digitalen Kontrollgerätes abschalten, auch diverse Bauteile im Fahrzeug und sogar wichtige Sicherheitssysteme, wie ABS, Bremsanlagen etc. außer Kraft gesetzt, so POK'in Möller.
Anhand von Ermittlungsergebnissen zur Verkehrsunfällen, sowie videografierten Fahrversuchen konnte gezeigt werden, dass der LKW durch Manipulationen unkontrollierbar werden kann. Sven Schaadt befasse sich seit mehreren Jahren genau mit diesem Thema und den technischen Auswirkungen auf entsprechende Bauteile der Fahrzeuge. Er werde regelmäßig durch Polizei und Staatsanwaltschaft angefordert, wenn bei Kontrollen Verdachtsmomente festgestellt werden, welche Rückschlüsse auf eine Manipulation zulassen und geht dann der Ursache auf den Grund. Durch ihn konnten den Zuhörern, die technischen Abläufe und Erforderlichkeiten der Sensortechnik anschaulich und deutlich dargestellt werden. Durch Manipulation der Impulsgeber, unterdrücke man nicht nur Daten für das digitale Kontrollgerät, sondern eben auch wichtige Parameter u.a. für Fahrassistenzsysteme, die Bremsanlage als auch die Getriebesteuerung. So sei in der Vergangenheit festgestellt worden, dass Getriebe sprichwörtlich um die Ohren geflogen sind, da durch einen Magneten die Steuerung der Gangwahl erheblich beeinträchtigt wurde, so Schaadt.
Wenn ein Sattelzug fahre und im Rahmen der Kontrolle festgestellt werde, dass währenddessen Ruhezeit, anstatt von Fahrzeit aufgezeichnet wurde, handele es sich nicht mehr um ein Kavaliersdelikt! Vielmehr stelle dies einen gravierenden Eingriff in die Fahrzeugtechnik dar, wodurch die Verkehrssicherheit erheblich leide. Dies führe im schlimmsten Fall, wegen der Fehlfunktionen, zu schweren Personen- und Sachschäden, verdeutlichte POK'in Möller im Laufe des Abends.
Im Rahmen einer anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass dieses Thema unter den Fahrern, als auch Unternehmern durchaus bekannt ist und "darüber viel geredet wird". Allerdings seien die dramatischen Folgen, dem größten Teil der 47 Zuhörer nicht in diesem Ausmaß bekannt gewesen. Die Motivlagen seien dabei völlig verschieden und reichen von verschaffen von Wettbewerbsvorteilen, über Täuschung der Kontrollinstanzen bis hin zum ganz banalen Ausprobieren. Das hierdurch leichtfertig mit der Gesundheit und Menschenleben umgegangen wird, machte deutlich, dass dies kein Spiel sei, wo es viele Gewinner gibt, sondern letztendlich nur "Verlierer"!
Rückfragen bitte an:
Polizeiinspektion Rotenburg
-ESD BAB Sittensen-
POK Jens Platen
E-Mail: fernfahrerstammtisch@pd-lg.polizei.niedersachsen.de