Kriminalität sinkt, Unsicherheitsgefühl steigt Bürgerbefragung zur gefühlten Sicherheit in der Siegener Innenstadt bestätigt widersprüchliche Entwicklung -#polsiwi

"Sicherheit" ist für die meisten Menschen ein ganz zentraler Punkt. "Wir sehnen uns nach Sicherheit. Unsicherheit löst Ängste aus. Und deshalb erwarten wir auch, dass der Staat für unsere Sicherheit garantiert. Für mich als Leiter der Kreispolizeibehörde ist es deshalb wichtig, durch gute Polizeiarbeit den Menschen in Siegerland und Wittgenstein ein Leben in einem möglichst sichern Umfeld zu ermöglichen." Das betonte Landrat Andreas Müller bei der Vorstellung einer Bürgerbefragung zum Sicherheitsgefühl in der Siegener Innenstadt. Die Befragung hatte Polizeianwärter Tim Hambloch im Rahmen seiner Bachelorarbeit durchgeführt, in der er das Projekt "Sichere Innenstadt" evaluiert hat. In seiner Einführung zur Ergebnispräsentation machte Landrat Andreas Müller, Leiter der Kreispolizeibehörde, deutlich, dass die Bachelorarbeit einmal mehr ein Phänomen bestätigt, das in Deutschland schon seit vielen Jahren zu beobachten ist: Die Zahl der Straftaten sinkt zwar kontinuierlich, gleichzeitig steigt aber das Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung. Erst zuletzt in 2021 hatte die Konrad Adenauer Stiftung eine repräsentative Untersuchung zu diesen Fragen durchgeführt. Eines der Ergebnisse: 62 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass die Kriminalität in den letzten fünf Jahren stark zugenommen hat. Das steht im Widerspruch zur Kriminalitätsstatistik. Denn diese weist sinkende Fallzahlen aus. Das gilt auch für Siegen-Wittgenstein, wo die Zahl der Delikte von 2010 (17.484 Delikte) bis 2021 (13.122 Delikte) deutlich zurückgegangen ist. In der Stadt Siegen waren 2010 9.742 Delikte zu verzeichnen, im vergangenen Jahr 7.327. Trotzdem habe das Unsicherheitsgefühl stetig zugenommen, führte der Landrat aus. "2003 haben bei einer landesweiten Befragung 20 Prozent der Menschen in Siegen-Wittgenstein gesagt, dass sie Angst vor Kriminalität haben. 2017 gab es eine Studie der Stadt Siegen, bei der 47 Prozent der Menschen gesagt haben, dass sie sich in Siegen unsicher fühlen. Nach der bereits angesprochenen Studie der Konrad Adenauer Stiftung haben 66 Prozent der Deutschen Angst vor Kriminalität", so Müller: "Auch wenn die Studie von Tim Hambloch nicht repräsentativ ist - jeder, der wollte, konnte sich beteiligen - spiegeln die Ergebnisse diesen Trend ebenfalls wieder." 3.300 Bürgerinnen und Bürger haben an der Befragung teilgenommen. Vor wenigen Tagen präsentierte der Polizeianwärter die Ergebnisse erstmals im Rahmen seiner Bachelorprüfung an der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung NRW. Jetzt hat er sie auch der heimischen Öffentlichkeit vorgestellt: Demnach gaben rund 78 Prozent der Teilnehmer an, sich tagsüber in der Siegener Innenstadt sicher zu fühlen, nachts hingegen fühlen sich 78 Prozent der Teilnehmer unsicher. Zweidrittel der Befragten sagten, dass sich ihr Sicherheitsgefühl in den letzten vier Jahren verschlechtert hat, für 28 Prozent ist es gleichgeblieben. Mehr als 30 Prozent empfinden aber auch, dass die polizeiliche Präsenz in der Siegener Innenstadt in den vergangenen vier Jahren zugenommen hat. Für Landrat Andreas Müller ist insbesondere diese Zahl eine Bestätigung dafür, dass das Konzept "Sichere Innenstadt" richtig ist und aufgeht: "Dass wir gemeinsam als Kreispolizei, Bundespolizei und Ordnungsamt der Stadt Siegen verstärkt in der Innenstadt präsent sind, wird offenbar bereits von rund einem Drittel der Menschen wahrgenommen. Das bestärkt mich in der Überzeugung, auch künftig als Teil unserer Sicherheitspartnerschaft mit der Stadt Siegen mit der Kreispolizei deutlich sichtbar in der Siegener Innenstadt präsent zu sein - auch wenn alle Zahlen belegen, dass die Innenstadt kein Kriminalitätshotspot ist." Tim Hambloch hat die Teilnehmer seiner Bürgerbefragung auch danach gefragt, welche Maßnahmen ihr Sicherheitsgefühl verbessern könnten? "Mehr Licht" war der meist geäußerte Wunsch: Rund 80 Prozent nannten eine bessere Ausleuchtung von Gehwegen als wichtigste Maßnahme. Rund 75 Prozent würden sich sicherer fühlen, wenn (noch) mehr Mitarbeiter von Polizei und Ordnungsamt auf der Straße sichtbar wären. Warum das Unsicherheitsgefühl seit vielen Jahren in ganz Deutschland steigt, während die Kriminalität weiter zurückgeht, kann die Kreispolizeibehörde nur mutmaßen. Ein Grund könnte in der zunehmenden Bedeutung der Sozialen Medien liegen, analysiert der Landrat: "Wenn jedes einzelne Ereignis, und sei es noch so unbedeutend und banal, wieder und wieder geteilt und kommentiert wird und jeden Tag eine andere Schreckensmeldung verbreitet wird, kann man sicher das Gefühl bekommen, dass unsere Welt - oder die Siegener Innenstadt - immer unsicherer werden, losgelöst von allen Fakten." Auch wenn die Befragung von Tim Hambloch nicht repräsentativ ist, liefert sie hilfreiche Erkenntnisse, betont der Leiter der Kreispolizeibehörde: "Ich glaube, es wird eine Herkulesaufgabe werden, das Sicherheitsgefühl der Menschen nachhaltig zu erhöhen. Insbesondere weil es ja offensichtlich nicht reicht, auf die sinkenden Fallzahlen hinzuweisen. Diese führen nicht automatisch zu einem höheren Sicherheitsgefühl - das muss man einfach zur Kenntnis nehmen", so der Landrat: "Aber davon lassen wir uns nicht entmutigen und werden weiterhin in der Siegener Innenstadt Präsenz zeigen und damit signalisieren: die Innenstadt ist ein sicherer Ort - auch wenn es kriminalitätsfreie Räume leider niemals geben wird." Rückfragen bitte an: Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Telefon: 0271 - 7099 1222 E-Mail: pressestelle.siegen-wittgenstein@polizei.nrw.de