„Sohn“ ergaunert mehrere tausend Euro | Anrufbetrüger mit neuer Masche über Messenger-Dienst

KAUFBEUREN. Nachdem ein kaufbeurer Senior seinem „Sohn“ zwei Rechnungen über mehrere tausend Euro im Online-Banking bezahlt hatte, wunderte er sich über die vielen Rechtschreibfehler im Text der Mitteilungen seines vermeintlichen Sohnes. Seine Vermutung, einem Betrüger aufgesessen zu sein, bestätigte sich dann bei der polizeilichen Anzeigenaufnahme. Am späten Montagabend, 21.02.2022, erhielt der Geschädigte eine WhatsApp-Nachricht von einer unbekannten Nummer. Der Absender gab vor, der Sohn des Geschädigten zu sein. In der WhatsApp-Nachricht bat der Unbekannte seinen „Dad“, zwei Rechnungen in Höhe von mehreren tausend Euro zu begleichen. Wie funktioniert der „Enkeltrick“? Der so genannte Enkeltrick ist eine besonders hinterhältige Form des Betrugs, der für Opfer oft existenzielle Folgen haben kann. Sie können dadurch hohe Geldbeträge verlieren oder sogar um Ihre Lebensersparnisse gebracht werden. Mit den Worten "Rate mal, wer hier spricht" oder ähnlichen Formulierungen rufen Betrüger bei meist älteren und allein lebenden Personen an, geben sich als Verwandte, Enkel oder auch gute Bekannte aus und bitten kurzfristig um Bargeld. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht, beispielsweise ein Unfall, ein Auto- oder Computerkauf. Die Lage wird immer äußerst dringlich dargestellt. Oft werden die Betroffenen durch wiederholte Anrufe unter Druck gesetzt. Sobald das Opfer zahlen will, wird ein Bote angekündigt, der das Geld abholt. Hat der Betroffene die geforderte Summe nicht parat, wird er gebeten, unverzüglich zur Bank zu gehen und dort den Betrag abzuheben. Nicht selten ruft der Täter sogar ein Taxi, wenn das Opfer den Weg nicht mehr zu Fuß bewältigen kann. Auf diese Weise haben Enkeltrick-Betrüger in der Vergangenheit bereits Beträge im fünfstelligen Eurobereich erbeutet. Die Betrüger versuchen es nicht nur telefonisch sondern neuerdings auch, wie im Fall des Kaufbeurers, per Nachricht über Messenger-Dienste. Tipps Ihrer Polizei gegen den Enkeltrick Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen. Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte/Bekannte wissen kann. Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis. Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen. Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahe stehende Personen. Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen. Kommt Ihnen ein Anruf oder eine Nachricht verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110. Sind Sie bereits Opfer eines Enkeltricks geworden, zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an. Dies kann der Polizei helfen, Zusammenhänge zu erkennen, andere Personen entsprechend zu sensibilisieren und die Täter zu überführen. Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen (aus Herta Schmidt wird beispielsweise H. Schmidt). So können die Täter Sie gar nicht mehr ausfindig machen. Zum Ändern eines Telefonbucheintrags wenden Sie sich an die Telekom. Bewahren Sie Ihre Wertsachen, z.B. höhere Geldbeträge und andere Wertgegenstände nicht zuhause auf, sondern auf der Bank oder im Bankschließfach. Jeder kann mithelfen, potentielle Opfer vor Schaden zu bewahren. Reden Sie mit älteren Verwandten oder Bekannten über die Betrugsmaschen Wie oft schlugen Betrüger über Messengerdienste bereits zu? Im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West wurden im Jahr 2021 etwa 20 Fälle bekannt, in den Betrüger Kontakt über einen Messengerdienst aufnahmen. In acht erfolgreichen Fällen erbeuteten sie fast 20.000 Euro. Im aktuellen Jahr 2022 entstand aus vier aus Tätersicht erfolgreichen Fällen ein Beuteschaden in Höhe von fast 11.000 Euro. Im Landkreis Ostallgäu und der Stadt Kaufbeuren registrierte die Polizei 2021 und 2022 insgesamt neun Taten. Aus drei aus Tätersicht erfolgreichen Fällen entstand ein Schaden in Höhe von etwa 6.000 Euro. Im aktuellen Fall? In der Annahme, seinem „Sohn“ aus einer misslichen Lage zu helfen, überwies der Kaufbeurer umgehend die geforderten Geldbeträge im Online-Banking Verfahren auf ein deutsches Konto. Im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen wurde bekannt, dass die vom Täter benutzte Mobilfunkrufnummer bereits in einigen gleichgelagerten Fällen verwendet wurde. Die Kriminalpolizei Kaufbeuren hat die Ermittlungen nach den Tätern aufgenommen. (KPS Kaufbeuren, DG) Medienkontakt: Pressestelle beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West, D-87439 Kempten (Allgäu), Rufnummer (+49) 0831 9909-0 (-1012/ -1013).