POL-DA: Pressemeldung zur Verkehrsunfallbilanz 2015 des Polizeipräsidium Südhessen

22.03.2016 – 11:00

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Darmstadt/Südhessen (ots) - Pressemeldung zur Verkehrsunfallbilanz 2015 des Polizeipräsidium Südhessen

Anstieg der Unfallzahlen, weniger Schwerverletzte - jedoch ist auch ein deutlicher Anstieg der tödlich Verunglückten zu verzeichnen

Die Unfallentwicklung in den Flächendirektionen (Landkreisen) und den Bundesautobahnen in Südhessen ist unterschiedlich. Weder die Unfallgesamtzahlen noch die Zahl der Unfälle mit Personenschaden zeigen hier eine einheitliche Entwicklung.

Die Gesamtzahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle im Dienstbereich des Polizeipräsidiums Südhessen ist im Vergleich zum Vorjahr um 5,81 % gestiegen. 2015 wurden 20.655 Unfälle polizeilich registriert, im vorangegangenen Jahr waren es noch 1.134 Unfälle weniger.

Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden (Zuwachs um 0,61 %) und die Zahl der dabei Verunglückten (verletzte und getötete Verkehrsteilnehmer) ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,93 % dagegen nur leicht gestiegen.

Verkehrssicherheitsarbeit ist ein komplexes Zusammenspiel zwischen verschiedenen Trägern, insbesondere der Straßenverkehrsbehörden, den Fachverbänden sowie den Schulen und der Polizei. Der Blick sollte daher auf die langfristige Entwicklung der Unfallzahlen abzielen. Im Vergleich mit den Unfallzahlen von vor 10 Jahren (2006) konnte die Zahl der Verunglückten von 5.725 auf 4.792 um 16,3 % gesenkt werden. Der positive Langzeittrend wird damit fortgesetzt.

Nachdem in den Jahren der 2013 und 2014 die Zahl der tödlichen Unfälle im Verhältnis zu den vorangegangenen Jahren deutlich gesunken war (27 bzw. 26 Unfälle), hat sie sich im vergangenen Jahr wieder erhöht und liegt mit 41 auf dem Niveau der Jahre 2010 bis 2012. Im Hinblick auf eine mögliche örtliche Konzentration der tödlichen Unfälle konnte in der genaueren Betrachtung ebenso keine Auffälligkeiten festgestellt werden, wie auch nicht bei der Betrachtung des Unfallhergangs. In 9 Fällen wurde ein Geschwindigkeitsverstoß festgestellt. Darüber hinaus waren Vorfahrtsverstöße (6 Fälle) und das Fahren unter dem Einfluss berauschender Mittel (5 Fälle) die Hauptunfallursachen bei diesen Unfällen.

Die Zahl der Schwerverletzten ist hingegen im Vergleich zum Vorjahr von 759 auf 730 um 3,82 % gesunken. Dies ist der zweitniedrigste Wert seit der Einführung der elektronischen Unfallerfassung. Lediglich im Jahr 2013 wurden mit 722 noch weniger Schwerverletzte registriert.

Grundsätzlich sollten die Gruppen der Getöteten und Schwerverletzten jedoch zusammen betrachtet werden, da die Folge eines schweren Unfalls von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Verliert ein Verkehrsteilnehmer beispielsweise die Kontrolle über sein Fahrzeug und kommt von der Fahrbahn ab, so ist es oft vom Zufall abhängig, ob es zu einem Aufprall mit einem Hindernis neben der Straße kommt und in welchem Aufprallwinkel dies geschieht. Es zeigt sich hierbei in der Summe für 2015 ein Rückgang von 1,53 % bzw. 12 Verunglückten mit schwerem Personenschaden im Vergleich zum vorangegangenen Jahr.

Im Polizeipräsidium Südhessen haben die Verkehrsunfallfluchten gegenüber dem Vorjahr um 5,19 % auf 6.222 zugenommen. Das bedeutet, dass sich bei 30,12 % aller in 2015 polizeilich aufgenommenen Verkehrsunfälle die Unfallverursacher unerlaubt vom Unfallort entfernt haben. In über 95 % der Fälle handelt es sich hierbei um Sachschadensunfälle. Die Aufklärungsquote liegt bei 40 %. Die Polizei ist bei der Aufklärung jedoch nach wie vor auch auf sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.

Im Bereich der Wildunfälle ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 371 Unfällen bzw. 17,22 % zu verzeichnen. Mit 2526 polizeilich registrierten Wildunfällen stellt dies den höchsten Stand seit der Einführung der elektronischen Unfallerfassung dar. Diese Zuwächse verteilen sich auf alle vier Landkreise.

Betrachtung der Risikogruppen:

Im Jahr 2015 wurden 252 Unfälle mit Kinderbeteiligung (0 - 13 Jahre) registriert. Dies bedeutet eine Senkung um 13,4 %. Ebenso erfreulich ist der Rückgang bei den dabei Verunglückten um 13,36 %. Dies ist vor allem auf die sinkenden Zahlen bei der Unfallbeteiligung als Mitfahrer im Pkw (von 121 auf 106) und als Fahrradfahrer (von 96 auf 72) zurückzuführen.

Trotz eines Anstiegs der Unfallgesamtzahl bei Verkehrsunfällen unter Beteiligung junger Fahrer (18 - 24 Jahre) um 3,65 % (entspricht 150 Unfällen) ist die Zahl der dabei Verunglückten um 77 (-8,39 %) gesunken. Dieser Rückgang ist vor allem bei der Verkehrsbeteiligung als Pkw-Fahrer festzustellen. Hier sank die Zahl der Verunglückten von 671 im Vorjahr auf 613 um 8,64 %.

Die Unfallzahl bei der Altersgruppe der 65 - 74 Jährigen ist im Vergleich zum Vorjahr von 2059 auf 2115 um 2,72 % angestiegen. Der Zuwachs an Verunglückten um 4,29 % ist vor allem auf die Unfallbeteiligung mit Mofa (von 9 im Vorjahr auf 16), Pkws (von 133 auf 147) und als Fußgänger (von 22 auf 31) zurück zu führen.

Von den 20.655 Verkehrsunfällen in Südhessen waren 1.603 mit Unfallbeteiligten der Altersgruppe 75+, was im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 13,53 % darstellt. Auch der Anstieg der dabei Verunglückten ist mit 12,61 % überproportional gewachsen. Die Zielgruppe der Senioren, der aufgrund der demographischen Entwicklung immer stärkere Bedeutung zukommt, erfährt auch in 2016 eine verstärkte Aufmerksamkeit bei verkehrspräventiven Maßnahmen. So soll mit dem hessenweite Präventionsprojekt MAX (Maximal Mobil bleiben mit Verantwortung) diesem Trend entgegen gesteuert werden.

Betrachtung ausgewählter Unfallursachen:

Die Anzahl der Unfälle unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln weist einen Anstieg von 480 auf 518 (Zuwachs um 7,92 %) auf. Bei 203 dieser Unfälle kam es zu einem Personenschaden. Das entspricht einem Anteil von 39,19 %. Dies zeigt, dass die Bekämpfung von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr auch weiterhin einen Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit darstellen muss.

Bei Betrachtung aller Unfälle des vergangenen Jahres im Bereich des Polizeipräsidiums Südhessen sind die häufigsten Unfallursachen nach wie vor "Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren" (13,09 %), "ungenügender Sicherheitsabstand" (12,92 %), sowie "Vorfahrtsmissachtungen" (8,47 %) und "nicht angepasste Geschwindigkeit" (6,53 %).

Vor allem bei der Unfallursache "Geschwindigkeit" ist mit dem Unfallgeschehen oft auch ein Personenschaden verbunden. So waren bei 34,46 % dieser Unfälle Verunglückte zu verzeichnen (458 Unfälle). In 9 Fällen endeten diese Unfälle sogar tödlich.

Ähnlich verhält es sich bei Unfällen nach Vorfahrtsmissachtungen. Bei den 1724 registrierten Unfällen kam es in 755 Fällen zu einem Personenschaden. Dies entspricht 43,79 %.

Ausblick:

Die Polizei in Südhessen wird im Rahmen des landesweiten Schwerpunktprogramms "Verkehrssicher in Hessen" die Anstrengungen zur Reduzierung der Unfälle und der Erhöhung der Verkehrssicherheit auch im Jahr 2016 fortsetzen.

Mit der Teilnahme an dem europaweiten Programm "TISPOL (Traffic Information System Police)" werden in festgelegten Zeiträumen themenbezogene Schwerpunkte wie beispielweise Geschwindigkeitskontrollen, Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, sowie Kontrollen des gewerblichen des Güter- und Personenverkehrs behandelt. Diese und andere Themen werden darüber hinaus in weitere regionale Kontrollmaßnahmen einfließen, wie auch die Reduzierung von Zweiradunfällen. Ein besonderer Fokus wird hierbei auf die motorisierten Zweiradfahrer gelegt.

Vor allem aber gilt es, negative Entwicklungen schnell zu erkennen, um mit gezielten Präventions- und Verkehrsüberwachungsmaßnahmen die Unfallzahlen insgesamt zu reduzieren.

Für Auskünfte/Rückfragen steht Ihnen Herr Polizeioberkommissar Jochen Lingenberg, Telefon 06151/969 4018 zur Verfügung.

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Südhessen
Klappacher Straße 145
64285 Darmstadt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Telefon: 06151-969 2400 o. 0173-659 6648
Fax: 06151-969 2405
E-Mail: pressestelle.ppsh@polizei.hessen.de

Quelle: news aktuell / dpa