Marburg-Biedenkopf (ots) - Betrügerische Gewinnversprechen Betrüger versuchen es am Telefon
Landkreis
Am 06. Juni veröffentlichte das Bundeskriminalamt(BKA) eine Presseinformation in der es um gewerbsmäßig organisierte Betrugsstraftaten aus türkischen Call-Center zum Nachteil älterer Menschen ging. Jetzt gibt es auch zwei Vorfälle im Landkreis!
In der BKA-Meldung heißt es: Ältere Bürgerinnen und Bürger werden immer häufiger Opfer von Betrugshandlungen am Telefon. Gleiches gilt für das deutschsprachige Ausland, wie Österreich oder die Schweiz. Dabei ist das Vorgehen der Täter außerordentlich facettenreich und reicht von Einforderungen von Gebühren für die angebliche Teilnahme an Gewinnspielen bis hin zu falschen Gewinnversprechen. Mit Stand 01.06.2015 wurden von den Generalstaatsanwaltschaften 59 Verfahren (2014: 46 Verfahren) an das BKA gemeldet. Der in diesen Verfahren angerichtete Gesamtschaden beträgt 131.984.393,16 Euro (2014: 117.160.548 Euro). Insgesamt wurden 1.133.974 Personen (2014: 1.012.885) geschädigt. Es ist von einem erheblichen Dunkelfeld auszugehen. In einzelnen Ermittlungsverfahren lag die Anzeigenquote bei maximal 10 % der Fälle. Aus Call-Centern in der Türkei agierende Täter, die sich auch als Rechtsanwälte oder Notare ausgeben, informieren die Angerufenen beispielsweise über den angeblichen Gewinn eines hohen Geld- oder Sachpreises. Die Täter suggerieren, dass der Gewinn nur ausgezahlt werden kann, wenn der Gewinner in Vorleistung tritt. Es sollen im Voraus Gebühren, Steuern oder andere Kosten bezahlt werden. Eine Verrechnung mit dem Gewinn wird mit unterschiedlichsten Begründungen abgelehnt. Die Opfer sollen die Beträge beispielsweise überweisen, in bar an einen Abholer übergeben oder per Post ins Ausland versenden. Unabhängig von der Zahlung erfolgt niemals eine Gewinnausschüttung - ein Gewinn existiert nicht! Sind Bürgerinnen und Bürger nach Vorauszahlung Opfer einer solchen Betrugsmasche geworden, so müssen sie damit rechnen, immer wieder von Betrügern angerufen und zu weiteren Zahlungen aufgefordert zu werden. Der Polizei sind bereits verschiedene Betrugsmaschen bekannt. Der Ideenreichtum der Täterseite ist unerschöpflich. So geben sich die Call-Center-Mitarbeiter sogar als Polizeibeamte oder Staatsanwälte aus und behaupten, dass sich die Angerufenen durch die Erstzahlung strafbar gemacht haben und ein angeblich gegen sie eingeleitetes Ermittlungsverfahren nur gegen eine weitere Zahlung schnell und unkompliziert abwendbar sei. Die Täter setzen die Opfer massiv unter Druck, wenn diese keine weiteren Zahlungen leisten wollen. Selbst wenn Opfer kein Geld mehr haben und alle Ersparnisse bereits aufgebraucht sind, lassen die Täter nicht von ihren Opfern ab und fordern dazu auf, Geld zu leihen oder einen Kredit aufzunehmen. Um die eigene Glaubwürdigkeit zu erhöhen, manipulieren die Betrüger gezielt die eigene Rufnummer, die im Telefondisplay des Opfers erscheint. Dort wird die Rufnummer einer deutschen Stadt angezeigt, obgleich sich der Täter bei seinem Anruf in einem Call-Center in der Türkei befindet. Passend zu einem Anruf eines vermeintlichen Notars aus Hamburg kann so auch eine Nummer mit Hamburger Vorwahl im Display des Angerufenen erscheinen. Das BKA klärt mit einer umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit die Bevölkerung auf. Opfer und insbesondere auch deren Angehörige sowie das persönliche Umfeld müssen gut informiert sein, um zu vermeiden, dass die Täter weiterhin Erfolg haben.
In dieser Woche haben es solche Betrüger auch im Landkreis Marburg-Biedenkopf Anrufe probiert. Zwei Fälle, einer aus Gladenbach und einer aus Bad Endbach, sind der Kripo Marburg bisher bekannt geworden. In beiden Fällen blieben die Täter ohne Erfolg. Einmal reagierte das offenbar gut informierte Opfer hervorragend und beendete das Gespräch. Im anderen Fall schöpfte die Angestellte des Geldinstituts Verdacht und bewahrte dadurch das Opfer vor einem finanziellen Verlust.
Aus der folgenden Darstellung des Ablaufs eines der fast identischen Fälle ist ersichtlich, wie facettenreich und gut organisiert die Täter wirklich vorgehen. Ein Opfer schilderte das Erlebte:
"Gestern, etwa um 12:45 Uhr, bekam ich einen Telefonanruf einer Frau, deren Namen ich mir aber leider nicht gemerkt habe. Auf dem Display meines Telefons wurde mir auch eine Rufnummer angezeigt, die ich mir aber auch nicht gemerkt habe. Die Anruferin erzählte mir, dass mein Vater im Jahr 2012 bei einem Gewinnspiel mit dem Namen WIN24 mitgemacht hätte und dass in diesem Zusammenhang Kosten entstanden seien. Diese Kosten seien meinem Vater auch bekannt gegeben worden, aber er habe sie nicht bezahlt und auch keine Kündigung geschrieben. Deswegen sollte nun angeblich eine Kontopfändung bei meinem Vater stattfinden, oder auch eine Pfändung von Immobilien oder Sparbüchern. Angeblich wären noch 1890,-- Euro offen. Ich sagte der Anruferin daraufhin, dass ich die gesetzliche Betreuerin meines erkrankten Vaters bin. Die Anruferin sagte dann zu mir, dass ich in diesem Fall bis 16:00 Uhr eine Oberstaatsanwältin mit dem Namen H... Sch.. in Frankfurt anrufen sollte. Das Aktenzeichen lautete angeblich Js xxx/2012. Die Telefonnummer der angeblichen Staatsanwältin lautete 069 / xxx. Diese Telefonnummer habe ich dann auch angerufen und mit der angeblichen Frau Sch... gesprochen. Sie meldete sich mit "Frau Dr. H... Sch...". Diese Frau erzählte mir dieselbe Geschichte, wie die erste Anruferin. Ich sagte ihr, dass ich das Geld auf keinen Fall auf einmal bezahlen könne. Daraufhin bot mir die angebliche Frau Sch.... an, zunächst 800,-- Euro zu überweisen und den Restbetrag in Raten zu zahlen. Wenn ich hiermit einverstanden wäre und das Geld überweisen würde, dann wäre eine außergerichtliche Einigung möglich. Ich erklärte mich damit dann zunächst einverstanden und die angebliche Frau Sch... sagte zu mir, dass ich gleich noch einen Anruf von der Finanzabteilung bekommen würde. Das Gespräch wurde dann beendet und fünf Minuten später erhielt ich den angekündigten Anruf von der Finanzabteilung. Es meldete sich eine Frau T.... Diese Frau teilte mir dann Kontodaten mit: ... Antalya/Türkei, XY Bank, IBAN TR Als Verwendungszweck sollte ich eine Kundennummer angeben. Ich bin dann gegen 14:00 Uhr zu meiner Bank gegangen und wollte dort die Überweisung der 800,-- Euro veranlassen. Die dortige Bankmitarbeiterin schöpfte jedoch Verdacht und ich habe dann keine Überweisung in Auftrag geben, sondern mich zu dieser Anzeigenerstattung entschlossen."
Die Kenntnis über das Vorgehen bewahrt davor Opfer von Betrügern zu werden!
- Schenken Sie telefonischen Gewinnversprechen keinen Glauben- erst recht nicht wenn die Gewinne an zuvor zu erbringende finanzielle Bedingungen geknüpft sind
- Lassen Sie sich von angeblichen Amtspersonen am Telefon nicht unter Druck setzen. Angehörige deutscher Strafverfolgungsbehörden würden Sie niemals am Telefon zu einer Geldüberweisung nötigen!
Bei echten Gewinnen muss man kein Geld im Voraus überweisen
- Geben Sie telefonisch keine persönlichen Informationen weiter: keine Telefonnummern, Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Informationen zum persönlichen Umfeld.
- Ändern Sie bei andauernden Belästigungen gegebenenfalls Ihre Rufnummer.
- Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, oder sind Sie bereits Opfer geworden, wenden Sie sich bitte an die Polizei
Martin Ahlich
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