Deutsche Polizei unterstützt bei der Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland – Polizeidelegation berät russische Sicherheitskräfte

Duisburg (ots) - Eine sechsköpfige Polizeidelegation aus Deutschland unterstützt die russischen Sicherheitsbehörden bei der Fußballweltmeisterschaft 2018. Sie haben die deutsche Fanszene in Russland während der WM fest im Blick. "Wir unterstützen mit unserem Wissen über die deutsche Störerklientel die russischen Sicherheitsbehörden, damit deutsche Gewalttäter keine Chance bekommen, die WM 2018 als Bühne für Auseinandersetzungen zu nutzen", erläuterte Delegationsleiterin Heike Schultz heute (08.06.2018) in Duisburg die Aufgabe der Beamten. Gleichzeitig stehen die Delegationsmitglieder auch als Ansprechpartner für deutsche Fans zur Verfügung. Koordiniert wird der Einsatz von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS). Sie hat ihren Sitz beim LZPD NRW.

Der Delegation gehören neben der Leiterin drei so genannte szenenkundige Beamte (SKB), ein Einsatzkoordinator und ein Verbindungsbeamter des Bundeskriminalamtes an. "Für die SKB liegt die Hauptaufgabe darin, potentielle Gewalttäter innerhalb der Fanszene zu identifizieren. Treffen wir auf deutsche Störer, sprechen wir sie an und machen klar: Die deutsche Polizei ist vor Ort und hat ihre Klientel im Blick", erläuterte Schultz. "Das holt sie aus der Anonymität und schreckt ab, Gewalttaten zu begehen." Auf der anderen Seite können die Beamten aber auch deutsches Fanverhalten den eingesetzten Sicherheitskräften erklären, um Irritationen zu vermeiden. Schultz nennt ein Beispiel: "Deutsche Fangruppen sammeln sich gern in großer Zahl am Spielort auf einem innerstädtischen Platz und nehmen ihn sozusagen für sich ein. Einige Verhaltensrituale können dabei auch mal bedrohlich wirken. Wir helfen den örtlichen Sicherheitskräften, das Verhalten richtig zu bewerten und wirken - soweit möglich - deeskalierend auf Fußballanhänger ein."

Im Vergleich zur Fußball-EM in Frankreich 2016 gestaltet sich eine mögliche Anreise deutscher Störer nach Russland ungleich schwerer. "Zum einen ist ein erheblicher zeitlicher Aufwand notwendig, und die Reise ist teurer, zum anderen benötigt man ein Visum bzw. eine Fan-ID, um überhaupt nach Russland einreisen zu können", erklärte Schultz. Zudem werden in der Störerszene auch das Verhalten russischer Sicherheitskräfte und die Gewaltbereitschaft der russischen Hooliganszene diskutiert. "Wir gehen deshalb zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Anreise eines geschlossenen, gewaltbereiten Mobs aus Deutschland von mehreren hundert Personen unwahrscheinlich ist." Die Erfahrungen bei allen großen Turnieren der jüngeren Vergangenheit belegen aber, dass grundsätzlich potentielle Störer einzeln oder in Kleingruppen zu den Spielen anreisen. "Sie halten wir im Blick, um ein geschlossenes Auftreten deutscher Störer in Russland zu verhindern", bekräftigt Schultz. "Wir wollen damit auch verhindern, dass durch das Verhalten deutscher Krawallmacher das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland geschädigt wird."

Die deutschen Sicherheitsbehörden treffen auch im Inland alle notwendigen Maßnahmen, um die Anreise deutscher Störer zu verhindern. Deutsche Polizeibeamtinnen und -beamte führten bislang bundesweit rund 200 sogenannte Gefährderansprachen durch. "Die Beamten sprechen bekannte Störer gezielt an, um ihnen klarzumachen, dass die deutsche Polizei ihre Klientel auch in Russland im Auge behält", erläuterte Leitender Polizeidirektor Ingo Rautenberg. Er ist Leiter der Abteilung Einsatz beim LZPD NRW und damit auch für die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze verantwortlich. Gegen acht Personen wurden bislang reisebeschränkende Maßnahmen ausgesprochen. "Je nach Lageentwicklung besteht die Möglichkeit, konkrete Ausreiseverbote, reisebeschränkende Maßnahmen oder Meldeauflagen auch noch während des Turniers auszusprechen", betonte Rautenberg. Die ZIS steuert als so genannter "National Football Information Point" (NFIP) alle relevanten Informationen an die beteiligten Nationen. "Wir stehen in ständigem Kontakt, sowohl mit den Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern als auch mit unseren internationalen Ansprechpartnern, um schnell und gezielt auf jede wichtige Information reagieren zu können", so Rautenberg.

Die Länge des Einsatzes der Deutschen Polizeidelegation hängt vom Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft ab. "Wenn die deutsche Nationalmannschaft ausscheidet und die Fans nach Hause reisen, ist auch unser Einsatz beendet", erläuterte Schultz.

Die Delegation setzt sich aus folgenden Beamten zusammen:

Heike Schultz (Delegationsleiterin), Deniz Özkan (ZIS/IPCC), Jan Hinrichs (BKA/IPCC), Matthias Ballentin (SKB-Team Deutschland; PP Köln - mobile team), Dirk Wüstenbecker (SKB-Team Deutschland; PP Bielefeld - mobile team), Mario Lessig (SKB-Team Deutschland; PD Leipzig - mobile team)

Rückfragen bitte an:

Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW
Pressestelle LZPD NRW
Telefon: 0203 41 75 72 40
E-Mail: pressestelle.lzpd@polizei.nrw.de
https://lzpd.polizei.nrw