Frau überweist hohe Geldsummen an Lovescammer
Eine Kiersperin ist in einer christlichen Online-Partnerbörse an einen angeblichen Interpol-Beamten mit ganz unfrommen Absichten geraten. In dieser Woche schilderte sie ihre Geschichte der echten Polizei, um Anzeige gegen den mutmaßlichen Lovescammer zu erstatten. So werden die modernen Heiratsschwindler heute genannt.
Im April hatte sie auf der Suche nach einem Partner einen Account eröffnet. Unter den Kandidaten war auch der angebliche "Polizeibeamte von Interpol". Er schickte der Frau einen Personalausweis. Die Kommunikation lief überwiegend über einen Messenger und per E-Mail. Er schaffte es, das Vertrauen der Kiersperin zu gewinnen. Es kam wie immer bei Lovescammern: Angeblich geriet er in finanzielle Probleme und bat die Frau um Hilfe. Auf einer Dienstreise im Ausland seien ihm alle Dokumente gestohlen worden.
Im Auftrag des Betrügers sperrte die Frau seine angebliche Kreditkarte, eröffnete ein Kryptowährungskonto und überwies darauf einen sehr hohen Betrag. Damit nicht genug: Die angebliche Not wurde größer und die Kiersperin transferierte in mehreren Teilbeträgen noch einmal eine deutlich höhere Summe. Als er mehr forderte und die Frau kein Geld mehr hatte, sollte sie ihre Freunde oder Verwandten anpumpen oder einen Kredit aufnehmen. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde ihr bewusst, dass sie einem Betrüger aufgesessen war. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei.
Moderne Heiratsschwindler brauchen ihre Opfer nicht zu küssen. Die "romantischen Betrüger" finden ihre Opfer in sozialen Netzwerken oder bei Online-Partnervermittlungen. "Dein Profil gefällt mir", so lautet einer der Standard-Anmach-Sprüche auf Facebook. Die richtigen Worte, vielleicht auch im Chat oder per Skype, reichen: Nach wenigen Wochen oder manchmal sogar nur Tagen ist das Opfer um den Finger gewickelt.
Weibliche Scammer verschicken schnell Fotos, in denen sie sich leicht bekleidet präsentieren. Männliche Scammer verwenden häufiger Fotos in Uniform. Allen gemein ist, dass sie sich angeblich aus unterschiedlichen Gründen im Ausland aufhalten: Der Vier-Sterne-General weilt im Auslands-Einsatz, der Geschäftsführer ist auf Geschäftsreise am anderen Ende der Welt oder die Krankenschwester hilft im Entwicklungshilfe-Projekt. Schnell sprechen sie vom Heiraten und fast genauso schnell von Geldproblemen.
Der Militär-Arzt möchte angeblich seine Abfindung steuerfrei nach Europa transferieren oder braucht eine Adresse in Deutschland zum Empfang von Paketen. Der Geschäftsmann erlebt einen Unfall, wird bestohlen, verhaftet oder braucht dringend Geld für die Operation der Kinder aus seiner ersten Ehe, ...
Wie kann man sich schützen? Die Polizei gibt einige Tipps. Manchmal hilft es bereits, den Namen des Auserkorenen zu "googeln" - insbesondere bei Kontakten ins Ausland. Oft machen sich die "Romance-Scammer" nicht einmal die Mühe, ihren Namen zu variieren. Gerne werden allgemein zugängliche Fotos ("Stockfotos") oder Fotos anderer Personen verwendet. Suchmaschinen bieten die Möglichkeit, auch nach der Herkunft solcher Fotos zu suchen. Wenn das Bild dann mit unterschiedlichen Namen gefunden wird, müssen einige der Namen falsch sein. Betrüger schlüpfen manchmal sogar in die Rolle eines Prominenten.
Allein ein geschliffenes Deutsch bietet auch keine Gewähr, nicht an einen Betrüger zu geraten, der in Wirklichkeit seine Nachrichten aus dem fernen Afrika verschickt.
Spätestens, wenn der virtuelle Bekannte Geld will, sollten alle Alarmglocken schrillen. Dann sollte man alle Kontakte sofort abbrechen, Chat-Verläufe oder E-Mail-Verkehr sichern und Anzeige erstatten. (cris)
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