Lüneburg (ots) - Im Sommer 1989 verschwand die damals 41-jährige Birgit Meier unter ungeklärten Umständen ihre Wohnung in Brietlingen-Moorburg und gilt seither als vermisst. Durch die Polizei Lüneburg wurden damals umfangreiche Ermittlungs- und Suchmaßnahmen in Gang gesetzt. So wurde unter anderem auch in der ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY-ungelöst" nach Frau Meier gefahndet. Hinweise zu ihrem Aufenthaltsort oder die Umstände ihres Verschwindens ergaben sich jedoch nicht. Dies änderte sich auch nicht in den Folgejahren, in denen die Polizei Lüneburg immer wieder neue Klärungsversuche unternahm.
Neue Bewegung kam in den ungelösten Fall im Spätsommer 2015, als Polizeipräsident (PP) Robert Kruse in Abstimmung mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt Gerhard Berger die EG Iterum zur Klärung des Falles einrichtete. Unter Leitung des erfahrenen Mordkommissionsleiters EKHK Richard Kaufmann aus Rotenburg/Wümme rollte die EG Iterum den Fall Birgit Meier noch einmal komplett auf und suchte nach neuen Ermittlungsansätzen.
Ihre Ermittlungen fokussierten sich schließlich wieder auf einen -bereits damals im Zentrum der Ermittlungen stehenden- seinerzeit 40-jährigen Lüneburger Friedhofsgärtner, der mit Birgit Meier bekannt war. Aufgrund der Gesamtumstände war der Mann nach Birgit Meiers Verschwinden verdächtig, damit in Verbindung zu stehen. Der Mann hatte sich allerdings in der Untersuchungshaft, in der er in anderer Sache einsaß, im Jahre 1993 selbst getötet, so dass es seinerzeit zu einer Einstellung des Ermittlungsverfahrens kam. Aufgrund der neu aufgenommen Ermittlungen kann dieser Tatverdacht nun mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bestätigt werden:
Die EG Iterum arbeitete das gesamte vorliegende Akten- und Beweismaterial zum Vermisstenfall Birgit Meier in akribischer Kleinarbeit nochmals auf und ließ gefundene Spuren nach heute aktuellen wissenschaftlichen Methoden untersuchen. Ferner führte die EG Iterum auch diverse Suchmaßnahmen nach ihrem Leichnam durch. Außerdem wurden mehrere Exhumierungen vorgenommen, weil der damals Verdächtige zu Lebzeiten als Friedhofsgärtner tätig war. Die Suche ergab jedoch bis heute keine Hinweise auf einen möglichen Verbleib des Leichnams von Birgit Meier.
Letztlich brachten aber die neuesten forensischen Untersuchungsmethoden bei der DNA-Bestimmung den entscheidenden Durchbruch: Auf einer damals im Haus des Tatverdächtigen sichergestellten Handfessel konnte eine auswertefähige Gewebeanhaftung) festgestellt und untersucht werden. Die hierbei festgestellte DNA stimmt mit höchster Wahrscheinlichkeit (99,9 %) mit der DNA von Birgit Meier überein.
Danach halten Polizei und Staatsanwaltschaft es für sehr wahrscheinlich, dass der damals bereits tatverdächtige Friedhofsgärtner Birgit Meier entführt hat und sie hierbei aus nicht näher geklärten Umständen zu Tode gekommen ist. Anhaltspunkte dafür, dass der damals ebenfalls ins Visier der Fahnder geratene Ehemann mit dem Verschwinden von Birgit Meier zu tun haben könnte, haben sich durch die neuen Ermittlungen nicht ergeben. Auch der Verdacht gegen eine weiteren Person gegen die wegen einer möglichen Beteiligung am Verschwinden Birgit Meiers ermittelt worden ist, konnte nicht erhärtet werden, so dass das Verfahren eingestellt wurde.
Der damalige Tatverdächtige kommt nach übereinstimmender Einschätzung der Kriminalisten insbesondere aufgrund seines Persönlichkeitsprofils durchaus auch für andere schwere Gewalttaten in Frage, die er zu Lebzeiten begangen haben könnte. Obwohl er inzwischen über 20 Jahre tot ist, will die Polizei bei der Ermittlung anderer Altfälle diesen Aspekt einbeziehen.
"Unser Ansatz, weit zurück liegende, aber schwere Fälle, die noch ungeklärt sind, noch einmal mit neuen Augen und den neuesten technischen Möglichkeiten akribisch aufzuarbeiten, hat sich als absolut richtig erwiesen. Wir konnten in detaillierter Ermittlungsarbeit, verbunden mit den neuesten technischen Möglichkeiten, einen Fall mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aufklären. Die neuen Ermittlungen haben zu einem überzeugenden Erfolg geführt. Dies wäre ohne die gute Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Lüneburg unmöglich gewesen. Auch die Unterstützung durch andere Polizeien und insbesondere das Gerichtsmedizinische Institut der Medizinischen Hochschule Hannover waren sehr gut. Der damit verbundene Aufwand ist nicht nur dadurch gerechtfertigt, dass Mord nicht verjährt und die Täter sich nie sicher fühlen dürfen. Wir wollen auch und gerade den Angehörigen von Tötungsopfern möglichst große Gewissheit darüber bringen, was mit ihren Verwandten passiert ist.", so PP Robert Kruse.
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