Gemeinsame Pressemitteilung von Polizei Aachen, Krefeld und Staatsanwaltschaft Aachen: „Mordkommission Sandkuhle“ – cold case – Mordopfer von 1996 identifiziert

Der Tote, der vor 23 Jahren in der Hauser Sandkuhle bei Rheurdt-Schaephuysen (Kreis Kleve) gefunden wurde, ist identifiziert. Er lebte in Würselen bei Aachen. Ein Hinweis nach der Veröffentlichung in der ZDF Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" brachte die entscheidende Spur. Das gaben Polizei und Staatsanwaltschaft in der heutigen Pressekonferenz bekannt.

Der Sachverhalt: Wer war der Tote, der am 8. Dezember 1996 unbekleidet am Abhang der Hauser Sandkuhle bei Rheurdt-Schaephuysen aufgefunden wurde? 23 Jahre lang hat die Krefelder Mordkommission "Sandkuhle" hartnäckig nach einer Antwort gesucht: Zahntechnische Befunde, ein Isotopengutachten und weitere Erkenntnisse sprachen zunächst dafür, dass es sich bei dem Toten um einen Osteuropäer handeln könnte, zumal zur damaligen Zeit in dieser Gegend sehr viele polnische Landarbeiter auf der Straße ihr Arbeitskraft anboten.

Trotz intensiver Öffentlichkeitsfahndung mit einer Zeichnung vom Gesicht des Toten und einer Veröffentlichung in der Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" im Jahre 1997 war das Opfer nie identifiziert worden. Es blieb der einzige ungeklärte Mord der letzten Jahrzehnte im Kreis Kleve.

Doch als beim LKA NRW die Cold-Case-Datenbank eingerichtet wurde, griff auch die Krefelder Polizei bislang ungeklärte Altfälle erneut auf. Mit neuer digitaler Bildtechnik erstellte das Landeskriminalamt auf Basis der vorliegenden Leichenfotos neue Montagebilder des Toten. Diese Fotos wurden in den Medien veröffentlicht und am 28. August 2019 in einer weiteren Ausgabe von "Aktenzeichen XY... ungelöst" ausgestrahlt.

Nach der Sendung gingen über 50 Hinweise ein. Einige der neuen Spuren zogen umfangreiche Ermittlungen nach sich, Hinweise auf mögliche Opfer wurden durch DNA-Mustervergleiche mit möglichen Verwandten ausgeschlossen. Ein Hinweis aus dem Raum Aachen erwies sich jedoch als Treffer: Er bezog sich auf einen damals 43-jährigen Mann, der in Würselen bei Aachen gelebt hatte, bis er Ende 1996 verschwunden war. Die Ermittlungen ergaben, dass der Mann nie als vermisst gemeldet worden war. Bis heute wurde er nicht für tot erklärt.

Es handelt sich um den im Jahr 1953 geborenen Wilfried Kalitz, der zuletzt auf der Fronhofstr. 6 in 52146 Würselen gewohnt hatte.

Die Polizei konnte mehrere Brüder, eine Schwester, eine geschiedene Ehefrau sowie eine Tochter und ein Sohn des Mannes ermitteln. Sie bestätigten, dass er 1996 verschwunden sei und sich nie mehr gemeldet habe. Die DNA-Muster der Angehörigen wurden mit dem des unbekannten Toten verglichen: Das Ergebnis ist der sichere Beweis, dass es sich bei dem Toten um Wilfried Kalitz handelt. Die Eltern von Wilfried Kalitz sind zwischenzeitlich verstorben - ohne Gewissheit darüber zu erhalten, warum ihr Sohn verschwunden war. Er war 1996 weder suizidgefährdet, noch lagen Anhaltspunkt für ein Verbrechen vor. Die Angehörigen hatten geglaubt, er habe sich wegen seiner Schulden ins Ausland abgesetzt. Warum er sich weder bei den Eltern noch bei seinen Kindern je wieder gemeldet hatte, konnte die Polizei den Angehörigen erst jetzt mitteilen.

Die Ermittlungen ergaben, dass Wilfried Kalitz viele Jahre in Aachen als Busfahrer bei der ASEAG, den Aachener Verkehrsbetrieben, gearbeitet und zuletzt einen Handel mit Wohnmobilen betrieben hatte, die er an- und verkaufte und reparierte.

Er wohnte in seinem eigenen Haus auf der Fronhofstraße 6 in Würselen. Neben einem Gelände für Wohnmobile und Wohnwagen hatte Kalitz im Erdgeschoss des Gebäudes eine Werkstatt und Wohnräume im Obergeschoss (Bilder des Anwesens zur Veröffentlichung).

Das Gebäude soll im Jahre 1997 versteigert worden sein und wurde danach von einer benachbarten Großbäckerei genutzt. Von den Ermittlern wurde das Haus inzwischen untersucht. Es ist nach 24 Jahren im Inneren völlig verändert.

Wilfried Kalitz soll 1996 finanzielle Probleme gehabt haben. Er soll geplant haben, im Bereich Monschau einen Grillimbiss zu mieten. Dieser soll jedoch abgebrannt sein, bevor er ihn übernehmen konnte. Nach der Identifizierung des Opfers wollen die Ermittler die Tat nun aufklären. Sie konnten einzelne Kontakte des Verstorbenen von Ende November 1996 rekonstruieren. Er muss Ende November, Anfang Dezember 1996 getötet worden sein, da er am 08.Dezember 1996 schon mehrere Tage in der Sandkuhle bei Rheurdt-Schaephuysen gelegen hat. Die Ermittler gingen immer davon aus, dass das Opfer am Fundort nur abgelegt, aber nicht getötet worden war. Derzeit glauben sie, dass er an seinem Wohnort getötet wurde. Daher ist nun auch die Staatsanwaltschaft Aachen zuständig.

Mit dem Opfer sind damals sein älterer VW-Bus, Typ T3, und sein Schäferhund Rex verschwunden. Die Angehörigen hatten geglaubt, er sei mit dem Fahrzeug und dem Hund ins Ausland gefahren. Es werden nun Zeugen gesucht, die Wilfried Kalitz kannten und Angaben zu seinen privaten und beruflichen Kontakten im Herbst 1996 machen können. Wer weiß, wo das Fahrzeug oder der Hund verblieben sind?

Ein Emil genannter rumänischer Mann soll seinerzeit regelmäßig bei Wilfried Kalitz gearbeitet haben. Er wird dringend gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Sie bittet auch um Hinweise zu anderen Personen, die damals Kontakte zu Wilfried Kalitz hatten. Hinweise zu dem Tötungsdelikt werden erbeten an die Mordkommission Kripo Krefeld unter Tel. 02151 6340 oder per Mail: hinweise.krefeld@polizei.nrw.de

Zwölf Fotos sind Bestandteil der Mitteilung der Polizei Aachen. Sie sind unter dem folgenden link abrufbar: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11559/4695536 (412)

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