Friedberg (ots) - Mittelhessen: Es sind tausende Kinder und Jugendliche, die tagtäglich in Mittelhessen ihren Weg zur Schule zurücklegen. Als Fußgänger, Mitfahrer im PKW, Fahrradfahrer oder auf andere Art und Weise bewegen sie sich im Straßenverkehr und sind damit auch dessen vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Jedes Jahr aufs Neue macht die Polizei in Mittelhessen mit der Aktion "Schule beginnt" daher auf die Schüler und die Gefahren des Schulweges aufmerksam und möchte vor allem das Umfeld der Schulweg-Neulinge sensibilisieren.
Die Kleinen und die Großen
Vom I-Dötzchen, welches die ersten Male seinen Weg allein in die Schule zurücklegt, bis zum Jugendlichen, der aufgrund eines Schulwechsels einen neuen Weg nehmen muss, sind Schülerinnen und Schüler verschiedenster Altersgruppen im Straßenverkehr unterwegs und müssen sich im Verkehr zurechtfinden. Dabei ist die Entwicklung gerade bei den Kleinsten noch nicht immer so ausgeprägt, dass sie alles um sich herum so wie Erwachsene erfassen können. Umso wichtiger ist es für erwachsene Verkehrsteilnehmer auf die Jüngsten Rücksicht zu nehmen und vorausschauend zu fahren.
Rücksichtnahme
Zur Unterstützung dieser Rücksichtnahme kontrollieren die Beamtinnen und Beamten der örtlichen Polizeidienststellen in den ersten Schulwochen an wechselnden Örtlichkeiten und Schulwegen und versuchen vor allem durch Gespräche mit Schülern, Eltern, Lehrern und den vorbeifahrenden Verkehrsteilnehmern auf das Thema Schulweg aufmerksam zu machen. Sind die Kinder im Auto richtig gesichert? Ist die Beleuchtung des Fahrrades auch zur dunklen Jahreszeit noch ausreichend? Wo wird es eng an Bushaltestellen? Bremsen Autofahrer am Zebrastreifen rechtzeitig ab? Dies sind nur ein paar Fragestellen, die die Vielfältigkeit der Maßnahmen unter dem Aktionsmotto "Schule beginnt" unterstreichen sollen. Nicht die Bestrafung für falsches oder unangepasstes Verhalten steht dabei im Vordergrund, sondern die Sensibilisierung für unsere Jüngsten als Verkehrsanfänger.
Der "Startblitz" ist gefallen
Eine ganz besondere Schulwegkontrolle im Rahmen dieser Aktion läuft unter dem Motto "Blitz für Kids". Die Schulkinder selbst sind an den Geschwindigkeitsmessungen der Polizei vor ihrer Schule beteiligt und zeigen den passierenden Fahrzeugführern mal die grüne - und mal die gelbe Karte. Wer zu schnell unterwegs war wird von den Kindern mit der gelben Karte auf die Gefahren für ihre Sicherheit hingewiesen, wer mit angemessener Geschwindigkeit die Schule passierte bekommt ein Lob in Form der grünen Karte von den Schülern. Eine Aktion die wirkt - wie sich auch am heutigen Dienstag zeigte, als Polizeivizepräsident Peter Kreuter persönlich den offiziellen Startschuss für diese Aktion in Mittelhessen begleitete. Viele Autofahrer zeigten sich überrascht über die Ausführungen der begleitenden Beamten des Verkehrsdienstes Wetterau: Bei der erlaubten Geschwindigkeit von 50 km/h auf der Durchgangsstraße vor der Schule benötigt ein PKW bei guten Straßenverhältnissen etwa 26 Meter um zum Stehen zu kommen. Jedes km/h mehr erhöht den Reaktions- und Bremsweg und damit die Chance noch vor einem plötzlich auf die Straße laufenden Kind zum Stehen zu kommen. Ein guter Grund um entlang von Schulwegen lieber etwas langsamer als zu schnell zu fahren - finden auch die Schülerinnen und Schüler der Gönser Grundschule. Sie verteilten mit Freude und ohne jede Scheu die Karten an die Autofahrer. Während sie an diesem Morgen 23 Mal zu den grünen Karten greifen konnten, mussten sie auch sieben Mal mit gelben Karten um mehr Rücksicht auf ihre Sicherheit bitten. Der schnellste Verkehrsteilnehmer auf der Durchgangsstraße vor der Schule war mit 56 km/h unterwegs.
Verständnis und Lerneffekt
Verständnisvoll reagierten alle Autofahrer auf die kleinen Kontrolleure. "Es ist toll was ihr hier macht", hörten sie am häufigsten. Die Karte kann im Auto liegen bleiben und auch bei den nächsten Fahrten mit dem Auto als Gedankenstütze zur Einhaltung der Geschwindigkeit dienen. Während die Kinder in Pohl-Göns für dieses Schuljahr hoffentlich genug Werbung in eigener Sache machten, wird es anderenorts in Mittelhessen weitere Kontrollen der Polizei mit Grundschülern geben. Mit der Polizei sollten die Verkehrsteilnehmer also jederzeit überall genauso rechnen wie mit den Verkehrsanfängern, die plötzlich vor ihnen auf der Straße stehen könnten.
Da war noch was
Doch nicht nur die Geschwindigkeit ist auf dem Weg zur Schule ein Sicherheitsaspekt. Von den Beamten konnten die Schüler der 4. Klasse in Kirch-Göns noch viel mehr zum Thema Schulweg lernen. Informationen, die wir insbesondere für die Eltern an dieser Stelle gerne weitergeben:
- Sehen und gesehen werden. Reflektierende Kleidung ist schon lange nicht mehr uncool, sondern in Form von Reflektoren oft in modische Kleidungsstücke und Schultaschen eingearbeitet. Achten Sie darauf, dass die Reflektoren nicht verdeckt werden und das Kind möglichst helle Oberbekleidung trägt, um gut gesehen zu werden. Für Fahrzeugführer gilt: Licht an - nicht nur wenn es dunkel ist. Zu jeder Tageszeit können sie mit eingeschaltetem Fahrlicht schneller und besser erkannt werden.
- Übung macht den Meister. Jeder Schulweg ist, egal in welchem Alter, eine neue Herausforderung für die Kinder. Besprechen Sie mit Ihnen den besten und sichersten Weg, der nicht immer der kürzeste sein muss. Gerade die I-Dötzchen sollten am Anfang immer mal wieder begleitet werden, um auf unsichere Verhaltensweisen korrigierend einwirken zu können und den sichersten Weg herauszufinden. Auch später kann eine Begleitung des Kindes auf dem Schulweg hin und wieder sinnvoll sein, da so falsche oder gefährliche Angewohnheiten erkannt werden können.
- Verzichten Sie auf das "Eltern-Taxi". Nach ein paar Wochen der Übung können schon die Kleinsten ihren Schulweg alleine meistern. Das schafft Selbstvertrauen und verhindert das morgendliche Verkehrschaos vor den Schulen. Die frische Luft auf dem Schulweg macht zudem fit für den Unterricht und durch die Gemeinschaft mit ebenfalls in die Schule gehenden Kindern aus der Nachbarschaft wird das soziale Verhalten der Kinder gestärkt. Müssen Sie Ihr Kind doch einmal mit dem Auto in die Schule bringen, dann lassen sie es bitte ein Stück entfernt vom Eingang - und zur Gehwegseite hin - aussteigen, damit es wenigstens noch ein paar Meter zu Fuß gehen kann und kein Gedränge vor dem Schuleingang entsteht. Zudem Halten und Parken Sie bitte nicht im Halteverbot, auch nicht nur mal kurz.
- Sicher ist sicher. Denken Sie an die Sicherung der Kinder im Auto. Auch wenn der Weg noch so kurz ist: Gurt und (bis 1.50 m oder Vollendung des 12. Lebensjahres) passender Kindersitz sind Pflicht. Der Schulranzen gehört dabei nicht auf den Rücken sondern immer gut gesichert in den Kofferraum, um im Falle eines Unfalls nicht zur Gefahr für die Fahrzeuginsassen zu werden.
- Da geht's rund. Kinder dürfen mit einem verkehrssicheren Fahrrad zur Schule fahren, sollten es aber erst dann machen, wenn sie bereits die "Fahrradprüfung" in der 4. Klasse absolviert haben. Erst in diesem Entwicklungsstadium können sie sich sicher im fließenden Verkehr bewegen. Übrigens: Kinder bis zum 8. Lebensjahr müssen - bis zum 10. Jahr dürfen mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig fahren. Ab dem 10. Geburtstag heißt es: Wer Fahrrad fährt muss sich auf der Straße oder einem Fahrradweg fortbewegen und die gleichen Regeln wie Erwachsene beachten.
Sylvia Frech, Pressesprecherin
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