Friedberg (ots) - "Nicht schon wieder eine Kontrolle!" So mag mancher LKW-Fahrer denken, wenn sich ein Polizeifahrzeug vor ihn setzt und ein "Bitte Folgen" auf dem Display vor ihm erscheint. Gezielt versuchen Fahrer die Kontrollstellen zu meiden und warnen ihre Kollegen über Funk vor der Polizei. Doch die Polizei zieht LKW nicht nur direkt an der Kontrollstelle aus dem Verkehr, sondern arbeitet mit sogenannten "Schleppern". Polizisten nehmen die kontrollwürdigen Fahrzeuge dabei auch andernorts auf der Autobahn auf und bringen sie zum Kontrollort.
Mehrmals im Jahr richtet die Autobahnstation Mittelhessen große Kontrollstellen für den Schwerverkehr ein. Auch am heutigen Mittwoch war es wieder soweit.
Warum wird kontrolliert?
Die Erfahrung der Kontrolleure zeigt leider, dass die Nachhaltigkeit der Kontrollen gering ist. Immer wieder finden sie bei ihren Kontrollen erhebliche Mängel, die zu ernsthaften Gefahren für die Fahrer, ihre Ladung und andere Verkehrsteilnehmer werden können.
Erst Anfang Juli kontrollierten die Beamtinnen und Beamten auf der Raststätte Wetterau West acht Stunden lang alle Fahrzeuge über 3,5 t. Ihr Ergebnis: 70% Beanstandungsquote! Gebrochene Bremsscheiben, Überladung, keine ausreichenden Ruhepausen, defekte Lichtanlagen, fehlende Kontrollgeräte - die Liste der Mängel war lang. Hinzu kamen: Geschmuggelte Zigaretten, ein offener Haftbefehl und ein 2-jähriges Kind ohne Sicherung und umlagert von diversem Hausrat auf der Rücksitzbank eines Kleintransporters.
Die Ergebnisse von heute
Am heutigen Mittwoch, gleicher Ort, gleiche Kontrolle und leider ein ähnliches Ergebnis. Mehr als drei Dutzend LKW und zwei Fernreisebusse schleusten die rund 25 Einsatzkräfte von BAG, Zoll und Polizeiautobahnstation Mittelhessen zwischen 09 und 15 Uhr durch die Kontrollstelle und wurden viel zu oft fündig. Mangelnde Ladungssicherung, Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten oder fehlende Aufzeichnungen derer zählten zu den Hauptmängeln.
Zwei LKW-Fahrer mussten in Polizeibegleitung zum nächsten Abschleppdienst gebracht werden, um dort ihre Ladung mit Hilfe eines Krans neu aufladen zu lassen, damit sie ordnungsgemäß zu sichern war. Einen Fahrer aus Polen begleiteten die Beamten zur technischen Prüfstelle und von dort aus in die Werkstatt, da seine Bremsen nicht mehr ihren Zweck erfüllten.
Der Zoll stellte bei einem anderen Fahrer ein Zuviel an Zigaretten fest für die er noch vor Ort eine steuerliche Abgabe entrichten musste. 1316 Euro zahlte allein ein Fahrer nachdem das Bundesamt für Güterkraftverkehr ihn kontrolliert hatte - mit seinem Transport hatte er gegen die Kabotageverordnung verstoßen.
Beim Auslesen der Kontrollgeräte stellten die Beamten der Polizeiautobahnstation Mittelhessen außerdem fest, dass der LKW eines Fahrers statt der erlaubten 80 km/h am heutigen Tag 112 km/h als gefahrene Geschwindigkeit aufgezeichnet hatte.
Ein LKW-Fahrer geriet allein schon deshalb in die Kontrolle, da sie vor den Augen der "Schlepper" im Überholverbot überholt hatten. Ein Bußgeld von 95 Euro erwartet daher fünf der Fahrer.
Auch einen Haftbefehl konnten die Kontrolleure vollstrecken. 900 Euro muss ein Insasse einer der Fernreisebusse sich von Bekannten bringen lassen, um eine Unterbringung in der nächsten Justizvollzugsanstalt abzuwenden.
Neben den Brummis gerieten auch PKW-Fahrer heute ins Visier der Kontrolleure, da sie vor den Augen der Beamten gegen geltendes Recht verstießen. Die Nutzung der "Illegalen Auffahrten", also der Versorgungszufahren zu den Raststätten mussten sieben Autofahrer mit einem Verwarnungsgeld von je 20 Euro bezahlen. Auch das wiederrechtliche Parken auf einem Behindertenparkplatz und die Nutzung des Handys während der Fahrt wurden einigen Verkehrsteilnehmern zum Verhängnis, die offenbar nicht mit dem Großaufgebot an Beamten auf der Raststätte gerechnet hatten.
Im negativen Sinne schoss jedoch ein 55-jähriger Litauer den Vogel ab, der von einem Zeugen auf der gegenüberliegenden Raststätte beobachtet wurde, als er mit einer Flasche Schnaps in sein Führerhaus stieg. Bei seiner Kontrolle zeigte das Atemalkoholgerät einen Wert von über drei Promille an. Da der Fahrer sich nicht sehr einsichtig zeigte, verhinderten die Beamten mit einer Parkkralle, dass er seine Fahrt antreten konnte.
Am Ende bleiben Verwarnungsgelder und Bußgelder in Höhe von mehreren tausend Euro, eine Menge Schreibarbeit für die Einsatzkräfte und hoffentlich ein Mehr an Einsicht bei den LKW-Fahrern und ihren Auftraggebern für die Wichtigkeit der Verkehrssicherheit.
Wie wird kontrolliert?
Damit die "schweren Jungs" umfassend kontrolliert werden können, hat die Polizei viel Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen anderer Organisationen. Das sind bei den letzten beiden Kontrollen gewesen:
-BAG (Bundesamt für Güterverkehr)
Zu lange gefahren und damit gegen die Lenk- und Ruhezeiten verstoßen? Neben fahrpersonalrechtlichen Vorschriften stehen vor allem die Rechtsbereiche Güterkraftverkehrsrecht und Straßenverkehrsrecht einschließlich Ladungssicherung und technischer Unterwegskontrolle sowie die Überwachung der Einhaltung der zulässigen Gesamtgewichte und Einzelachslasten im Vordergrund der Straßenkontrollen des Bundesamtes. Darüber hinaus erfolgen Kontrollen in speziellen Rechtsgebieten, insbesondere im Bereich Gefahrgut- und Abfalltransporte. Daneben ist das BAG auch zuständig für die Kontrolle der Einhaltung der Mautpflicht.
-Zoll
Manchmal geht es nur mit Händen und Füßen, wenn der Zoll bei ausländischen Fahrzeugführern nach Schmuggelware oder illegaler Beschäftigung sucht. Zigaretten, Waffen, Drogen - die Suche in vollgestopften Transportern und in möglichen Verstecken im Fahrzeug ist nicht immer einfach und schon gar nicht angenehm. Ein Arbeitnehmer ohne Sozialversicherungsanmeldung oder Steuerkarte? Die Kontrolleure vom Zoll prüfen auch hier ganz genau, wer hinterm Steuer sitzt. Scheinselbständigkeit, Verstöße gegen die Kfz-Steuer, falscher Sprit (Heizöl statt Diesel) - das Aufgabengebiet ist umfassend und abwechslungsreich.
Was bleibt da noch für die Polizei?
Die Kontrolle eines LKW ist sehr umfangreich. Die Sicherung der Ladung, mögliche Manipulationen am digitalen Kontrollgerät, der technische Zustand der Fahrzeuge, die Einhaltung der Gewichte und Abmessungen, die Transportbedingungen von Tieren, der bestimmungsgemäße Transport von Gefahrgütern und die Genehmigung gewerblicher Transporte sind nur einige Beispiele dafür, was es alles zu prüfen gibt.
Sehr zeitaufwändig kann eine Kontrolle werden, weshalb sie bei den Fahrzeugenführern eher unbeliebt sind. Sie dienen jedoch der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.
Am Ende ist allen Kontrolleuren eines am wichtigsten: Kein Fahrzeug verlässt die Kontrollstelle, welches durch die Müdigkeit seines Fahrers, die mangelnde Ladungssicherung oder einen technischen Defekt / Verschleiß zur Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer hätte werden können.
Sylvia Frech, Pressesprecherin
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