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Landkreis Osterholz (ots) -
Bekanntgabe der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2015 für den Bereich der Polizeiinspektion Verden/Osterholz Landkreis Osterholz. In einem Pressegespräch haben am heutigen Freitag der Leiter der Polizeiinspektion Verden/Osterholz Uwe Jordan, der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes Fabian Bernert sowie Lars Röben, stellvertretender Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes Osterholz die Kriminalitätszahlen aus dem vergangenen Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben der jährlichen Bekanntgabe der Zahlen nahmen die Beamten auch ausführlich Stellung rund um die Flüchtlingssituation. 1. Straftatenaufkommen Im Jahr 2015 sind in den beiden Landkreisen des Zuständigkeitsgebietes insgesamt 14.897 Straftaten erfasst worden. Dies sind 261 Taten mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg aber auch die Aufklärungsquote auf einen Höchststand: 62,77 %. Auch im Vergleich zur PD Oldenburg (59,33 %) und dem Landesschnitt (61,17) steht die Polizeiinspektion Verden/Osterholz sehr gut da. Im Landkreis Osterholz waren 2015 mit 6207 Taten insgesamt 455 Straftaten mehr zu verzeichnen als im Vorjahr; somit wurde das sehr niedrige Niveau der vergangenen zwei Jahre nicht gehalten. Die AQ liegt mit 58,64 % etwas unter der Durchschnitt in der Polizeidirektion Oldenburg (2015: 59,33 %). 2. Kriminalität Minderjähriger im Landkreis Osterholz Im Berichtszeitraum haben im Landkreis Osterholz 388 minderjährige Tatverdächtige (bis 18 Jahre) 480 Straftaten begangen (2014: 418 minderjährige Tatverdächtige, 423 Straftaten). Die Anzahl minderjähriger Tatverdächtiger ist somit so niedrig wie seit zehn Jahren nur einmal erreicht (2013: 387); noch im Jahr 2008 registrierte die Polizei im Landkreis Osterholz mehr 637 Tatverdächtige im Alter von unter 18 Jahren. 3. Körperverletzungen Die Anzahl der Körperverletzungen bewegt sich im Jahr 2015 mit 624 Fällen (leichte und gefährliche Körperverletzung) etwas unter dem Niveau des Jahres 2010 (637), aber mit 44 Fällen über dem Level von 2014 (580). "Wir bleiben da am Ball und setzen weiterhin auf unsere Sicherheitskonzepte bei Großveranstaltungen, die sich mittlerweile erfolgreich etabliert haben", so Jordan. Die Anzahl der Körperverletzungen an Schulen hat mit acht Fällen erfreulicherweise einen Tiefststand erreicht. Noch im Jahr 2010 gab es mit 34 Körperverletzungen deutlich mehr Fälle. 4. Eigentumsdelikte: Diebstahl/Wohnungseinbruchdiebstahl 5660 Diebstähle wurden im Jahr 2015 in beiden Landkreisen der Polizeiinspektion registriert. Das sind 23 mehr als im Vorjahr. Im Landkreis Osterholz gab es 1029 Anzeigen wegen einfacher Diebstähle und 1462 Fälle des schweren Diebstahls. Insgesamt ist die Zahl der Diebstähle somit um 303 Taten angewachsen. Die Aufklärungsquote bewegt sich mit 28,58 % auf vergleichbarem Niveau wie im Vorjahr (29,48 %). Die Anzahl der Wohnungsseinbruchdiebstähle bewegt sich weiterhin auf einem zu hohen Niveau. Zwar ging die Zahl inspektionsweit von 769 Taten (versuchte und vollendete Taten) auf 750 Taten zurück, zufrieden zeigt sich Fabian Bernert, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, dabei allerdings nicht: "Diese Zahl ist noch immer zu hoch, insbesondere, wenn man sich das viel niedrigere Niveau in den Jahren bis 2011 anschaut", so Bernert. Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich lag bei 23,07 %. Diese Quote unterliegt jährlich starken Schwankungen, was häufig damit zusammenhängt, dass in einem Jahr ein Serieneinbrecher, dem eine Vielzahl von Taten zugeordnet werden kann, ermittelt wird und im nächsten Jahr nicht. Zufrieden zeigte sich Bernert über den erreichten Sinneswandel in den Nachbarschaften. "Die Präventionstipps der Polizei kommen an, was zur Folge hat, dass die Menschen immer häufiger und immer schneller zum Hörer greifen und bei verdächtigen Beobachtungen die 110 wählen", so der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes. Positiv wirke sich auch die verbesserten Sicherheitsvorkehrungen an Türen und Fenstern aus. Das Präventionsteam der Polizeiinspektion Verden/Osterholz gibt in kostenlosen Vorträgen und bei Hausbesuchen das ganze Jahr über verhaltenspräventive und technische Tipps und Hinweise rund um das Thema "Wie schütze ich mich vor Einbrechern?". Neu im Programm des Präventionsteam ist ein Projekt, bei dem sich Polizisten in ziviler Kleidung verdächtig in Wohngebieten bewegen. Dabei gehen sie mit Erlaubnis der Berechtigten auf deren Grundstücke, wo sie wie echte Täter die Häuser ausbaldowern und in Gebäude hineinschauen. Ziel der Beamten ist es, die Reaktion der Nachbarn und Passanten zu testen und sie in anschließenden Gesprächen weiterhin zu sensibilisieren, um eine "wachsame Nachbarschaft" zu erreichen. Nachdem die Anzahl der Wohnungseinbrüche im Landkreis Osterholz im Jahr 2014 etwas deutlicher zurückgegangen ist, wurde 2015 wieder das Niveau der Vorjahre erreicht (2015: 367 Taten, 2014: 312 Taten, 2013: 378). Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich lag 2015 bei 21,25 % (2014: 22,44). Betrachtet man, wo die Einbrecher zuschlugen, stellt man lediglich in der Gemeinde Worpswede eine nennenswerte Steigerung der Einbruchszahlen fest. Mit 61 Fällen im Jahr 2015 wurde ein Höchstwert erreicht, der das Jahr 2013 um acht Fälle übertrifft. Innerhalb des Landkreises weisen die Stadt Osterholz-Scharmbeck sowie die Gemeinden, die eine Grenze zum Land Bremen haben, traditionell die höchsten Einbruchszahlen auf. Offenbar nutzen viele Täter die Großstadt als Rückzugsort. 5. Flüchtlingssituation im Landkreis "Die Flüchtlinge kommen nicht zu uns, um Straftaten zu begehen", betonte Uwe Jordan, dem es ein besonders wichtiges Anliegen war, das Flüchtlingsthema mit der Bekanntgabe der Polizeilichen Kriminalstatistik zu verknüpfen. Der Inspektionsleiter nehme deutlich wahr, wie sehr Gerüchte über vermeintliche Verbrechen, begangen durch Flüchtlinge, bewusst oder unbewusst verbreitet werden. Mit Sorge sehe er, wie in einigen sozialen Netzwerken regelrecht Stimmung gemacht werde. "Mir ist wichtig, dass Gerüchten durch Tatsachen begegnet wird, dass das subjektive Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung in Einklang steht mit den objektiven Gegebenheiten", so Jordan weiter. Auch zu den Gerüchten darüber, dass die Polizei Straftaten verschweigen würde, die durch Flüchtlinge begangen wurden, bezog er klar Stellung. Die Frage, ob die Polizeiinspektion Verden/Osterholz über eine Straftat öffentlich berichtet oder nicht, hängt nicht von der Herkunft des Tatverdächtigen ab, vielmehr hängt es von der Tat an sich ab. Oftmals verbietet zudem der Opferschutz, über die Straftat zu berichten, dabei ist nicht entscheidend, um was für einen Täter es sich handelt. Wichtig ist, nicht zu stigmatisieren, indem die Herkunft des Tatverdächtigen genannt wird, obwohl es für das Verständnis der Tat nicht erforderlich ist. "Unsere klare Leitlinie ist, dass wir in unseren polizeilichen Pressemeldungen weiterhin, wie bereits in der Vergangenheit, alle gleich behandeln und ein Vorfall nicht nur deshalb veröffentlichen, weil er von einem Flüchtling begangen wurde.", so Jordan abschließend zu diesem Thema. Erst seit Ende 2015 werden Flüchtlinge in der polizeilichen EDV gesondert erfasst. Die Polizeiliche Kriminalstatistik wies in der Vergangenheit keine Definition für den Begriff "Flüchtling" auf. Statistisch belastbare Aussagen lassen sich insbesondere wegen der nicht validen Selektionsmöglichkeit in der EDV im Jahr 2015 und wegen des kurzen Zeitraums allerdings nicht treffen. Wenn Flüchtlinge straffällig wurden, so die bisherige polizeiliche Erfahrung im Landkreis, dann hauptsächlich wegen Vergehen wie dem einfachen Diebstahl, Körperverletzung in den Unterkünften oder Beförderungserschleichung ("Schwarzfahren"). Wegen schwererer Delikte wie Raubtaten oder Sexualverbrechen gab es bisher keine Tatverdächtigen, die aus der Gruppe der Flüchtlinge kamen. Die Lage in den Flüchtlingsunterkünften ist erfreulich ruhig, bislang gab es nur wenige Einsätze. Das ist angesichts der dort vorherrschenden Stressfaktoren wie die ungewisse Zukunft in den beengten Großunterkünften keine Selbstverständlichkeit. Die Polizeiinspektion Verden/Osterholz hat sich der großen Herausforderung rund um die Flüchtlingssituation schon frühzeitig durch ein Bündel von Maßnahmen gestellt. Um ansprechbar für die Menschen in den Unterkünften und in der Umgebung zu sein, aber auch um die Unterkünfte zu schützen, hat die Polizei im Landkreis ihre Präsenz rund um die Unterkünfte verstärkt. "Wie haben ganz engen Kontakt zu den Flüchtlingen in den Unterkünften. Schon bevor Straftaten entstehen, sollen diese Menschen uns sehen, uns kennenlernen. Das schafft Vertrauen und verhindert Straftaten", so Jordan, der sich sicher ist, dass die Menschen zum einen das Vertrauen in staatliche Instanzen durch das Erlebte in ihrer Heimat völlig verloren haben und zum anderen hier bisher noch gar nicht in unserem gesellschaftlichen Alltag angekommen sind. Zudem arbeitet die Polizeiinspektion Verden/Osterholz eng mit dem Landkreis, den Kommunen und anderen Organisationen zusammen. Dabei geht es häufig um das Minimieren von Stressfaktoren, denen die Flüchtlinge in den Unterkünften ausgesetzt sind. Im Alltag ist es nicht erforderlich, dass die Polizei dauernd in den Unterkünften vor Ort ist. Sie sind allerdings im Rahmen der Streife sporadisch in allen Unterkünften und der Umgebung. Die Mitarbeiter des Präventionsteams der Polizeiinspektion Verden/Osterholz sind in der jüngsten Vergangenheit auf viele Anwohner, Inhaber von Geschäften und Schulen rund um die Flüchtlingsunterkünfte zugegangen. Insgesamt war die einhellige Meinung in den Nachbarschaften, dass es keine gravierenden Probleme mit den Flüchtlingen gibt. Gleichzeitig haben die Beamten die Menschen angehalten, Anzeige zu erstatten, wenn etwas passiert ist, das sollte auch weiterhin erfolgen. Nur so hat die Polizei die Möglichkeit zu reagieren, zu ermitteln, sich ein objektives Bild von den Umständen zu machen und präventiv wirken zu können.
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Quelle: news aktuell / dpa