Erst falsche Enkelin, dann falsche Polizeibeamte

Vorsicht: Falsche Polizeibeamte warnen vor Enkeltrickbetrügern! Der Betrug im Vier-Phasen-System wurde nicht zum ersten Mal angewendet - am Mittwoch in Iserlohn allerdings ohne Erfolg. Phase 1: Gegen Mittag meldet sich eine Frau bei einer 85-jährigen Iserlohnerin am Telefon. "Überraschung, die Enkelin ist dran." Ihre veränderte Stimme erklärte die Anruferin mit einer Erkältung. Die 85-Jährige glaubte ihr. Natürlich kam die Anruferin sofort auf Geld zu sprechen. Sie brauche 25.000 Euro. So viel hat die Seniorin zwar nicht, doch sie lud ihre "Enkelin" für den Nachmittag ein, um drüber zu sprechen. Darauf ging die Betrügerin offenbar zum Schein ein. Phase 2: Kaum ist das Gespräch beendet, klingelt erneut das Telefon. Diesmal meldet sich ein angeblicher Kriminalbeamter. Er behauptet, dass Senioren im Raum Dortmund vermehrt Anrufe von Enkeltrickbetrügern bekämen. Die Frau berichtet von dem vorhergehenden Anruf. Zum Beweis, dass er wirklich bei der Polizei arbeitet, lässt der Betrüger die Frau noch im laufenden Gespräch die 110 wählen. Damit wird natürlich keine neue Verbindung zur echten Polizei aufgebaut, sondern das alte Gespräch aufrechterhalten. Phase 3 mit Betrüger Nr. 3: Ein weiterer falscher Polizeibeamter meldet sich. Er tut so, als verbinde er mit dem letzten Gesprächspartner der Seniorin. Dem gibt die Seniorin nun Auskunft über ihre Vermögensverhältnisse. Als die falsche Enkelin nicht wie erwartet am Nachmittag an der Tür steht, wird sie misstrauisch. Die Seniorin wählt erneut die 110 - und landet nun natürlich bei der echten Polizei. Die leitet entsprechende Maßnahmen ein und gibt der Seniorin Verhaltensregeln an die Hand. Die echten Polizeibeamten nehmen allerdings kein Geld in "sichere Verwahrung". Denn das würde die echte Polizei NIE tun - im Gegensatz zu den falschen Polizisten, die in Phase 4 einen Abholer schicken und abkassieren würden. Im vergangenen Jahr waren die Enkeltrickbetrüger, falschen Polizeibeamten und Gewinnspielbetrüger im Märkischen Kreis mindestens 40-mal bei Senioren erfolgreich und ergaunerten so 379.000 Euro. Zurück bleiben völlig verunsicherte Senioren. Ihre Scham ist groß. Die Polizei geht davon aus, dass gar nicht alle Betrugsfälle angezeigt wurden. Eine Vielzahl von Anrufen, vielleicht über Tage, sind kein Beweis für eine echte Legende. Die Trickbetrüger sind mit allen Wassern gewaschen und bauen umfassende Lügengeschichten. Sie schlüpfen wie in einem schlechten Theaterstück am Telefon in unterschiedliche Rollen: Anwälte, Notare, Gericht, Polizei, ... In Wirklichkeit sitzen sie alle vielleicht alle nebeneinander in einem ausländischen Callcenter, spielen sich die Bälle zu und freuen sich, dass ihre Legenden geglaubt werden. Wie können sich ältere Menschen schützen? Die Betrüger durchsuchen Telefonverzeichnisse nach älter klingenden Vornamen: Eine Wilhelmina muss also eher mit betrügerischen Anrufen rechnen als eine Xenia. Deshalb sollten Senioren besser ihre Vornamen im Telefonbuch streichen lassen oder zumindest nur abkürzen. Eine Alternative wäre, ganz auf einen Eintrag zu verzichten. Lassen Sie sich erst gar nicht auf solche Anrufe ein! Verwandte sollen sich mit ihrem Namen nennen und keine Ratespielchen veranstalten nach dem Muster "Hallo Omi, rat mal, wer hier ist!" Es ist dann nicht unfreundlich, direkt aufzulegen. Wenn die echte Polizei anruft, erscheint NIE die 110 im Display. Wollen Sie nach Anrufen die Echtheit prüfen oder Anzeige erstatten, beenden Sie das erste Gespräch, legen auf und zählen langsam bis 5. Erst dann wählen Sie die 110! Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Lassen Sie sich nicht zum "Stillschweigen" verdonnern. Die echte Polizei nimmt weder Geld noch Wertsachen in Verwahrung. Sie veranlasst auch niemanden, Geld vom Konto abzuheben, um es dann in einem Plastikbeutel an die Mülltonne zu stellen! Legen Sie sich eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern neben das Telefon. So können Sie echte Enkel, Neffen, Freunde oder Nachbarn befragen oder um Hilfe bitten. Lassen Sie keine Fremden in Ihre Wohnung! Rückfragen bitte an: Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis Pressestelle Polizei Märkischer Kreis Telefon: +49 (02371) 9199-1220 bis -1222 E-Mail: pressestelle.maerkischer-kreis@polizei.nrw.de http://maerkischer-kreis.polizei.nrw Kontaktdaten anzeigen Rückfragen bitte an: Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis Pressestelle Polizei Märkischer Kreis Telefon: +49 (02371) 9199-1220 bis -1222 E-Mail: pressestelle.maerkischer-kreis@polizei.nrw.de http://maerkischer-kreis.polizei.nrw