POL-VER: ++ Bekanntgabe der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2015 für den Bereich der Polizeiinspektion Verden/Osterholz ++

19.02.2016 – 09:30

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Landkreis Osterholz (ots) -

Bekanntgabe der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2015 für den  Bereich der Polizeiinspektion Verden/Osterholz  Landkreis Osterholz. In einem Pressegespräch haben am heutigen  Freitag der Leiter der Polizeiinspektion Verden/Osterholz Uwe Jordan, der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes Fabian Bernert sowie Lars  Röben, stellvertretender Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes Osterholz die Kriminalitätszahlen aus dem vergangenen Jahr der  Öffentlichkeit vorgestellt. Neben der jährlichen Bekanntgabe der  Zahlen nahmen die Beamten auch ausführlich Stellung rund um die  Flüchtlingssituation.  1. Straftatenaufkommen Im Jahr 2015 sind in den beiden Landkreisen des  Zuständigkeitsgebietes insgesamt 14.897 Straftaten erfasst worden.  Dies sind 261 Taten mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg aber auch die Aufklärungsquote auf einen Höchststand: 62,77 %. Auch im  Vergleich zur PD Oldenburg (59,33 %) und dem Landesschnitt (61,17)  steht die Polizeiinspektion Verden/Osterholz sehr gut da. Im Landkreis Osterholz waren 2015 mit 6207 Taten insgesamt 455  Straftaten mehr zu verzeichnen als im Vorjahr; somit wurde das sehr  niedrige Niveau der vergangenen zwei Jahre nicht gehalten. Die AQ  liegt mit 58,64 % etwas unter der Durchschnitt in der  Polizeidirektion Oldenburg (2015: 59,33 %).  2. Kriminalität Minderjähriger im Landkreis Osterholz Im Berichtszeitraum haben im Landkreis Osterholz 388 minderjährige  Tatverdächtige (bis 18 Jahre) 480 Straftaten begangen (2014: 418  minderjährige Tatverdächtige, 423 Straftaten). Die Anzahl  minderjähriger Tatverdächtiger ist somit so niedrig wie seit zehn  Jahren nur einmal erreicht (2013: 387); noch im Jahr 2008  registrierte die Polizei im Landkreis Osterholz mehr 637  Tatverdächtige im Alter von unter 18 Jahren.  3. Körperverletzungen Die Anzahl der Körperverletzungen bewegt sich im Jahr 2015 mit 624  Fällen (leichte und gefährliche Körperverletzung) etwas unter dem  Niveau des Jahres 2010 (637), aber mit 44 Fällen über dem Level von  2014 (580). "Wir bleiben da am Ball und setzen weiterhin auf unsere  Sicherheitskonzepte bei Großveranstaltungen, die sich mittlerweile  erfolgreich etabliert haben", so Jordan. Die Anzahl der  Körperverletzungen an Schulen hat mit acht Fällen erfreulicherweise  einen Tiefststand erreicht. Noch im Jahr 2010 gab es mit 34  Körperverletzungen deutlich mehr Fälle.  4. Eigentumsdelikte: Diebstahl/Wohnungseinbruchdiebstahl 5660 Diebstähle wurden im Jahr 2015 in beiden Landkreisen der  Polizeiinspektion registriert. Das sind 23 mehr als im Vorjahr. Im  Landkreis Osterholz gab es 1029 Anzeigen wegen einfacher Diebstähle  und 1462 Fälle des schweren Diebstahls. Insgesamt ist die Zahl der  Diebstähle somit um 303 Taten angewachsen. Die Aufklärungsquote  bewegt sich mit 28,58 % auf vergleichbarem Niveau wie im Vorjahr  (29,48 %). Die Anzahl der Wohnungsseinbruchdiebstähle bewegt sich weiterhin auf  einem zu hohen Niveau. Zwar ging die Zahl inspektionsweit von 769  Taten (versuchte und vollendete Taten) auf 750 Taten zurück,  zufrieden zeigt sich Fabian Bernert, Leiter des Zentralen  Kriminaldienstes, dabei allerdings nicht: "Diese Zahl ist noch immer  zu hoch, insbesondere, wenn man sich das viel niedrigere Niveau in  den Jahren bis 2011 anschaut", so Bernert. Die Aufklärungsquote in  diesem Deliktsbereich lag bei 23,07 %. Diese Quote unterliegt  jährlich starken Schwankungen, was häufig damit zusammenhängt, dass  in einem Jahr ein Serieneinbrecher, dem eine Vielzahl von Taten  zugeordnet werden kann, ermittelt wird und im nächsten Jahr nicht. Zufrieden zeigte sich Bernert über den erreichten Sinneswandel in den Nachbarschaften. "Die Präventionstipps der Polizei kommen an, was zur Folge hat, dass die Menschen immer häufiger und immer schneller zum  Hörer greifen und bei verdächtigen Beobachtungen die 110 wählen", so  der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes. Positiv wirke sich auch  die verbesserten Sicherheitsvorkehrungen an Türen und Fenstern aus.  Das Präventionsteam der Polizeiinspektion Verden/Osterholz gibt in  kostenlosen Vorträgen und bei Hausbesuchen das ganze Jahr über  verhaltenspräventive und technische Tipps und Hinweise rund um das  Thema "Wie schütze ich mich vor Einbrechern?". Neu im Programm des  Präventionsteam ist ein Projekt, bei dem sich Polizisten in ziviler  Kleidung verdächtig in Wohngebieten bewegen. Dabei gehen sie mit  Erlaubnis der Berechtigten auf deren Grundstücke, wo sie wie echte  Täter die Häuser ausbaldowern und in Gebäude hineinschauen. Ziel der  Beamten ist es, die Reaktion der Nachbarn und Passanten zu testen und sie in anschließenden Gesprächen weiterhin zu sensibilisieren, um  eine "wachsame Nachbarschaft" zu erreichen. Nachdem die Anzahl der Wohnungseinbrüche im Landkreis Osterholz im  Jahr 2014 etwas deutlicher zurückgegangen ist, wurde 2015 wieder das  Niveau der Vorjahre erreicht (2015: 367 Taten, 2014: 312 Taten, 2013: 378). Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich lag 2015 bei  21,25 % (2014: 22,44). Betrachtet man, wo die Einbrecher zuschlugen, stellt man lediglich in der Gemeinde Worpswede eine nennenswerte Steigerung der  Einbruchszahlen fest. Mit 61 Fällen im Jahr 2015 wurde ein Höchstwert erreicht, der das Jahr 2013 um acht Fälle übertrifft. Innerhalb des  Landkreises weisen die Stadt Osterholz-Scharmbeck sowie die  Gemeinden, die eine Grenze zum Land Bremen haben, traditionell die  höchsten Einbruchszahlen auf. Offenbar nutzen viele Täter die  Großstadt als Rückzugsort.  5. Flüchtlingssituation im Landkreis "Die Flüchtlinge kommen nicht zu uns, um Straftaten zu begehen",  betonte Uwe Jordan, dem es ein besonders wichtiges Anliegen war, das  Flüchtlingsthema mit der Bekanntgabe der Polizeilichen  Kriminalstatistik zu verknüpfen. Der Inspektionsleiter nehme deutlich wahr, wie sehr Gerüchte über  vermeintliche Verbrechen, begangen durch Flüchtlinge, bewusst oder  unbewusst verbreitet werden. Mit Sorge sehe er, wie in einigen  sozialen Netzwerken regelrecht Stimmung gemacht werde. "Mir ist  wichtig, dass Gerüchten durch Tatsachen begegnet wird, dass das  subjektive Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung in Einklang steht mit den objektiven Gegebenheiten", so Jordan weiter. Auch zu den Gerüchten darüber, dass die Polizei Straftaten  verschweigen würde, die durch Flüchtlinge begangen wurden, bezog er  klar Stellung. Die Frage, ob die Polizeiinspektion Verden/Osterholz  über eine Straftat öffentlich berichtet oder nicht, hängt nicht von  der Herkunft des Tatverdächtigen ab, vielmehr hängt es von der Tat an sich ab. Oftmals verbietet zudem der Opferschutz, über die Straftat  zu berichten, dabei ist nicht entscheidend, um was für einen Täter es sich handelt. Wichtig ist, nicht zu stigmatisieren, indem die  Herkunft des Tatverdächtigen genannt wird, obwohl es für das  Verständnis der Tat nicht erforderlich ist. "Unsere klare Leitlinie  ist, dass wir in unseren polizeilichen Pressemeldungen weiterhin, wie bereits in der Vergangenheit, alle gleich behandeln und ein Vorfall  nicht nur deshalb veröffentlichen, weil er von einem Flüchtling  begangen wurde.", so Jordan abschließend zu diesem Thema.  Erst seit Ende 2015 werden Flüchtlinge in der polizeilichen EDV  gesondert erfasst. Die Polizeiliche Kriminalstatistik wies in der  Vergangenheit keine Definition für den Begriff "Flüchtling" auf.  Statistisch belastbare Aussagen lassen sich insbesondere wegen der  nicht validen Selektionsmöglichkeit in der EDV im Jahr 2015 und wegen des kurzen Zeitraums allerdings nicht treffen. Wenn Flüchtlinge  straffällig wurden, so die bisherige polizeiliche Erfahrung im  Landkreis, dann hauptsächlich wegen Vergehen wie dem einfachen  Diebstahl, Körperverletzung in den Unterkünften oder  Beförderungserschleichung ("Schwarzfahren"). Wegen schwererer Delikte wie Raubtaten oder Sexualverbrechen gab es bisher keine  Tatverdächtigen, die aus der Gruppe der Flüchtlinge kamen. Die Lage in den Flüchtlingsunterkünften ist erfreulich ruhig, bislang gab es nur wenige Einsätze. Das ist angesichts der dort  vorherrschenden Stressfaktoren wie die ungewisse Zukunft in den  beengten Großunterkünften keine Selbstverständlichkeit. Die  Polizeiinspektion Verden/Osterholz hat sich der großen  Herausforderung rund um die Flüchtlingssituation schon frühzeitig  durch ein Bündel von Maßnahmen gestellt. Um ansprechbar für die  Menschen in den Unterkünften und in der Umgebung zu sein, aber auch  um die Unterkünfte zu schützen, hat die Polizei im Landkreis ihre  Präsenz rund um die Unterkünfte verstärkt. "Wie haben ganz engen  Kontakt zu den Flüchtlingen in den Unterkünften. Schon bevor  Straftaten entstehen, sollen diese Menschen uns sehen, uns  kennenlernen. Das schafft Vertrauen und verhindert Straftaten", so  Jordan, der sich sicher ist, dass die Menschen zum einen das  Vertrauen in staatliche Instanzen durch das Erlebte in ihrer Heimat  völlig verloren haben und zum anderen hier bisher noch gar nicht in  unserem gesellschaftlichen Alltag angekommen sind.  Zudem arbeitet die Polizeiinspektion Verden/Osterholz eng mit dem  Landkreis, den Kommunen und anderen Organisationen zusammen. Dabei  geht es häufig um das Minimieren von Stressfaktoren, denen die  Flüchtlinge in den Unterkünften ausgesetzt sind. Im Alltag ist es  nicht erforderlich, dass die Polizei dauernd in den Unterkünften vor  Ort ist. Sie sind allerdings im Rahmen der Streife sporadisch in  allen Unterkünften und der Umgebung.  Die Mitarbeiter des Präventionsteams der Polizeiinspektion  Verden/Osterholz sind in der jüngsten Vergangenheit auf viele  Anwohner, Inhaber von Geschäften und Schulen rund um die  Flüchtlingsunterkünfte zugegangen. Insgesamt war die einhellige  Meinung in den Nachbarschaften, dass es keine gravierenden Probleme  mit den Flüchtlingen gibt. Gleichzeitig haben die Beamten die  Menschen angehalten, Anzeige zu erstatten, wenn etwas passiert ist,  das sollte auch weiterhin erfolgen. Nur so hat die Polizei die  Möglichkeit zu reagieren, zu ermitteln, sich ein objektives Bild von  den Umständen zu machen und präventiv wirken zu können. 

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Quelle: news aktuell / dpa