Heppenheim/ Kreis Bergstraße (ots) -
1 Vorbemerkung
Die Aufklärungsquote (AQ) beträgt in diesem Jahr 58,9%, sie konnte damit abermals um 0,8 Prozentpunkte gesteigert werden. Die erfreuliche Entwicklung der letzten Jahre setzt sich damit fort.
Im Jahr 2015 ist bei den Fallzahlen eine Steigerung der registrierten Straftaten um 611 Delikte gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 10484 Fälle zu verzeichnen. In der Betrachtung der letzten Dekade liegt die Anzahl der Straftaten aber noch deutlich unter den Werten früherer Jahre.
Die auffälligsten Steigerungen finden sich in den Deliktsfeldern "Diebstahl unter erschwerenden Umständen" mit zusätzlichen 216 Fällen, den "Vermögens- u. Fälschungsdelikten", die um 300 Fälle zunahmen und den Diebstählen in und aus Kraftfahrzeugen mit 53 Delikten mehr als im Vorjahr.
2 Betrachtung von Deliktsgruppen und Delikten
Bei den Straftaten gegen das Leben wurden im Jahr 2015 sechzehn Fälle erfasst, hierbei 3 vollendete Tötungsdelikte. Von den 16 Taten in diesem Deliktsbereich konnten 15 Delikte geklärt werden, die AQ liegt somit bei 93,8 %.
2015 wurden 86 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung registriert. Bei gleichbleibender Fallbelastung konnte die Aufklärungsquote hier auf 82,6 % gesteigert werden, im Vorjahr lag sie noch bei 77,9 %.
Brandserie in Einhausen geklärt: Im November 2015 gelang dem K10 der RKI Bergstraße die Brandserie Einhausen zu stoppen. Seit Ende 2014 war es in der Riedgemeinde zu einer Vielzahl von Brandlegungen gekommen, bei denen zumeist Holzstapel und landwirtschaftliche Güter ein Raub der Flammen wurden. Allerdings kam es auch direkt zur Gefährdung von Menschenleben, als zunächst kleine Brände auf Wohngebäude übergriffen. Bei personell, zeitlich und technisch aufwändigen Ermittlungen geriet ein junger Einhäuser, Mitglied der örtlichen Feuerwehr, in den Fokus der Ermittler. Direkt nach einem Brand wurde der Tatverdächtige festgenommen, er legte ein Teilgeständnis ab und wurde nach Vorführung bei dem AG Bensheim in eine forensische Klinik eingewiesen. Ein Termin für die Hauptverhandlung steht noch nicht fest.
Die Zahl der Rohheitsdelikte ist mit 1199 registrierten Fällen rückläufig (- 68 Fälle), die Aufklärungsquote liegt konstant bei 92,7%.
Die Raubdelikte innerhalb dieser Deliktsobergruppe sind mit 72 Fällen ebenfalls leicht rückläufig, im Vorjahr waren noch 78 Delikte zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote liegt bei 63,9 % (Vorjahr: 61,5%).
Im Bereich der Körperverletzungsdelikte wurden 2015, 773 Straftaten erfasst, somit 57 Fälle weniger als im Vorjahr. Auch hier konnte die AQ nochmals gesteigert werden, sie liegt bei 96,4%.
Für den Bereich der Häuslichen Gewalt ist ein leichter Rückgang auf 219 Fälle zu verzeichnen (Vorjahr: 243), wovon sich 196 Fälle als Körperverletzungsdelikte darstellten.
Bei den als Nötigungen angezeigten Sachverhalten ist ein leichter Anstieg auf 161 Fälle festzustellen, 20 Fälle mehr als im Vorjahr. Mit 114 Fällen liegt der Schwerpunkt auch in diesem Jahr wieder auf Nötigungen im Straßenverkehr. Die Fallzahlen im Bereich "Stalking" waren auch 2015 rückläufig und zwar auf 24 Fälle. Im Vorjahr waren in diesem Deliktsfeld noch 34 Strafanzeigen erstattet worden.
Der Diebstahl ohne erschwerende Umstände stieg auf 2.328 registrierte Fälle an. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 48,5% (Vorjahr: 42,4%). Im Jahr 2015 stellt dieser Deliktsbereich mit 22,2% rund ein Fünftel der insgesamt registrierten Straftaten im Kreis Bergstraße dar.
Auch in dem Bereich Diebstahl unter erschwerenden Umständen ist eine Steigerung eingetreten und zwar um 216 Fälle auf 2241 registrierte Straftaten. Die Aufklärungsquote liegt mit 21,7% etwas über Vorjahresniveau (20,5 %). Der Anteil der "schweren Diebstähle" an der Gesamtzahl der registrierten Straftaten beträgt 21,4 % (Vorjahr: 20,5%).
Die Fallzahlen für den schweren Diebstahl in/aus Kraftfahrzeugen sind auf 481 Fälle angestiegen (Vorjahr: 428 Fälle). Auch wenn die AQ auf 22,2 % gesteigert werden konnte, sind aus polizeilicher Sicht noch immer zu viele Pkw-Aufbrüche zu verzeichnen. Im Rahmen von Präventionsprogrammen wird weiter an der Verminderung von Tatgelegenheiten und Senkung der Fallzahlen zu arbeiten sein.
Insgesamt wurden 2015 im Kreis Bergstraße 478 Wohnungseinbrüche erfasst, was eine Steigerung um 129 Fälle in Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
- In 203 Fällen blieb es bei einem Versuch ( 42,5% der Taten ) - Die vorhandene Verkehrsinfrastruktur begünstigt die Straftaten, der meist gut organisierten, überregional agierenden Tätergruppen. Noch bevor die Straftaten zur Anzeige kommen, haben diese Täter die Tatortnahbereiche wieder verlassen. - Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsfeld liegt 2015 bei 27,0 %.
Erwähnenswerte Fälle:
Wohnungseinbrecher gehen ins Netz: Seit Sommer 2015 führte das K 21-22 der RKI Bergstraße umfangreiche Ermittlungen gegen eine vom Balkan stammende, über Ländergrenzen hinweg im Dreiländereck agierende Einbrecherbande. Nachdem es gelungen war den Unterschlupf der Straftäter im Raum Ludwigshafen auszumachen, konnten die Beschuldigten im Dezember 2015 nach einem Wohnungseinbruch in Rheinland-Pfalz auf frischer Tat festgenommen werden. Den drei Einbrechern werden im Dreiländereck Hessen / Baden-Württemberg / Rheinland-Pfalz derzeit über 35 Straftaten zugerechnet, darunter allein 26 Einbrüche im südhessischen Bereich. Die Tatverdächtigen befinden sich in Untersuchungshaft, die juristische Aufarbeitung dauert an.
Automarder in Viernheim unterwegs: Im Zeitraum September bis November 2015 kam es im Stadtgebiet Viernheim zu einer Serie von Einbruchdiebstählen aus Kfz ( 14 Taten ). Nach Einschlagen einer Seitenscheibe wurden in den Fahrzeugen abgelegte Gegenstände, insbesondere Geldbörsen mit Bargeld und EC-Karten entwendet. Die Tatbeute wurde umgesetzt, die Karten für Einkäufe, Betankungen und Anderes genutzt. Anfang November konnte in Weinheim, im Rahmen einer Verkehrskontrolle, ein im Bereich Überwald wohnhafter, 32jähriger deutscher Tatverdächtiger ermittelt werden. Der Mann, der zudem unter Btm-Einfluss mit seinem Pkw unterwegs war, sieht jetzt mehreren Strafverfahren entgegen. Aufgrund aufgefundener Beweismittel waren ihm die Pkw-Aufbrüche in Viernheim sowie eine Reihe von sogenannten "Verwertungstaten" (betrügerischer Einsatz entwendeter Debitkarten) nachzuweisen.
Die Anzahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist gegenüber 2014 um 300 Fälle angestiegen, es wurden 2138 Delikte gezählt bei einer Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich von 79,3%. Die Steigerungen der Fallzahlen gehen einher mit immer stärker wachsenden Einkäufen und Zahlungswegen im Online-Markt.
Auch bei den sonstigen Straftatbeständen ist ein Anstieg zu verzeichnen und zwar von 1675 Fällen (2014) auf nunmehr 1761 Fälle, wobei die Aufklärungsquote von 53,6% auf 55,8% gesteigert werden konnte.
Bei den Verstößen gegen die strafrechtlichen Nebengesetze dagegen ist ein Rückgang um 15 Fälle auf 715 Straftaten zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote ging hier leicht von 96,8 % auf 95,8% zurück.
Die Anzahl der Rauschgiftdelikte nach dem Betäubungsmittelgesetz ist von 481 Fällen (2014) auf aktuell 440 registrierte Fälle gefallen. Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich liegt bei 96,8 % erzielt werden. Betäubungsmitteldelikte sind überwiegend Kontrolldelikte. Aus diesem Grund zeigen die Fallzahlen lediglich Trends auf, die nur bedingt die tatsächliche Situation in Bezug auf Handel und Konsum von illegalen Drogen abbilden.
Die Delikte schlüsseln sich nach der Art des Rauschgiftes wie folgt auf:
BTM 2014 2015 Heroin 22 23 Kokain 17 13 Amphetamin 70 77 Cannabis 165 161 Sonstige 63 67 Handel/Einfuhr 81 36
Hierbei konnten folgendes sichergestellt werden: Ecstasy 246 Stück Amphetamine 610,6 Gramm Marihuana 3.577 Gramm Haschisch 495 Gramm Heroin 104,4 Gramm Hanfpflanzen 210 Stück Kokain 20,4 Gramm Khat 2,30 Gramm
In insgesamt 4 Verfahren konnte Vermögen und Bargeld in Höhe von rund 7.250 EUR abgeschöpft und gesichert werden.
Im Jahr 2015 waren insgesamt 10 Drogentote zu beklagen, 9 Männer und eine Frau. Die Betroffenen im Alter von 29 bis 50 Jahren waren als mehrheitlich, langjährige Drogenkonsumenten bekannt.
In diesem Bereich ragte nachfolgender Fall heraus:
Hanfsamenbank ausgehoben: Im Rahmen einer Durchsuchung wegen eines Umweltdeliktes fiel in einem Bensheimer Stadtteil eine umfangreiche Indoor-Marihuana-Aufzuchtanlage als Zufallsfund an. Die Betreiber der Anlage, zwei 39-und 42jährige deutsche Staatsangehörige, hatten offenbar die Absicht, nach niederländischem Vorbild eine "Hanfsamenbank" zu betreiben. Durch Kreuzung von Hanfsorten sollten diese im Hinblick auf Ertrag, Geschmack und THC-Gehalt verbessert werden. Jungpflanzen waren nach der Aufzucht zum Versand an Endverbraucher vorgesehen. Es kam zur Sicherstellung von rd. 25.000 Hanfsamen sowie hochwertiger Technik, unter anderem einer Beleuchtungsanlage mit Vorschaltgeräten.
3 Ermittelte Tatverdächtige
3.1 Gesamtbetrachtung Tatverdächtige
2015 konnten 4.847 Tatverdächtige ermittelt werden (2014 = 4.612). Davon sind 3.701 männlichen und 1.146 weiblichen Geschlechts. Unter diesen Tatverdächtigen befinden sich 923 Personen unter 21 Jahren was einem Anteil von 20,02% an allen ermittelten Tatverdächtigen entspricht.
Kinder: 73 = 1,5 % (2014 : 94 2,04 %) Jugendliche: 402 = 8,29% (2014 : 425 9,21 %) Heranwachsende: 372 = 7,67% (2014 : 404 8,76 %)
Damit setzt sich der erfreuliche, langjährige Trend fort, dass immer weniger junge Menschen durch Straftaten auffällig werden.
3.2 Nationalitäten
Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist steigend, so wurden 2015 insgesamt 1588 ausländische Personen als Tatverdächtige erfasst, 2014 waren es 1306. Eine Differenzierung zwischen im Kreis Bergstraße wohnhaften nichtdeutschen Tatverdächtigen und "reisenden Tätern" ist aus der Statistik nicht möglich. Auffällig ist, dass sich im Bereich der Einbruchskriminalität häufig Tatverdächtige aus dem südosteuropäischen Raum ermitteln lassen. Analog gilt das für Eigentumsdelikte rund um den PKW, bei denen zahlreiche Tatverdächtige baltische oder osteuropäische Nationalitäten besitzen.
3.3 Zuwanderung
Die durch Zuwanderer begangenen Straftaten weichen merklich von den Zuwanderungszahlen ab. Die durch Zuwanderer begangenen Straftaten stehen nicht in der gleichen Proportion wie die stark gestiegene Zahl der Zuwanderer.
Nach den statistischen Zahlen des Kreises Bergstraße waren dem Kreis bis zum Jahresende 2015 insgesamt 2698 Asylbewerber zugewiesen. Weiterhin waren in Notaufnahmeeinrichtungen in Bensheim zwischen August und Dezember 2015 rund 600 Flüchtlinge untergebracht, in Viernheim im Zeitraum Oktober bis Dezember 2015 zwischen 300 und 400. Somit sind im Kreis Bergstraße insgesamt rund 3600 hier aufenthältliche Personen registriert, die man als Zuwanderer (Asylbewerber, Duldung, Kontingentflüchtling / Bürgerkriegsflüchtling) zusammenfassen kann.
Nach einer besonderen Erhebung für den Kreis Bergstraße gibt es aus dieser Personengruppe insgesamt 180 Straftaten (ohne Verstöße gegen das AuslG / Asylverfahrensgesetz):
- Straftaten (ohne Verstöße gegen das AuslG/Asylverfahrensgesetz): 180 Fälle - Körperverletzungsdelikte: 25 Fälle - Beförderungserschleichung: 11 Fälle - Ladendiebstähle: 79 Fälle - Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: 5 Fälle Die Statistik selbst erlaubt allerdings noch keine absoluten Aussagen über den Aufenthaltsstatus aller Tatverdächtigen. Für das laufende Jahr sind einheitliche Vorgaben geplant, sodass die Datenbasis für die nächsten Jahre valider wird.
Bei der Erfassung von Tatverdächtigen in der PKS werden zur Personengruppe der Flüchtlinge neben der Staatsangehörigkeit auch folgende Angaben zum Aufenthaltsstatus erhoben:
- Asylbewerber - Duldung - Kontingent-/Bürgerkriegsflüchtling
Tatverdächtige aus dem o. a. Personenkreis können darüber hinaus unter den Auffangmerkmalen "Sonstiger erlaubter Aufenthalt" oder "Unerlaubter Aufenthalt" erfasst sein.
Für die Medienvertreter:
Für Rückfragen steht Herr Polizeidirektor Kasper, Telefon: 06252 / 706-100, zur Verfügung.
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Südhessen
Klappacher Straße 145
64285 Darmstadt
Christiane Kobus
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E-Mail: pressestelle.ppsh@polizei.hessen.de
Quelle: news aktuell / dpa