Herford, Enger, Spenge, Hiddenhausen, Vlotho, Löhne, Kirchlengern, Rödinghausen, Bünde (ots) - Polizeioberkommissarin Jennifer Landwehrmeyer, Direktion Verkehr, Verkehrssicherheitsberatung, gibt Tipps und Hinweise. Diese sind nicht nur an die Eltern und Kinder gerichtet, sondern auch an die übrigen Verkehrsteilnehmer:
Das neue Schuljahr startet und für die Erstklässler beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Neben neuen Eindrücken und Erwartungen in der Schule selbst, werden die Kinder zum ersten Mal mit den Gefahren des Straßenverkehrs konfrontiert. Damit die Kinder zu sicheren und selbstbewussten Verkehrsteilnehmern werden, möchten wir Sie hier darüber informieren, wie Sie Ihre Kinder auf diesem Weg begleiten und unterstützen können.
Kinder sind keine "kleinen Erwachsenen"...
Kinder nehmen den Straßenverkehr anders wahr. Sie können Geschwindigkeiten und Entfernungen noch nicht so einschätzen wie Erwachsene. Es ist ihnen nicht möglich, zu erkennen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt und auch das Filtern von wichtigen und unwichtigen Geräuschen ist für sie noch schwierig. Aufgrund ihrer Körpergröße haben sie einen anderen Blickwinkel; sie können nicht über Autos hinweg schauen und ihr Blick wird durch viele Hindernisse verdeckt. Auch ihr Blickfeld ist bis zu einem Alter von ca. 8 Jahren noch etwa um ein Drittel kleiner als bei Erwachsenen. Kinder haben noch kein Gefahrenbewusstsein. Sie vermischen Phantasie und Realität. Auch lassen sie sich im Straßenverkehr leicht ablenken und reagieren oft impulsiv. Sie laufen dann gedankenverloren und konzentrationslos über die Straße. Auch die Umstellung von Nah- auf Fernsicht geschieht bei Kindern mit Verzögerung. Es gibt also viele Gründe, Kinder rechtzeitig auf den Schulweg vorzubereiten.
Zu Fuß zur Schule...
Geben Sie Ihrem Kind schon frühzeitig die Möglichkeit, den Schulweg kennenzulernen und zu erkunden. Üben Sie dabei richtiges Verhalten an möglichen Gefahrenpunkten (Ausfahrten, Baustellen, parkende Autos) und nutzen Sie vorhandene Querungshilfen (Fußgängerampeln, Zebrastreifen, Verkehrsinseln). Viele Schulen verfügen über Schulwegpläne, die Ihnen bei der Auswahl eines sicheren Schulweges helfen können, denn in den seltensten Fällen ist der kürzeste Weg auch der sicherste. Ablenkungen wie Handys, Musik und das Tragen von Kopfhörern sollten während des Schulweges tabu sein, denn sie lenken Ihr Kind nur zusätzlich ab. Erkundigen Sie sich bei Mitschülern und deren Eltern nach möglichen Gehgemeinschaften. Das macht mehr Spaß und entlastet auch ein wenig. Es ist empfehlenswert, morgens genügend Zeit einzuplanen, damit Ihr Kind nicht unter Stress den Schulweg bewältigen oder eventuell sogar zur Schule rennen muss. Damit Ihr Kind von anderen Verkehrsteilnehmern frühzeitig gesehen wird, raten wir zu heller und nach Möglichkeit reflektierender Kleidung. In den ersten Klassen werden alle Kinder vom ADAC mit reflektierenden Warnwesten ausgestattet, die Ihrem Kind auf dem Schulweg mal das Leben retten kann.
Mit dem Auto zur Schule...
Sollten Sie Ihr Kind mit dem Auto zur Schule bringen, denken Sie daran, dass es bis zum vollendeten 12. Lebensjahr oder bis zu einer Körpergröße von 1,50 m einen geeigneten Kindersitz zum Anschnallen benötigt. Benutzen Sie so lange wie möglich Sitze mit Rückenlehne und wechseln möglichst spät zu den sogenannten Sitzschalen. Wichtig ist immer, dass der Gurt des Fahrzeugs deutlich über das Schlüsselbein des Kindes geführt wird und nicht am Hals entlang geht. (Wenn Sie weitere Informationen zu diesem Thema wünschen, geben wir Ihnen gerne Auskunft.) Lassen Sie ihr Kind immer zur Gehwegseite aussteigen, achten Sie dabei auf den Rad- und Fußverkehr.
Lassen Sie doch das Auto mal in der Garage...
Ihr Kind kann nur dann ein sicherer Verkehrsteilnehmer werden, wenn es die Chance bekommt, seine Umwelt selbstständig zu erfahren. Ein sogenanntes Insel-Hopping (mit dem Auto zum Freund, zur Schule, zum Sport, etc. gebracht zu werden) hindert ihr Kind daran. Zudem verursacht die Vielzahl von Fahrzeugen vor der Schule morgens ein regelrechtes Verkehrschaos und es kann zu gefährlichen Verkehrssituationen kommen.
Wenn es Ihnen nicht möglich ist, den Schulweg komplett zu Fuß zu bewältigen, dann parken Sie etwas abseits der Schule. Trauen Sie Ihrem Kind ruhig einen Fußweg von 200-700m zu und machen Sie den Schulweg zu einem Ritual. Ihr Kind kann auf dem Weg Erfahrungen im Straßenverkehr sammeln, lernt Gefahren zu erkennen, Entfernungen einzuschätzen. Es genießt die frische Luft und wird wacher in der Schule ankommen. Es kann auch mit Mitschülerinnen und Mitschülern zusammen gehen und sich mit diesen schon vor dem Unterricht austauschen.
Die Überlegung, nicht mit dem Auto bis vor die Schule vorzufahren, lohnt sich! Nicht nur Sie und Ihr Kind profitieren davon sondern auch Lehrkräfte und Anwohner sowie die Polizei. Auch den Klimaschutz unterstützen Sie damit. An einigen Schulen werden Projekte zu diesem Thema angeboten. (Walking Bus, Verkehrszähmer, etc.) Erkundigen Sie sich.
Mit dem Fahrrad zur Schule...
In den unteren Klassen raten wir davon ab, Ihr Kind alleine mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu lassen. Kinder in dem Alter sind mit dem Fahrrad im Straßenverkehr schnell überfordert. Die Radfahrausbildung, die wir mit Ihren Kindern durchführen, findet deshalb erst in den 4. Klassen statt. Sollten Sie sich entscheiden, Ihr Kind mit dem Fahrrad zur Schule zu begleiten, spricht aus polizeilicher Sicht nichts dagegen. Es schult Ihr Kind und macht es vertraut mit der Verkehrswirklichkeit. Hierbei sollten Sie aber einiges beachten: Ihr Kind sollte schon sicher im Umgang mit dem eigenen Fahrrad sein und es so gut beherrschen, dass es die volle Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr richten kann. Tragen eines Fahrradhelmes ist mehr als empfehlenswert. Kinder bis zum 8. Geburtstag müssen, ältere Kinder bis zum 10. Geburtstag dürfen mit dem Fahrrad auf dem Gehweg fahren. Sie dürfen Ihr Kind bis zur Vollendung des 8. Lebensjahres radfahrenderweise auf dem Gehweg begleiten. Nutzen Sie von zwei vorhandenen Gehwegen immer den rechten. Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei den Ein- und Ausfahrten gelten. Beim Überqueren der Fahrbahn, an Ampeln und Zebrastreifen muss abgestiegen und geschoben werden. Auch Radwege dürfen die Kinder schon nutzen, diese dann aber nur in der vorgeschriebenen Richtung. Sobald Ihr Kind auf der Straße fährt, muss das Fahrrad verkehrssicher sein. Achten Sie auf genügend Luft in den Reifen. Die Auswahl des Schulweges, wenn er mit dem Fahrrad gefahren werden soll, ist besonders wichtig. Achten Sie auch hier auf Querungshilfen.
Egal, für welchen Schulweg Ihres Kindes Sie sich entscheiden, seien Sie sensibel und gehen Sie auf Fragen und Ängste Ihrer Kinder ein. Fördern Sie aber auch seine Selbstständigkeit.
Seien Sie Vorbild, denn Kinder lernen durch Nachahmung und orientieren sich an familiären Vorbildern.
Begleitend führt die Polizei in den ersten Klassen ein Fußgängertraining durch, um das Überqueren der Fahrbahn zu üben und um die Kinder auf mögliche Gefahren im Straßenverkehr vorzubereiten. Zum Schulbeginn werden große Banner der Polizei auf den Schulstart hinweisen und vermehrt Schulwegsicherung an den Grundschulen durchgeführt.
Auch wir möchten, dass Ihre Kinder selbstbewusste und sichere Verkehrsteilnehmer werden und ihrem Schulstart gelassen entgegensehen können.
Ihre Polizei im Kreis Herford
Rückfragen bitte an:
Kreispolizeibehörde Herford
Pressestelle Herford
(hay) Steven Haydon
Telefon: 05221 888 1250
E-Mail: pressestelle.herford@polizei.nrw.de