Vom säbelrasselnden Wachtmeister zum Bürgerpolizist - die Polizeidirektion Göttingen hat am Montag (7. September) im Kunstkreis Hameln die Wanderausstellung "Freunde, Helfer, Straßenkämpfer - Die Polizei in der Weimarer Republik" des Polizeimuseums Niedersachsen eröffnet. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Innenministers, Boris Pistorius, und befasst sich mit der Geschichte der Polizei zwischen den beiden Weltkriegen. Sie wird ergänzt durch lokale Beiträge des Vereins für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln. Die Ausstellung ist bis zum 4. Oktober 2020 zu sehen, der Eintritt ist frei.
Der Titel der Ausstellung fasst das Bild der Polizei in den Jahren 1918 bis 1933 treffend zusammen: In den 1920er Jahren sollte die Polizei nicht mehr militärisch sein, sondern eine zivile Behörde werden. Die Ordnungshüter sollten nicht mehr des Kaisers Macht wahren und durchsetzen, sondern für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger sorgen und das Bild vom Freund und Helfer verkörpern. Die Polizei wurde demokratisch und entsprach damit dem Zeitgeist der damaligen Jahre. Die instabilen Verhältnisse und blutigen Auseinandersetzungen zwischen politischen Gegnern zerrieben jedoch die noch junge Demokratie und schließlich auch die Polizei, die von den Nationalsozialisten am Ende für ihre Gräueltaten instrumentalisiert wurde.
Die Ausstellung wurde vom Polizeimuseum Niedersachsen konzipiert. Sie legt den Schwerpunkt auf die Entwicklung der Polizei im Gebiet des heutigen Niedersachsen und stellt diese den großen politischen Ereignissen in den Jahren zwischen den Weltkriegen gegenüber. Der Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom ergänzt die Schau mit einer lokalen Begleitausstellung unter dem Titel "Die Polizei Hameln in der Zeit der Weimarer Republik". Zu sehen sind unter anderem ausgewählte Exponate aus der Sammlung des Polizeimuseums Niedersachsen sowie Originale, die Bürgerinnen und Bürger aus dem Weserbergland zur Verfügung gestellt haben.
In seinem Grußwort ging Polizeipräsident Uwe Lührig auf den Wandel ein, den die Polizei in der Weimarer Republik vollzogen hat und spannte den Bogen in die heutige Zeit. Er betonte: "Wir tun auch heute noch viel, um die Bürgerpolizei zu sein, die die Gründer der ersten Demokratie in Deutschland im Sinn hatten. Dieser Anspruch hat bis heute nichts an Bedeutung verloren und ist nach wie vor Maßstab für unser Handeln."
Der Kurator der Ausstellung, Dr. Dirk Götting, sprach in seiner Eröffnungsrede mit Blick auf das Ende der Weimarer Republik von einem Stresstest der ersten Demokratie, den diese leider nicht bestanden hätte.
Bernhard Gelderblom ging in seinem Fachbeitrag zur lokalen Ausstellung speziell auf die Entwicklung der Polizei in Hameln ein: "Spätestens in den letzten Jahren der Republik, als sich die bürgerliche Mehrheit der Stadtbevölkerung Hamelns von der Demokratie abgewandt und der NSDAP in die Arme geworfen hatte, versagte auch die städtische Polizei als Hüterin der Verfassung."
An der Ausstellungseröffnung nahm eine Vielzahl von Vertreterinnen und Vertretern des öffentlichen Lebens sowie der Landes- und Bundespolitik teil. Für die musikalische Unterhaltung zeichnete ein Ensemble des Polizeiorchesters verantwortlich.
Die Ausstellung kann zu den regulären Öffnungszeiten des Kunstkreises Hameln besichtigt werden: Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag von 10 bis 13 Uhr, Donnerstag von 16 bis 19 Uhr sowie Sonntag von 11 bis 14 Uhr. Termine für Sonderführungen können unter Telefon 05151/933259 vereinbart werden.
Rückfragen bitte an:
Polizeidirektion Göttingen
Natalia Bornemann-Zarczynska
Telefon: 0551/491-1033
E-Mail: natalia.bornemann-zarczynska@polizei.niedersachsen.de
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