Polizeipräsident bekennt sich zum Einsatz

Nach den Vorwürfen aus der Fanszene gegenüber der Stuttgarter Polizei erläutert das Polizeipräsidium Stuttgart die Hintergründe der Vorkontrolle anlässlich des Fußballspiels VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln. Die Polizei zieht ein positives Fazit des Gesamteinsatzes. Die Bundesligapartie VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln am vergangenen Samstag (18.02.2023) wurde vom Polizeipräsidium Stuttgart als einsatzführender Dienststelle bei der Planung als ein so genanntes Hochrisikospiel eingestuft. Gründe für die Klassifizierung des Spiels waren wiederkehrende Auffälligkeiten der aktiven Kölner Fanszene insbesondere am Rande von Auswärtsspielen in der Vergangenheit, nach dem Wegfall der Einschränkungen durch die Pandemiemaßnahmen. Ein eindrückliches Beispiel sind die Ausschreitungen in Nizza im September 2022 am Rande des Conference-League-Spiels gegen OGC Nizza, bei denen maßgeblich Anhänger des 1. FC Köln beteiligt waren. Konkreten Einfluss auf die Bewertung des Spiels am letzten Samstag haben Ereignisse des vergangenen Jahres in Stuttgart genommen. Hier wurden bei einer Begegnung im Mai 2022 die Einlasskontrollen überrannt, es wurde massiv Pyrotechnik eingesetzt und am Ende des Spiels das Spielfeld durch die Fans des 1. FC Köln gestürmt. Es kam zu massiven Auseinandersetzungen mit dem Sicherheitsdienst im Stadion, den VfB Fans und der Polizei. Das Polizeipräsidium Stuttgart trat frühzeitig mit dem Polizeipräsidium Köln in Kontakt, um sich für den Einsatz am Samstag (18.02.2023) in Stuttgart abzustimmen. Die Beurteilungen der szenekundigen Beamten des Polizeipräsidiums Köln flossen in die Einschätzungen der Polizei Stuttgart ein. Für die Polizei ergab sich daher vorab eine eindeutige Gefahrenprognose. "Unser Ziel war, mögliche Gewalttäter im Vorfeld aus der Anonymität zu holen und verbotene Gegenstände zu beschlagnahmen, um so Vorfälle zu verhindern. Die Maßnahmen richteten sich dabei ausschließlich gegen Teile der aktiven Fanszene und nicht gegen die Kölner Fußballfans im Allgemeinen," erläuterte Polizeipräsident Markus Eisenbraun das geplante Vorgehen der Stuttgarter Polizei am Montag. Nachdem die Aufklärungsmaßnahmen der Polizei am Spieltag ergaben, dass die Reiseroute über die Bundesstraße 14 in Richtung Waiblingen zum Stadion führen sollte, wurden die sechs Busse zu einem Parkplatz an der Rundsporthalle in Waiblingen geleitet. Hier standen Einsatzkräfte der Polizei in ausreichender Anzahl zur Verfügung, um eine schnelle und reibungslose Kontrolle der Businsassen und der Busse zu gewährleisten. Die Voraufklärung ergab eine etwas spätere Anreise der Fanszene wie zunächst erwartet. Aus diesem Grund wurden Kräfte nachalarmiert um eine schnellere Kontrolle und somit die Teilnahme am Spiel für die zu Kontrollierenden zu gewährleisten. Neben einer Personalienfeststellung sollten die Personen und Busse nach Waffen, Vermummungsmaterial, Pyrotechnik und Passivbewaffnung durchsucht werden. Unter den sechs Bussen befand sich ein Bus mit Fußballfans, die nicht der aktiven Fanszene angehörten und von denen keine Störungen zu erwarten waren. Diesem Bus wurde ohne eine Kontrolle die Weiterfahrt zur Mercedes-Benz-Arena gestattet. Die Insassen dieses Busses zeigten sich kooperativ, wodurch die Zuordnung der Insassen überhaupt erst möglich war. Vor Ort signalisierten die Insassen der anderen fünf Busse, dass sie sich von der Polizei nicht kontrollieren lassen wollten. In einem Fall untermauerte ein Busfahrer diese Haltung, indem dieser die Türen für die Polizeikräften geschlossen hielt. Die Insassen der verbleibenden fünf Busse entschieden sich letztlich, sich nicht auf den Weg ins Stadion zu machen, sondern die Heimreise nach Köln anzutreten. Einzelne wenige Businsassen entschieden sich nicht für die Heimreise und konnten nach einer kurzen Kontrolle den Weg Richtung Stadion aufnehmen. Durch die Entscheidung zur Rückreise entfiel der Anlass für die Kontrolle durch die Polizei, da ein Aufeinandertreffen auf gegnerische Fußballfans und weitere Störungen in Stuttgart ausgeschlossen werden konnten. Bei der anschließenden Rückreise wurden die Busse durch baden-württembergische Polizeikräfte bis zur Landesgrenze nach Hessen begleitet, von wo Einsatzkräfte der Polizei Hessen die weitere Begleitung in Richtung Norden übernahmen. Die polizeiliche Begleitung sollte ein plötzliches Umkehren der Busse, aber auch ein Aufeinandertreffen mit anderen Fans rivalisierender Vereine auf der Reiseroute verhindern. Die Entscheidung zur Rückreise erfolgte durch die Fans und ergab sich ohne Beeinflussung durch die Polizei. Dem Vorwurf, es habe sich bei der Kontrolle um eine nicht nachvollziehbare beziehungsweise gezielte Aktion gegen den 1. FC Köln gehandelt, widerspricht der Stuttgarter Polizeipräsident. "Die Stuttgarter Polizei handelt nach Recht und Gesetz. Wir orientieren uns bei unseren Einsätzen an der 'Stuttgarter Linie', wonach wir gegenüber Gewalt entschieden einschreiten, und das auch bevor sie entsteht". "Wir haben in Stuttgart ein Fußballspiel erlebt, bei dem wir polizeilich keine besonderen Auffälligkeiten verzeichneten. Wir sind für die Sicherheit von zirka 50.000 Zuschauern verantwortlich. Wie ein Aufeinandertreffen rivalisierender Fangruppen ausgehen kann, zeigen uns die Angriffe auf Anhänger des FC Schalke 04 am Sonntagmorgen in Gelsenkirchen.", so die Bewertung von Polizeipräsident Eisenbraun auch im Nachgang zur üblichen Nachbesprechung des Einsatzes am Montagmorgen. 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