Videotechnik auf zwei Rädern
Wer eine Wegstrecke von 25.000 Kilometern zurücklegt, der hat die Erde fast ein dreiviertel Mal umrundet. Marco Bunge und drei seiner Kollegen fahren diese Strecke im Kreis Paderborn jedes Jahr. Der Polizeihauptkommissar ist Teil der ProViDa-Motorradgruppe des Verkehrsdienstes der Kreispolizeibehörde Paderborn, die sich für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer besonders auf den Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften einsetzt.
Der Begriff ProViDa steht für Proof Video Data System, ein mobiles Videoüberwachungssystem, welches auf die Motorräder der Polizei zugeschnitten ist. "Unsere Aufgabe liegt darin, Geschwindigkeits- und Abstandsverstöße von Auto- und Motorradfahrern im Straßenverkehr gerichtsverwertbar festzuhalten. Allerdings ist die Technik so gut, dass wir auch erkennen können, wenn jemand während der Fahrt durch ein Handy abgelenkt ist oder Personen im Auto nicht angeschnallt sind. Wir stoppen Fahrzeuge immer dann, wenn sich das Strafmaß im Punktebereich bewegt", so Bunge. Allein im Zeitraum von Janur 2020 bis August 2021 konnten so über 280 Geschwindigkeitsverstöße festgestellt werden, aus denen sich 53 Fahrverbote ergaben. Hinzu kommen 57 angehaltene Autofahrende wegen falschen Überholens, 27 Personen, die durch ein Handy vom Straßenverkehr abgelenkt waren und acht Fahrzeugführer, die zu dich aufgefahren waren.
Der Schwerpunkt der ProViDa-Fahrer liegt eindeutig auf den im Kreis Paderborn in einer Vielzahl vorhandenen Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften, auf denen schneller gefahren wird. Dementsprechend Kilometer kommen pro Schicht auf den ausgerüsteten Motorrädern zusammen. Die bisherige Maschine, eine BMW R 1200 rt mit 110 PS hat bereits 217.000 Kilometer auf dem Buckel. Die zweite Maschine, die aktuell durch den Kreis Paderborn fährt, ist eine BMW R 1250 GS mit 136 PS. Sie besitzt vorne zwei Blaulichter und hinten ein Signalfeld auf dem "Bitte folgen" aufgespielt werden kann. "Wir testen die zweite Maschine gerade, weil sie das bisherige Modell in Zukunft ersetzen könnte. Bislang macht sie einen guten Eindruck in Sachen Sitzkomfort und sie ist schneller", meint der 49-Jährige, der seit 2006 ein ProViDa-Krad fährt und seinen Motorradführerschein als 18-Jähriger im Rahmen seiner Ausbildung zum Polizisten gemacht hat.
Einfach auf das umgebaute Motorrad steigen und losfahren, war 2006 übrigens auch für Bunge, trotz seiner Vorerfahrung, nicht möglich. "Man muss die Maschine schon richtig gut kennen, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Sie ist schließlich vollgepackt mit Technik und fährt sich dadurch anders", sagt Bunge. Dementsprechend hat jeder Fahrer vorher einen zweiwöchigen Lehrgang durchlaufen, in dem das Bremsen auf Split und eine Vollbremsung bei 100 km/h ebenso geübt wurden, wie Ausweichmanöver und Verfolgungsfahrten. Den Spaß am Motorradfahren hat Bunge nie verloren: "Ich fahre auch privat einfach gerne Motorrad. Ich kann Beruf und Hobby gut kombinieren. Das passt."
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