Delmenhorst (ots) - Seit April 2018 ermittelt in der Polizeiinspektion Diepholz die Mordkommission (MOKO) "Buchholz" nach mehr als sechs Jahren wieder im Mordfall Nicole Stindt.
Im Jahr 2010 wurde die 19-köpfige Mordkommission erstmals ins Leben gerufen, als Pfingstmontag 2010 der verscharrte Leichnam von Nicole Stindt im Waldstück Buchholz bei Groß Ippener (Landkreis Oldenburg) durch Spaziergänger gefunden wurde. Aufgrund der Umstände musste zu dem Zeitpunkt davon ausgegangen werden, dass Nicole Stindt einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war.
Nicole Stindt galt seit dem 19.08.2009 als vermisst. Ihre Vermieterin hatte die 38-Jährige Stuhrerin bei der Polizei als vermisst gemeldet, nachdem diese feststellte, dass diese ihren Hund Berry eine Nacht in ihrer Wohnung alleine gelassen hatte. Ein Verhalten, welches für die hundeliebende Stindt untypisch war. Ermittlungen ergaben damals, dass Nicole Stindt am 18.08.2009 gegen 20:10 Uhr letztmalig lebend gesehen wurde. Zu dem Zeitpunkt hielt sie sich gemeinsam mit ihrem zweiten Hund Lana auf einem Hundeplatz in Bassum/ Haft auf. Nicole Stindt verließ damals den Hundeplatz in ihrem grauen Toyota Corolla (DH-LB 167).
Bereits am Morgen des 19.08.2009 wurde der Hund Lana im Bereich Dötlingen aufgefunden. Wenig später wurde ihr Auto in der Nähe des Bremer Hauptbahnhof, im Breitenweg, feststellt. Die Ermittler gehen davon aus, dass Nicole Stindt in der Nacht zum 19.08.2009 ums Leben kam.
Nicole Stindt kam mit organischen Fehlbildungen zur Welt. Ihre Mutter verschwand wenige Wochen nach der Geburt, woraufhin Nicole Stindt bei ihren Großeltern aufwuchs. Nach der Schule absolvierte sie eine Ausbildung als Arzthelferin, hatte bereits damals wenige Freunde und galt als Einzelgängerin. Nach dem Tod des Großvaters, dessen Pflege sie bis dahin übernommen hatte, bezog sie in Stuhr eine Wohnung. In dieser lebte sie alleine und zurückgezogen. Aufgrund eines Erbschaftsstreits brach auch der Kontakt zu ihrer Familie ab.
Ihre Liebe und Zeit investierte sie in ihre beiden Hunde, mit welchen sie viel in der Region unterwegs war und auf Hundeplätzen trainierte. Im Rahmen der "ersten" MOKO-Ermittlungen in den Jahren 2010 bis 2012 stellte sich heraus, dass Nicole Stindt erhebliche finanzielle Probleme hatte. Aus diesen Gründen stand ihr am 19.08.2009 ein Termin bei einem Gerichtsvollzieher hinsichtlich einer eidesstattlichen Versicherung und zur Pfändung ihres Autos bevor.
Zudem ergab die Auswertung ihres Computers, dass Nicole Stindt seit April 2009 über die Online-Partnerbörse "Friendscout24" zahlreiche Männerbekanntschaften knüpfte. Mit etwa 90 Männern hatte sie Chatkontakt, mit mehreren fanden 2009 persönliche Treffen statt. Aufgrund von Löschfristen konnte bei Aufnahme der Ermittlungen im Jahr 2010 eine Vielzahl an Chatkontakten nicht identifiziert werden. Bei den ermittelten Kontakten handelte es sich überwiegend um Personen aus der Region, welche in einem Umkreis von etwa 50 km zu ihrem Wohnort Stuhr wohnten. Nicole Stindt nutzte selbst das Pseudonym "Julchen71"
Am 8.12.2010 versuchten die Ermittler mithilfe eines Beitrage in der Fernsehserie "Aktenzeichen XY-ungelöst" neue Zeugenhinweise zu erlangen. Leider befand sich damals keine heiße Spur unter den Hinweisen. Nachdem bis Anfang 2012 kein Täter ermittelt werden konnte, wurde die Mordkommission aufgelöst. Jedoch wurde der Fall Stindt, ähnlich wie andere Kapitaldelikte bei der Polizei, nie zu den Akten gelegt. Im April 2018 wurde die Mordkommission "Buchholz" erneut eingerichtet, mit dem Ziel, die Ermittlungsergebnisse der Vergangenheit auf den aktuellsten Stand zu bringen.
Durch die technischen Weiterentwicklungen stehen der Polizei sechs Jahre später neue Auswerteprogramme zur Verfügung. Mithilfe dieser Programme konnten aus den etwa 90 Chatkontakten der Partnerbörse ""Friendscout24" ergänzende Informationen zu den Pseudonymen ermittelt werden, mit denen Nicole Stindt in einem engeren persönlichen Kontakt stand.
Dabei handelt es sich um folgende Pseudonyme:
findmich44 der_Wolfgang thomas26689 Schimi_08 sexprotz Schnucki44 cosmo2000 i_bins_wieda bomi65
Daher bittet die MOKO Buchholz erneut um Hinwiese aus der Bevölkerung.
Die Personen, die im Jahr 2009 bei der Partnerbörse Friendscout24 diese Nicknamen nutzten, werden gebeten, sich mit der MOKO Buchholz in Verbindung zu setzen. Alle Frauen, die in diesem Jahr Kontakt zu einem dieser Pseudonyme hatten, werden ebenfalls gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Eine Kontaktaufnahme kann auch per E-Mail an moko@pi-dh.polizei.niedersachsen.de erfolgen. Bereits 2010 lobte die Polizeidirektion Oldenburg für Hinweise, die zur Klärung des Mordfalls führen, 5 000 Euro Belohnung aus. Die Auslobung hat auch heute noch bestand.
Sandra Franke
Sachbearbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Polizeiinspektion Diepholz
Telefon: 05441-971-104
E-Mail: pressestelle@pi-dh.polizei.niedersachsen.de