Jede Ablenkung verdoppelt das Unfallrisiko! Verkehrskontrollen im Polizeipräsidium Mittelhessen

Marburg-Biedenkopf (ots) - Landkreis Marburg Biedenkopf

"Im Auto mal eben die Brille suchen und aufsetzen, den Bordcomputer oder das Navi bedienen oder auch einfache soziale Interaktion, wer sich im Auto ablenken lässt, riskiert bei 40 km/h pro Sekunde einen Blindflug von 11, bei 50 km/h bereits von 14 und bei 80 km/h sogar einen von über 22 Metern und verdoppelt dabei zugleich das Unfallrisiko. Die Folgen liegen auf der Hand!" merkt Mittelhessens Polizeipräsident Bernd Paul an und appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Autofahrer. "Wir kontrollieren, um insbesondere schweren Unfällen mit tragischen Folgen durch die Ursache Ablenkung vorzubeugen!", so Paul weiter.

Immer wieder und gefühlt in der Anzahl zunehmend, passieren Verkehrsunfälle, bei denen Fahrzeuge ohne erkennbare Ursache von der Straße abkommen, in den Gegenverkehr geraten oder einfach auffahren. Ein vermuteter, möglicher Grund "Ablenkung" erhält Unterstützung durch Schätzungen der Unfallforschung, wonach jeder vierte schwere Unfall auf Unaufmerksamkeit bzw. Ablenkung zurückzuführen ist. Nach Studien steht die Ablenkung durchs Mobiltelefon dabei an erster Stelle, gefolgt von der Bedienung der fahrzeugeigenen Technik.

Ablenkung bedeutet quasi "Blindflug", weil die notwendige Aufmerksamkeit in den heute komplexen Verkehrssituationen des dichten Verkehrs deutlich beeinträchtigt ist.

Beispiele:

- Brille aufsetzten dauert etwa 3 Sekunden. In dieser Zeit bewege ich mich bei 80 km/h über 66 Meter weiter - Eingaben am Navi oder Radio dauern 4 Sekunden und bedeuten bei 80 km/h zurückgelegte fast 89 Meter. - Wer telefoniert, SMS schreibt, surft, mailt oder nach Audiodateien sucht und dafür 7 Sekunden benötigt, fährt bei der gleichen Geschwindigkeit über 155 Meter.

Für Experten steht fest: "Ablenkung bedeutet eine Vervielfachung des Unfallrisikos!"

Vor diesem Hintergrund gab es am heutigen Mittwoch (25. Oktober) im ganzen Polizeipräsidium Mittelhessen Kontrollen. An insgesamt 18, zeitlich über den Tag und örtlich in ganz Mittelhessen verteilten, Kontrollstellen machten die Beamten der Verkehrsdienste, der Autobahnpolizei und der mittelhessischen Stationen heute auf die Problematik von Ablenkung und Handynutzung während der Fahrt aufmerksam. Unterstützung erhielten sie dabei von der Bereitschaftspolizei. Im Landkreis Marburg Biedenkopf gab es Kontrollen in Dautphetal und Gladenbach, Stadtallendorf und Kirchhain sowie in Marburg und Wetter.

Nach einer vorläufigen Bilanz konnten bis zum Nachmittag (14 Uhr) in Mittelhessen 77 Verkehrsteilnehmer aus dem Verkehr gezogen werden, die während der Fahrt das Handy nutzten. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf waren es bis 14 Uhr 20 Handynutzer. Manche führten Telefonate, andere verschickten Sprachnachrichten, einige tippten Kurzmitteilungen oder checkten eingegangene Nachrichten.

Die Kontrollierten selbst zeigten sich größtenteils einsichtig, teilweise aber auch überrascht von der hohen Strafe, die sie erwartet. Mit inzwischen 100 Euro Bußgeld und einem Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg wird die Ordnungswidrigkeit geahndet.

Einmal mehr erlebten die Beamtinnen und Beamten bei den heutigen Kontrollen einige traurige Highlights. Fahrer von Vierzigtonnern, die das Handy nutzten und ein Handynutzender Sprinterfahrer, der vier Kilometer lang nicht bemerkte, dass die Polizei ihm auf den Versen war, zählten dazu. Eine Zivilstreife berichtete von einem Autofahrer, der auf der Autobahn 5 das Handy in die Hand nahm, es kurz zur Seite legte, als er eine uniformierte Streife sah und es nach deren Vorbeifahrt sofort wieder in die Hand nahm. Er ahnte eben nicht, dass die Zivilstreife ihn im Blick hatte und ihn kurz darauf auf die Raststätte Wetterau-West zur Kontrolle herauszog.

Natürlich verschlossen die Kontrolleure die Augen auch nicht vor allen anderen Verstößen, die ihnen am heutigen Tage unterkamen. In Mittelhessen waren das bis 14 Uhr rund 140 im Landkreis Marburg Biedenkopf mehr als 60 weitere Verfehlungen. Defekte Beleuchtungen, die Nichtnutzung des Sicherheitsgurtes, Abstandsverstöße, Rotlichtmissachtungen, Ladungssicherung, aufgefundenes BTM und ein noch offener Haftbefehl konnten beispielsweise festgestellt werden. Zwei Fahrzeugführer aus dem Bereich Wetzlar mussten die Polizei sogar zur Blutentnahme begleiten, weil der Verdacht besteht, dass sie unter dem Einfluss von Drogen unterwegs waren. Trotz der zu erwartenden Anzeige wegen Überladung hatte der Fahrer des Brummis mit dem Schotter auf der Ladefläche richtig Glück in die Kontrolle in Dautphetal zu geraten. Als er losfahren wollte, trat ein technischer Defekt auf, der die komplette Bremsanlage des Lastwagens von jetzt auf gleich blockierte. Nicht auszudenken, wenn der Defekt während der Fahrt aufgetreten wäre. Die Kontrollen dauern weiter an und werden zukünftig fortgesetzt. Der Polizei ist der Appell an die Einsicht der Autofahrer und die Aufklärung über die Gefahren der Handynutzung dabei wesentlich wichtiger als die Abschreckung durch die Strafe.

Martin Ahlich

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