Ein 84-jähriger Lüdenscheider war am Mittwoch mindestens zum vierten Male unterwegs, um bei seiner Bank die "Gebühr" für einen angeblichen Gewinn abzuheben. Diesmal hielten ihn zwei Bekannte von dem teuren Fehler ab.
Zweimal hat der Lüdenscheider bereits gezahlt. Der Fall zeigt: Wer einmal auf Betrüger hereingefallen ist, darf sich keinesfalls sicher fühlen vor weiteren Betrugsversuchen. Wenn Betrüger ein lukratives Opfer finden, lassen sie es nicht mehr von der Angel. Der Lüdenscheider Senior hatte bereits im vergangenen Jahr gezahlt. Vor fünf Wochen bekam er die in diesem Jahr erste telefonische "Gewinnbenachrichtigung". Im Auftrag der Betrüger kaufte er Guthabenkarten und gab den Tätern die Codes durch. Von einem Gewinn hat er seitdem nichts mehr gehört. Am Mittwoch und Donnerstag meldeten sich erneut verschiedene Glücksboten bei ihm am Telefon. Er sollte angeblich eine fünfstellige Geldsumme gewonnen haben. Dafür müsse er jedoch zunächst eine niedrige vierstellige Summe als Gebühr transferieren. Die Mitarbeiter der Bank reagierten richtig und versuchten, den 84-Jährigen von seinem Vorhaben abzubringen. Trotzdem besorgte er sich ein Formular für einen Geldtransfer. Auch der Polizei schenkte er zunächst keinen Glauben. Erst nach langem Zureden und vielen Erklärungen konnte ihn zwei Kriminalbeamte von dem Vorhaben abbringen und eine Anzeige aufnehmen. Außerdem rieten sie ihm dringend, seine Telefonnummer zu ändern. Am Mittwoch jedoch war er wieder unterwegs. Diesmal hoffte der Rentner auf einen angeblichen Gewinn von 82.000 Euro. Er überprüfte seinen Kontostand. Die Täter hatten ihm sogar erklärt, welches Geschäft Geld ins Ausland transferiert. In der Bank kam der Mann jedoch mit zwei anderen Kundinnen ins Gespräch. Die zweite informierte die Polizei.
Damit reagierten sie genau richtig. Aufmerksame Nachbarn, Verwandte und Bekannte haben schon manche Straftat verhindert. Solche betrügerischen Anrufe kommen täglich mehrfach vor im Märkischen Kreis. Betrüger wählen oft Senioren aus, die sich leicht über den Tisch lassen. Aber selbst hohe Bildungsabschlüsse und lange Lebenserfahrung bieten keinen Schutz. Die Täter gehen so geschickt vor, dass ihnen selbst ein Herr Dr. auf den Leim geht. Die Unbekannten geben sich mal als falsche Polizeibeamte aus, mal als Enkel, Freundin oder ehemaliger Arbeitskollege aus. Oder sie versprechen hohe Gewinne, obwohl die Opfer an keinem Gewinnspiel teilgenommen haben. Die eigentlichen Täter sitzen im außereuropäischen Ausland, sind also kaum zu ermitteln für deutsche Behörden.
Die Polizei kümmert sich jedoch auch um die Opfer und bietet Beratungen. Kriminalhauptkommssar Thomas Groß-Hohnacker leitet das Kriminalkommissariat Prävention/Opferschutz der Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis. Er besucht pro Jahr etwa 50 ältere Menschen, die Opfer einer solchen vollendeten Straftat wurden. Thomas Groß-Hohnacker stellt fest: "Die meisten wollen darüber reden." Es gebe jedoch eine große Scheu, sich den Angehörigen gegenüber zu offenbaren. Der Präventions-Beamte hilft, das Geschehene zu verarbeiten und gibt Hinweise für die Zukunft. Denn wer die eine Betrugsmasche kennt, ist längst nicht vor allen Tricks gefeit. Der Kriminalkommissar hofft zudem, dass die Betroffenen mit ihren Erfahrungen andere Senioren warnen.
Angesichts der Corona-Lage finden zum Schutz der Betroffenen derzeit keine Beratungen zu Hause statt. "Das ist sicher ein Dilemma", bedauert Thomas Groß-Hohnacker. Stattdessen bietet er telefonische Gespräche oder "Gartenzaun-Beratungen" an. Auch alle anderen Senioren, die Anzeige wegen der Betrugs-Anrufe erstatten, bekommen ein Beratungsangebot der Opferhilfe. Die Polizei hält zusätzlich Adressen von Beratungsstellen verschiedener Art bereit, die in speziellen Situationen zielgerichtet weiterhelfen. KHK Thomas Groß-Hohnacker ist erreichbar unter Telefon 02372/9099-5510.
Generell gelten folgende Hinweise: Seriöse Gewinnspiel-Veranstalter verlangen keine "Gebühren" - erst recht keine Zahlungen über internationale Zahlungsdienste, die das Geld in anonyme Kanäle fließen lässt. Also: Nicht zahlen!
Am besten gleich auflegen. Erst gar nicht auf angebliche Gewinn-Mitteilungen oder angebliche Polizeibeamte einlassen!
Keine Rückrufe bei kostenpflichtigen Nummern!
Fragen Sie gezielt nach Namen, Veranstalter und Adresse des Verantwortlichen sowie der Art des Gewinnspiels. Im Zweifel sollten sich Senioren mit Nachbarn oder Verwandten besprechen und Rat holen.
Geben Sie keine persönlichen Informationen preis, zum Beispiel über Vermögensverhältnisse oder Kontonummern!
Betrüger suchen oft in den üblichen Telefonverzeichnissen nach älter klingenden Vornamen. Wer seinen Vornamen im Telefonbuch abkürzt und seine Adresse weglässt, der verringert die Gefahr solcher betrügerischen Anrufe. Bekannte oder Verwandte kennen die Nummer ohnehin.
Rückfragen bitte an:
Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis
Pressestelle Polizei Märkischer Kreis
Telefon: +49 (02371) 9199-1220 bis -1222
E-Mail: pressestelle.maerkischer-kreis@polizei.nrw.de
http://maerkischer-kreis.polizei.nrw