Ermittlungserfolg: Enkeltrickbetrüger in Untersuchungshaft
GÜNZBURG. Dank der beispielhaften Reaktion einer Seniorin aus Günzburger, gelang der Polizei am gestrigen Donnerstagabend die Festnahme eines Enkeltrickbetrügers.
Der 31-jährige amerikanische Staatsangehörige polnischer Herkunft, wurde heute auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Memmingen dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Memmingen vorgeführt. Dieser erließ einen Untersuchungshaftbefehl gegen den amerikanischen Staatsangehörigen, der in Deutschland keinen Wohnsitz besitzt.
Angebliche Enkelin bittet um 14.000 Euro
Das 76-jährige Opfer erhielt spätnachmittags den Anruf einer Frau, die sich als ihre Enkelin ausgab und in deutscher Sprache von massiven Geldproblemen berichtete; sie bräuchte dringend 14.000 Euro. Die Rentnerin erkannte trotz der raffinierten Inszenierung den kriminellen Hintergrund sofort und reagierte vorbildlich: Sie ging zum Schein auf das Ansinnen ein, wonach sie den Geldbetrag einem Kurier übergeben sollte, und erklärte, sie müsse das Geld von ihrer Bank abheben und gewann so die notwendige Zeit, die Polizei einzuschalten.
Bis zur vereinbarten Geldübergabe konnte die Polizeiinspektion Günzburg entsprechende Maßnahmen einleiten, um dem Täter habhaft zu werden. Zur vereinbarten Geldübergabe, die unweit der Wohnung des Opfers stattfinden sollte, kam es gegen 19.15 Uhr zur Festnahme des Tatverdächtigen.
Kripo geht von Komplizen aus
Die Kripo Neu-Ulm hat zwischenzeitlich die Sachbearbeitung des Falles übernommen und prüft Zusammenhänge mit weiteren, ähnlichen Fällen, die dem Festgenommenen und seinen Mittätern eventuell vorgeworfen werden können. Gegen andere Mitglieder der Bande laufen Fahndungsmaßnahmen. Da die Seniorin zu mehreren Telefonaten mit der angeblichen Enkelin, einem ominösen Notar und einem weiteren Beteiligten, der sich als Polizeibeamter ausgab, umfangreiche Angaben machen konnte. Für die Ermittler steht daher fest, dass es sich nicht um einen alleinhandelnden Täter handelte.
Polizei lobt das Handeln der Rentnerin
Stefan Müller, der neue Leiter der Polizeiinspektion Günzburg und Jürgen Schweizer, Leiter der Kripo Neu-Ulm, loben unisono das vorbildliche Verhalten der Günzburger Bürgerin: „den Machenschaften dieser kriminellen Banden können wir nur auf die Spur kommen, wenn sich die betroffenen Opfer richtig verhalten. In den allermeisten Fällen haben wir es mit international agierenden Banden zu tun. Diese nutzen die Hilfsbereitschaft und Unbedarftheit älterer Menschen aus, gaukeln vermeintliche Notlagen von Verwandten und Bekannten vor und erbeuten nicht selten fünfstellige Geldbeträge. Das umsichtige Verhalten der Günzburgerin wird ein Stück weit helfen, weitere Taten zu verhindern.“
Wurden weitere Personen angerufen?
Es ist davon auszugehen, dass die Tätergruppe noch weitere Anrufe unternommen hat. Personen, die im Verlauf der vergangenen Tage ähnliche gelagerte Anrufe einer Deutsch sprechenden Frau, eventuell mit rheinländischem Einschlag, erhalten haben, werden gebeten, sich mit ihrer Polizeiinspektion oder der Kripo Neu-Ulm unter der Rufnummer (0731) 8013-0 in Verbindung zu setzen.
(KPI Neu-Ulm, 14 Uhr, ce)
Verhaltenshinweise der Polizei
Seien Sie mißtrauisch wenn Verwandte oder Bekannte am Telefon Geldforderungen stellen.
Geben Sie keine Details zu ihren familiären und finanziellen Verhältnissen heraus.
Lassen Sie sich zeitlich und emotional nicht unter Druck setzen; beenden Sie das Gespräch in dem Fall.
Stellen Sie dem Anrufer gezielt Fragen, zum Beispiel nach dem Namen seiner Mutter, und bestehen Sie auf die Beantwortung.
Halten Sie unbedingt zeitnah Rücksprache mit anderen Familienangehörigen. Melden Sie derartige Anrufe sofort der Polizei. Scheuen Sie nicht davor die Notrufnummer 110 zu wählen.
Übergeben oder überweisen Sie keinesfalls Geld an Fremde.
Löschen Sie nach einem Anruf nicht die Anruferliste des Telefonspeichers.
"Rate mal wer dran ist"!
Informationsbroschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Onlineansicht oder Bestellung per Post.
"Vorsicht, falscher Enkel"!
Informationen der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes zum Phänomen.
"Bankkunden vor Betrügern schützen"
Informationen der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes für Bankmitarbeiter zum Phänomen.
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Rufnummer (+49) 0831 9909-0 (-1013/ -1012); unaufschiebbare Anfragen außerhalb der regulären Dienstzeit über die Rufnummer (+49) 0831 9909-1401 an die Einsatzzentrale.
Quelle: Bayerische Polizei