BKA startet Kampagne „Identify Me“ – Internationale Fahndung wird in Deutschland von Boxweltmeisterin Regina Halmich und Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein unterstützt
Sie wurden erschossen, erstickt oder niedergestochen - aber bis heute kennt die Polizei nicht einmal die Namen der Opfer. Deswegen hat das Bundeskriminalamt (BKA) heute gemeinsam mit der niederländischen Polizei DJO (Centrale directie gerechtelijke operaties) und der belgischen Polizei PDC (Politie Diensten Centrum) die Kampagne "Identify Me" gestartet. Zu 22 Mordfällen mit unbekannten weiblichen Opfern wird nun grenzübergreifend gefahndet - mit prominenter Unterstützung.
Für die Kampagne hat Interpol eine eigene Webseite eingerichtet. Unter www.interpol.int/IM sind zu allen Fällen Details aus den Fallakten eingestellt worden, etwa Informationen zur Kleidung oder zum Schmuck der ermordeten Frauen.
Die Kampagne wird auf den Social-Media-Kanälen der beteiligten Polizeien ausgespielt. Das BKA wird dabei von der Boxweltmeisterin Regina Halmich und der Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein unterstützt. Sie richten sich mit einem Videoappell direkt an die Zuschauerinnen und Zuschauer, um sie zu motivieren, die ermordeten Frauen zu identifizieren.
In den Niederlanden beteiligen sich die "Game of Thrones"-Darstellerin Carice van Houten und die Indie-Pop-Sängerin Stien den Hollander, bekannt als S10, an der Kampagne. In Belgien sind es die Schauspielerin Veerle Baetens und die Sängerin Axelle Red. Alle Frauen möchten mit ihrer Unterstützung ein Zeichen setzen.
Regina Halmich zu der Kampagne: "Sie wurden ermordet. Alles wurde ihnen genommen: ihr Leben, ihre Würde und ihr Name. Wir wissen nicht, wer sie sind. Aber sie lebten, liebten und hofften - wie wir. Ich will diesen namenlosen Frauen meine starke Stimme geben. Helfen wir, sie zu erkennen und sie nachhause zu bringen. Und ihre Peiniger zu finden." "All diese Frauen teilen dasselbe grausame Schicksal", sagt Katrin Müller-Hohenstein. "Es ist unvorstellbar, was sie durchmachen mussten." Die Kampagne setze darauf, den Frauen ihre Namen zurückzugeben und damit letztlich auch ein Stück ihrer Würde. "Ich hoffe, dass wir viele Menschen dazu motivieren können, sich die Bilder anzuschauen und möglicherweise den entscheidenden Hinweis zu geben", sagt Müller-Hohenstein.
Neben der Fahndung über das Internet wird auch via Fernsehen gefahndet: Alle deutschen Fälle aus dem Fahndungsaufruf werden in den kommenden Monaten in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" vorgestellt.
Unterstützt wird das Bundeskriminalamt zudem von der Opferschutzorganisation "Weisser Ring", um die Kampagne einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Hintergrundinformationen
Die Opfer
Ein verkohlter Leichnam einer jungen Frau, gefunden im nordrhein-westfälischen Altena. Ein Mädchen, getötet und im Wald in der niederländischen Provinz Brabant zurückgelassen. Eine junge Frau im Albertkanal in Belgien, nackt und mit Messerstichen getötet. Das sind nur einige Beispiele aus Fahndung "Identify Me". "Viele Opfer wurden mit einem hohen Maß an Gewalt umgebracht. Von manchen Opfern wissen wir, dass sie in der Zeit vor ihrem Tod misshandelt oder ausgehungert wurden", sagen Carina van Leeuwen und Martin de Wit von der niederländischen Polizei, die die Kampagne initiiert haben.
Dass die ermordeten Frauen bis heute nicht identifiziert werden konnten, liegt möglicherweise daran, dass sie aus anderen Ländern stammen, etwa aus Regionen Osteuropas, aus Asien oder Afrika. Eventuell wurden sie absichtlich anderenorts zurückgelassen, um die Ermittlungen der Polizei zu erschweren. "Es muss Verwandte, Freunde oder Bekannte geben, die die Opfer, meist junge Frauen oder Mädchen, vermissen. Wir hoffen, diese Menschen mit unserer Kampagne zu erreichen", sagen Van Leeuwen und De Wit. Sie weisen darauf hin, dass mögliche Hinterbliebene sich bei Interpol melden können, um über DNA-Analysen Verwandtschaftsbeziehungen festzustellen. "Alle können dabei mithelfen, indem sie unsere Kampagne unterstützen."
Das Ziel
Hauptziel der Kampagne ist es, die Identität der ermordeten Frauen zu klären. "Wir sind auf der Suche nach den Namen", erläutert Carolien Opdecam von der Bundespolizei in Belgien. Gleichzeitig sei die Klärung der Identität eines Opfers oft der Schlüssel zu einem Durchbruch in grenzüberschreitenden Ermittlungsverfahren. Anja Allendorf vom Bundeskriminalamt ergänzt: "Auch in vergleichbaren Ermittlungsverfahren, wie etwa bei einem Fall im niederländischen Nederweert, führte die Identifizierung des Opfers letzten Endes zur Festnahme eines Tatverdächtigen. Der Ex-Partner des Opfers konnte in Deutschland festgenommen werden."
Hinweise
Zeuginnen und Zeugen können ihre Hinweise auf der Internetseite des BKA unter www.bka.de/IdentifyMe abgeben oder sich bei ihrer örtlichen Polizeidienststelle melden.
Weitere Informationen zur Kampagne sind unter www.interpol.int/IM abrufbar.
Für Pressevertreter:
Das internationale Kampagnenvideo sowie Videos zu den sechs deutschen Fällen sind unter www.bka.de/IdentifyMe abrufbar und können auf Anfrage zum Download angeboten werden. Wenden Sie sich dazu an die BKA-Pressestelle: pressestelle@bka.bund.de
Rückfragen bitte an:
Bundeskriminalamt
Pressestelle
Telefon: 0611-551 3083
Fax: 0611-551 2323
E-Mail: pressestelle@bka.bund.de