20.12.2019 – 13:02, Polizeipräsidium Ludwigsburg, Ludwigsburg (ots)
"Wir haben unsere Ziele erreicht, werden die Entwicklung aber aufmerksam verfolgen und unsere weiteren Maßnahmen vor dem Hintergrund der angestrebten Konstanz daran ausrichten," bringen es Polizeipräsident Burkhard Metzger und Bürgermeister Jan Trost auf den Punkt.
Seit mehreren Monaten führt das Polizeipräsidium Ludwigsburg mit Unterstützung von Kräften des Polizeipräsidiums Einsatz intensive Ermittlungen, flankiert von Aufklärungs- und Präsenzmaßnahmen in Marbach am Neckar sowie den Nachbarkommunen Steinheim, Murr und Benningen durch. Auch auf kommunaler Ebene wurde durch eine Vielzahl von Maßnahmen der Problematik erfolgreich entgegengetreten. Hintergrund waren seit Längerem festzustellende Ordnungsstörungen und Straftaten durch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die der sogenannten Gruppierung "672" oder deren Umfeld zuzurechnen waren. Mitglieder dieser grundsätzlich losen Gruppierung waren bereits im September 2015 im Zusammenhang mit einem Landfriedensbruch und einem versuchten Tötungsdelikt sowie am 1. Juli 2018 beim tätlichen Angriff auf einen Polizeibeamten in den Fokus polizeilicher Ermittlungen geraten. Das daraus resultierende Ermittlungsverfahren richtete sich gegen 15 Tatverdächtige, die vornehmlich der Gruppierung zugeordnet werden konnten.
Bis zum Ende der ersten Jahreshälfte 2019 führten Sachbeschädigungen, zahlreiche Farbschmierereien im Stadtgebiet und insbesondere Übergriffe und Einschüchterungen gegenüber anderen Kindern und Jugendlichen sowohl an Schulen und Jugendhäusern als auch darüber hinaus zu einer spürbaren Beeinträchtigung des subjektiven Sicherheitsgefühls in Marbach am Neckar. "Wir sahen uns hier mit einer Situation konfrontiert, die eine tiefgreifende Intervention unter möglichst breiter Beteiligung verschiedener Akteure erforderlich machte," erklärt der Polizeipräsident, "und wir haben daher die Einrichtung einer vierköpfigen Ermittlungsgruppe und eine deutliche Steigerung der Polizeipräsenz sowie entsprechende Kontrollmaßnahmen an relevanten Orten veranlasst. Gemeinsam mit der Stadt Marbach am Neckar haben wir ein kommunales Präventionsnetzwerk unter der Leitung von Bürgermeister Jan Trost aufgebaut, in dem sich Stadtverwaltung, Polizei, Schulen, Jugendhäuser und Vereine engagieren."
Seither hat die Ermittlungsgruppe "Glocke" 30 Ermittlungsverfahren eingeleitet, die sich in 22 Fällen gegen Kinder und Jugendliche als Mitglieder der Gruppierung "672" richteten. Darunter eine räuberische Erpressung, drei Sexualdelikte und 13 Körperverletzungsdelikte. In allen Fällen führten die Ermittler mit den Tatverdächtigen und deren Eltern gezielte Gespräche, um auf eine Verhaltensänderung hinzuwirken. Ein Großteil der Ermittlungsvorgänge wurde zwischenzeitlich abgeschlossen und der zuständigen Staatsanwaltschaft Heilbronn vorgelegt.
Das Präventionskonzept der Polizei zielt darauf ab, die Kriminalitätsfurcht vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu senken, die zuletzt geringe Anzeigebereitschaft zu erhöhen sowie Opfer und Zeugen zu stärken. In einem ersten Schritt informierten und sensibilisierten Mitarbeitende des Referats Prävention mit einer Vortragsreihe bei Elternabenden und Lehrerkonferenzen sowie mit einem Elternbrief die Erziehungsberechtigten und die Lehrerschaft und stießen dabei auf ein sehr großes Informationsbedürfnis. In einem zweiten Schritt werden in Kürze Präventionsveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler beginnen. Dabei werden die Gewaltprävention und die Förderung von Zivilcourage die Schwerpunkte bilden.
"Neben der Aufklärung von Straftaten haben unsere Maßnahmen im repressiven und im präventiven Bereich zusammen mit der regelmäßigen Polizeipräsenz an den Schulen mehrere positive Auswirkungen gehabt," so Burkhard Metzger. "Wir konnten eine spürbare Verbesserung des Sicherheitsgefühls bei Schülern, Eltern und Lehrern erreichen und die Einsatzlage im Zusammenhang mit der Gruppierung hat sich nahezu vollständig beruhigt."
Auf kommunaler Ebene wurden mehrere Strafanträge wegen Sachbeschädigungen durch Farbschmierereien gestellt und die "Graffitis" aus dem öffentlichen Raum entfernt. Baumschneideaktionen wurden durchgeführt und für eine bessere Ausleuchtung im Bereich des Schulcampus gesorgt. Neben zusätzlichem Personal im Bereich Jugend- und Schulsozialarbeit hat der bisherige Jugendhausbeirat - jetzt Jugendbeirat - seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist es hier Vertreter aus Verwaltung, Gemeinderat, Schulsozialarbeit und Jugendarbeit eng miteinander zu vernetzen und u.a. im Rahmen des gegründeten Projekts jugendtypische Straftaten mitzuwirken. "Die Interventionsmöglichkeiten würden so auf eine deutlich breitere Basis gestellt" so Bürgermeister Jan Trost.
Aufgrund dieser guten Entwicklung wird das Polizeipräsidium Ludwigsburg die Schwerpunktmaßnahmen bis auf Weiteres reduzieren, die Präsenz- und Kontrollmaßnahmen aber im notwendigen Umfang aufrechterhalten. Der Informationsaustausch zwischen Schulen, Jugendhäusern, der Stadtverwaltung und dem Polizeirevier Marbach wurde verstetigt, um auf sich eventuell abzeichnende Entwicklungen und Veränderungen schnell und zielgerichtet reagieren zu können.
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