01.12.2019 – 15:44, Kreispolizeibehörde Rhein-Kreis Neuss, Bonn/Grevenbroich/Rhein-Kreis Neuss (ots)
Bonn (ots)
23 Jahre nach dem Mord an der damals elfjährigen Claudia Ruf aus Grevenbroich-Hemmerden haben bislang 920 Männer an dem ersten Teil einer DNA-Reihenuntersuchung teilgenommen (Stand: 01.12.2019, 14:00 Uhr).
Sie waren an den vergangenen beiden Wochenenden der Einladung der Staatsanwaltschaft und der Polizei gefolgt und gaben in der Grundschule in Hemmerden ihre Speichelproben ab. Zunächst waren von den Ermittlern 800 Männer aus Hemmerden eingeladen worden. In der vergangenen Woche erhöhte sich die Anzahl auf 1000, weil weitere Männer ermittelt werden konnten oder sich selber gemeldet hatten, die im Jahre 1996 Bezugspunkte nach Hemmerden hatten. Auch die an diesem Wochenende genommenen Speichelproben werden in das Landeskriminalamt NRW nach Düsseldorf gebracht. Dort werden sie mit der tatrelevanten Spur abgeglichen. "Dieser Vorgang wird voraussichtlich zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen", erklärte der Leiter der Mordkommission, Erster Kriminalhauptkommissar Reinhold Jordan.
Über 100 Hinweise gingen bei Ermittlern ein
Neben der DNA-Reihenuntersuchung wurden die Einwohner Hemmerdens nochmals um Hinweise zu verdächtigen Personen oder Wahrnehmungen gebeten. Die Ermittler gehen nun rund 100 Hinweisen zu verdächtigen Wahrnehmungen, Fahrzeugen und Personen nach, die auch über das eigens geschaltete Hinweistelefon (02131 300-25252) abgegeben wurden. Ein konkreter Tatverdacht hat sich allerdings bislang noch nicht ergeben.
Polizei informierte über DNA-Reihenuntersuchung
In den vergangenen zwei Wochen arbeiteten Beamtinnen und Beamte der Bonner Polizei und des Rhein-Kreis Neuss nicht nur in der Mordkommission eng zusammen. Mit dem Landeskriminalamt NRW hatten sie sich in einer gemeinsamen Aufbauorganisation zusammengeschlossen und von dort aus die vielen Maßnahmen vorbereitet und koordiniert. In Hemmerden verteilten sie Informationsbroschüren an die Haushalte, waren an neun Tagen mit der Mobilen Wache auf dem Kirchplatz für die Menschen ansprechbar und führten an insgesamt vier Tagen die Entgegennahme der Speichelproben durch. In der Spitze waren rund 50 Beamtinnen und Beamte im Einsatz. Im Rahmen der begleitenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit informierten die beteiligten Polizeibehörden auf der eigenen Webseite bonn.polizei.nrw/MKRuf über den aktuellen Ermittlungsstand sowie den Ablauf der DNA-Reihenuntersuchung. Begleitend dazu erklärte die Polizei über die sozialen Medien fortlaufend die geplanten Ermittlungsschritte.
Polizeipräsidentin und Landrat informierten sich vor Ort
Am Sonntag, 01.12.2019, informierten sich die Bonner Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa und der Landrat des Rhein-Kreis Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke, in der Grundschule Hemmerden bei den Polizistinnen und Polizisten über den Verlauf der DNA-Reihenuntersuchung. Anschließend zogen sie eine erste Bilanz:
"Kein Mörder darf sich sicher fühlen!"
"Kein Mörder darf sich sicher fühlen! Immer wenn sich neue Ansatzpunkte ergeben, die Täter ungeklärter Mordfälle zu überführen, ergreifen wir die Chance. Durch die Neubewertung der Profiler des Landeskriminalamtes NRW, neue wissenschaftliche DNA-Untersuchungsmethoden und eine geänderte Rechtslage haben wir nun die Möglichkeit, nach 23 Jahren das Verbrechen an Claudia Ruf aufzuklären. Im Zuge unserer Ermittlungen kommt dabei dem § 81h StPO eine besondere Bedeutung zu. Dabei geht es um die sogenannten "Beinahe-Treffer", d.h. eine abgegebene DNA-Probe kann auch einem Verwandten zugeordnet werden. Neu ist, dass diese Information nun auch der Polizei mitgeteilt werden darf. In dem Wissen um mögliche Vorbehalte in der Bevölkerung haben wir mit der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, den Kolleginnen und Kollegen des Rhein-Kreis Neuss sowie des Landeskriminalamtes NRW diese DNA-Reihenuntersuchung vorbereitet. Dabei galt es, die Menschen in Hemmerden "mitzunehmen", sie über die Reihenuntersuchung, den polizeilichen Umgang mit ihren persönlichen Daten zu informieren und sie zur Teilnahme zu bewegen. Dies ist uns gemeinsam gelungen. Die hohe Anzahl der Männer, die an den vergangenen zwei Wochenenden eine Speichelprobe abgegeben haben, ist dafür ein Beleg. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die überaus professionell und mit großem Engagement daran arbeiten, dieses schreckliche Verbrechen aufzuklären", erklärte Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa.
"Unterstützen Sie die Polizei dabei, der Familie Gewissheit zu schaffen"
"Ich freue mich über das hohe Engagement und die positive Resonanz der Hemmerdener Bevölkerung zur DNA-Reihenuntersuchung und bedanke mich bei allen, die bereits ihre Speichelprobe abgegeben haben. Ich appelliere an diejenigen, die sich bisher nicht beteiligt haben: Helfen Sie mit, den Mord an der damals elfjährigen Claudia Ruf aufzuklären und unterstützen Sie die Polizei dabei, der Familie endlich Gewissheit zu verschaffen. Einen großen Dank richte ich auch an alle Polizistinnen und Polizisten, die an diesem Fall mitwirken und die bereits seit 23 Jahren alles daran setzen, den Mörder zu fassen", so Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.
Die Ermittlungen gehen weiter
Für die Beamtinnen und Beamten der Mordkommission sind die Ermittlungen damit nicht beendet. "Die Männer, die trotz Einladung nicht zu den Terminen in der Grundschule erschienen sind, werden durch die Beamtinnen und Beamten aufgesucht. Außerdem gilt es, die Speichelproben von weiteren 900 Männern zu erfassen, die damals einen Bezugspunkt nach Hemmerden hatten, aber mittlerweile in anderen Städten und Orten in Deutschland oder sogar im Ausland leben. Diese Männer werden über die örtlich zuständigen Polizeibehörden oder die Ermittlungsteams der Mordkommission kontaktiert und vor Ort um Abgabe einer Speichelprobe gebeten. Einige Personen, die in das Raster passen, sind bereits verstorben. In diesen Fällen werden wir deren Verwandte aufsuchen" so Jordan.
5.000,- Euro Belohnung für Hinweise
Außerdem setzten Polizei und Staatsanwaltschaft weiterhin auf Hinweise. Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, 5.000,- Euro ausgelobt.
Webseite und Hinweistelefon weiter geschaltet
Hinweise werden auch weiterhin über das Hinweisformular auf der Webseite bonn.polizei.nrw/MKRuf, das Hinweistelefon der Polizei (02131 300-25252) oder von jeder Polizeidienststelle entgegengenommen.
Die bisherigen Meldungen zu den aktuellen Ermittlungen:
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/7304/4448932 https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/7304/4448415 https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/7304/4441588 https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/7304/4440741
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