Präventionskampagne „Betrugsmittwoch-Klüger als der Betrüger“ der Polizeiinspektion Leer/Emden. Heute Teil 9 – Love Scamming- das Geschäft mit der falschen Liebe
Heute: Love Scamming
Betrug gibt es ja mittlerweile in jeglicher Form und auch vor den Herzen einsamer Menschen machen die Betrüger nicht Halt.
Love- oder Romance Scamming zielt darauf ab, dass sich Menschen in eine fiktive Person verlieben sollen. Meistens erfolgt der erste Kontakt im Bereich der sozialen Netzwerke, in welchen sich mittlerweile die unterschiedlichsten Menschen aller Altersklassen international miteinander verbinden und austauschen.
Die mit Abstand am meisten verbreitete Form des Love- oder Romance Scamming wird von organisierten Banden betrieben. In der ersten Phase erstellen die Täterinnen und Täter bevorzugt auf kostenlosen Online-Dating-Seiten Profile, in denen sie sich als amerikanische oder englische Singles ausgeben. Aber auch andere Social-Media Plattformen finden Anwendung. Dabei werden dann auch passende Fotos von äußerlich attraktiven Menschen genutzt. Vorgetäuschte englischsprachige Herkunftsländer sind bei dieser Art von Betrug besonders beliebt, weil hier die Sprachbarriere nicht so groß ist. Auch in Deutschland sind viele Menschen recht gut mit der englischen Sprache vertraut. Übersetzungsportale unterstützen die Überwindung der noch bestehenden Sprachprobleme. Tatsächlich sitzen die Täterinnen und Täter quer über den Globus verteilt.
Die Vorgehensweise in der Anbahnung ist eigentlich immer die gleiche. Mit diesen gefälschten Profilen kontaktieren die Täterinnen und Täter zumeist Singles und geben in der Regel vor, sich spontan verliebt zu haben. Hat ein potenzielles Opfer angebissen, kommt es zu langen Kontakten per E-Mail, Messender-Diensten, Telefonaten oder auch Liebesbriefen, ehe in der weiteren Phase meist ein Besuch versprochen wird.
Durch die räumliche Entfernung und die verhältnismäßig wenigen, aber gezielten Informationen über die Person kommt es leicht dazu, dass das Opfer die von den Täterinnen und Tätern vorgespielte Person idealisiert und glaubt, die Traumfrau oder den Traummann gefunden zu haben. Oft kommen auch Telefonate hinzu, die selbstverständlich immer von nicht nachprüfbaren Handys geführt werden. Schließlich wird ein Treffen vereinbart, die Täterinnen und Täter geben vor, sich darauf zu freuen und erzeugen bei den Opfern große Vorfreude.
Dann folgt auf einmal eine schlechte Nachricht, die ein geplantes Treffen verhindert und auf eine Geldleistung abzielt. Diese schlechten Nachrichten, mit denen die Betrügenden nun dem jeweiligen Opfer das Geld aus der Tasche ziehen wollen, sind meist identisch oder zumindest sehr ähnlich und auch die Opfer abgestimmt:
- Krankes Familienmitglied -Entweder ist ein enges Familienmitglied angeblich schwer krank, oder auch die Betrügenden angeblich selber und es wird dringend Geld für eine Operation benötigt. Dieser Vorwand ist für alle Opfer geeignet.
- Schulden - Es wird von einem hohen und fremdverschuldeten Schuldendruck gesprochen welcher dringend bewältigt werden muss. Auch hier ist jedes Geschlecht betroffen.
- Gefängnis - man wurde unschuldig auf Geschäftsreise verhaftet, hat aber keine Ausweisdokumente, da diese gestohlen wurden. Für das Anfertigen neuer Dokumente durch die Botschaft und mit Unterstützung anwaltlicher Hilfe benötigt man nun Geld. Diese Masche ist auf Frauen ausgelegt, vor allem, wenn das Konterfrei des Betrügenden besonders ansprechend ist.
- Geld für Flug - Die Betrügenden geben vor, die Opfer besuchen kommen zu wollen. Leider sind aber die Geldmittel für eine Reise nicht vorhanden. Oftmals wird auch von den Betrügenden vorgegeben, dass sie auf dem Flughafen überfallen worden seien und nun alle Barmittel gestohlen wären. Dieser Trick passt auf alle Opfer.
- Militärdienst - dieser Zug ist besonders bei Frauen erfolgreich, genauso wie der angebliche Arzt in Krisengebieten- der Täter gibt vor, er wäre Angehöriger der Armee und erhalte nur gegen Bezahlung Urlaub, um das Opfer zu besuchen.
- Ein schwerer Unfall - es fallen hohe Krankenhauskosten an. Zusätzlich wird Geld für eine wichtige Operation, einen Anwalt oder Entschädigungszahlungen benötigt.
- Eine angebliche unglückliche und misshandelte Frau, die Geld benötigt um aus ihrem Leben zu flüchten um mit dem Opfer dann ein neues glückliches Leben zu führen. Hier werden bevorzugt Männer angesprochen.
Die Liste der Ausreden, warum kein Besuch stattfinden könne und Barmittel benötigt würden, ist lang. Und für jedes Geschlecht und jede sexuelle Orientierung wird das Passende angeboten.
Die Taktik ist hierbei immer die gleiche: Die Täterin oder der Täter ist vorgeblich unverschuldet in eine Notlage gekommen, in der Geld benötigt wird und nur wenn das Opfer mit einer Geldzahlung unterstützt, kann das ersehnte Treffen stattfinden. Manchmal treten in dieser Phase auch Komplizen auf, welche sich gerne in verschiedenen Rollen Arzt/Ärztin, Vorgesetzte, Kumpel, Verwandte, Anwalt/Anwältin oder verschieden Formen von Amtsperson ausgibt und die Geschichte des Betrügenden bestätigt.
Zahlt das Opfer, so kehrt nur kurz Zufriedenheit ein. Das versprochene Treffen kann nun aus einem anderen Grund nicht stattfinden. Unter einer neuen Ausrede wird wieder um Geld gebeten. Weigert sich das Opfer zu zahlen, erheben die Täterinnen und Täter schwere Vorwürfe und beschuldigt es, keine wahre Liebe zu empfinden. Oft gelingt es so, das einsame Opfer so unter Druck zu setzen, dass es nochmals zahlt, sogar mehrmals.
Besonders in emotionale Abhängigkeit geratenen Frauen überweisen oftmals nicht nur ihr gesamtes Barvermögen an die Betrüger, sondern nehmen auch aufgrund deren Forderungen Kredite auf und überweisen weiterhin die geforderten Beträge.
Bei den meisten Opfern ist er dann Schluss, wenn sie zahlungsunfähig sind, sich endgültig weigern zu zahlen oder auf einem vorherigen Treffen bestehen. Dann erst endet der Scam: Die Internetprofile der Betrüger und Betrügerinnen werden gelöscht und es meldet sich niemand mehr. Die Person ist wie vom Erdboden verschluckt und zurück bleibt ein ausgebeutetes und verzweifeltes Opfer.
Das gezahlte Geld ist verloren, zudem setzen die Täter und Täterinnen darauf, dass ihr Opfer sie aus Scham nicht anzeigt. Tatsächlich schämen sich viele Opfer sehr und können sich noch nicht einmal Freunden oder Verwandten anvertrauen. Oft verstehen sie selbst im Nachhinein nicht mehr, warum sie sich manipulieren ließen. Dennoch sollten Opfer eines Internet Romance Scams diesen unbedingt auch durch eine Anzeige bei der Polizei öffentlich machen. Nur so können weitere Opfer auch den Mut zur Anzeige aufbringen und so können auch weitere mögliche Opfer gewarnt werden.
Rückfragen bitte an:
Polizeiinspektion Leer/Emden
Svenia Temmen
Pressestelle/ Polizeiliche Prävention
Telefon: 0491-97690 108 / 114
E-Mail: pressestelle@pi-ler.polizei.niedersachsen.de