Friedberg (ots) - "Im Auto mal eben die Brille suchen und aufsetzen, den Bordcomputer oder das Navi bedienen oder auch einfache soziale Interaktion, wer sich im Auto ablenken lässt, riskiert bei 40 km/h pro Sekunde einen Blindflug von 11, bei 50 km/h bereits von 14 und bei 80 km/h sogar einen von über 22 Metern und verdoppelt dabei zugleich das Unfallrisiko. Die Folgen liegen auf der Hand!" merkt Mittelhessens Polizeipräsident Bernd Paul an und appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Autofahrer. "Wir kontrollieren, um insbesondere schweren Unfällen mit tragischen Folgen durch die Ursache Ablenkung vorzubeugen!", so Paul weiter.
Immer wieder und gefühlt in der Anzahl zunehmend, passieren Verkehrsunfälle, bei denen Fahrzeuge ohne erkennbare Ursache von der Straße abkommen, in den Gegenverkehr geraten oder einfach auffahren. Ein vermuteter, möglicher Grund "Ablenkung" erhält Unterstützung durch Schätzungen der Unfallforschung, wonach jeder vierte schwere Unfall auf Unaufmerksamkeit bzw. Ablenkung zurückzuführen ist. Nach Studien steht die Ablenkung durchs Mobiltelefon dabei an erster Stelle, gefolgt von der Bedienung der fahrzeugeigenen Technik.
Ablenkung bedeutet quasi "Blindflug", weil die notwendige Aufmerksamkeit in den heute komplexen Verkehrssituationen des dichten Verkehrs deutlich beeinträchtigt ist.
Beispiele:
Für Experten steht fest: "Ablenkung bedeutet eine Vervielfachung des Unfallrisikos!"
Vor diesem Hintergrund gab es am heutigen Mittwoch (25. Oktober) im ganzen Polizeipräsidium Mittelhessen Kontrollen. An insgesamt 18, zeitlich über den Tag und örtlich in ganz Mittelhessen verteilten, Kontrollstellen machten die Beamten der Verkehrsdienste, der Autobahnpolizei und der mittelhessischen Stationen heute auf die Problematik von Ablenkung und Handynutzung während der Fahrt aufmerksam. Auch die Bereitschaftspolizei unterstützte die Kontrollen.
Nach einer vorläufigen Bilanz konnten bis zum Nachmittag (14 Uhr) 77 Verkehrsteilnehmer aus dem Verkehr gezogen werden, die während der Fahrt das Handy nutzten. Manche führten Telefonate, andere verschickten Sprachnachrichten, einige tippten Kurzmitteilungen oder checkten eingegangene Nachrichten. Alle gemeinsam haben sie, dass sie eine Ordnungswidrigkeit während der Fahrt begingen.
Die Kontrollierten selbst zeigten sich im Großteil einsichtig, teilweise aber auch überrascht von der hohen Strafe, die sie erwartet. Mit inzwischen 100 Euro Bußgeld und einem Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg wird die Ordnungswidrigkeit geahndet. Alle Erwischten werden also in den nächsten Tagen Post von der Bußgeldstelle bekommen.
Einige traurige Highlights erlebten die Beamtinnen und Beamten heute einmal mehr bei den Kontrollen. Fahrer von Vierzigtonnern, die das Handy nutzten und ein Handynutzender Sprinterfahrer, der vier Kilometer lang nicht bemerkte, dass die Polizei ihm auf den Versen war, zählen dazu. Eine Zivilstreife berichtete von einem PKW-Fahrer, der auf der Autobahn 5 das Handy in die Hand nahm, es kurz zur Seite legte, als er eine uniformierte Streife sah und es nach deren Vorbeifahrt sofort wieder in die Hand nahm. Er ahnte eben nicht, dass die Zivilstreife ihn im Blick hatte und ihn kurz darauf auf die Raststätte Wetterau-West zur Kontrolle herauszog.
Natürlich verschlossen die Kontrolleure die Augen auch nicht vor allen anderen Verstößen, die ihnen am heutigen Tage unterkamen. Rund 140 weitere Verfehlungen wurden bekannt. Defekte Beleuchtungen, die Nichtnutzung des Sicherheitsgurtes, Abstandsverstöße, Rotlichtverstöße, aufgefundenes BTM und ein noch offener Haftbefehl konnten beispielsweise festgestellt werden. Zwei Fahrzeugführer aus dem Bereich Wetzlar mussten die Polizei sogar zur Blutentnahme begleiten, weil der Verdacht besteht, dass sie unter dem Einfluss von Drogen unterwegs waren.
Die Kontrollen dauern weiter an. Nicht nur heute, wo das Polizeipräsidium Mittelhessen mit aller deutlich auf die Gefahren hinweisen möchte, sondern selbstverständlich auch im Weiteren. Tagtäglich zu jeder Tages- und Nachtzeit müssen Verkehrssünder mit einer Kontrolle rechnen.
Die Abschreckung durch die Strafe ist dabei das Eine, der Appell an die Einsicht eines jeden, welche Gefahr er mit der Handynutzung für sich und andere darstellt, das Andere.
Sylvia Frech, Pressesprecherin
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