Spannende Einblicke in den Polizeialltag


25.10.2017, PP Unterfranken

Spannende Einblicke in den Polizeialltag
WÜRZBURG. Von einer ganz anderen Seite haben die rund 70 Teilnehmer der Veranstaltung „Sicherheit und Freiheit. Polizeiarbeit in Unterfranken“ die Polizei und ihre Aufgaben erlebt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „AndersOrte“ der Domschule Würzburg besichtigten sie am Donnerstagabend, 19. Oktober, die Polizeiinspektion Würzburg-Stadt.

Reihe „AndersOrte“ der Domschule Würzburg führt in die Polizeiinspektion Würzburg-Stadt – Thema „Sicherheit und Freiheit. Polizeiarbeit in Unterfranken“ – Polizeipräsident Kallert: „Wenn man die Sicherheit übertreibt, wäre normales Leben nicht mehr möglich“

Foto: POW/Akademie Domschule
In Vorträgen und in der anschließenden Diskussion erfuhren die Teilnehmer mehr über die Arbeit der Polizei sowie die wissenschaftliche Forschung über das Verhältnis von Sicherheit und Freiheit. „Es war ein spannender Abend mit interessanten und ganz unterschiedlichen Einblicken“, sagte Dr. Thomas Franz, stellvertretender Leiter der Domschule Würzburg.

Seit Mai 2017 ist die Polizeiinspektion Würzburg-Stadt wieder in der Augustinerstraße zu finden. Viereinhalb Jahre wurde das denkmalgeschützte Gebäude generalsaniert und erweitert. Bei einer Führung bekamen die Teilnehmer zunächst Einblicke in den Polizeialltag – von der Tiefgarage über den Zellentrakt und die Räume der Ermittlungsgruppen bis zum Besprechungsraum mit seinem beeindruckenden Ausblick über die angrenzenden Straßen. „Die Architekten des Staatlichen Bauamts verfolgten ein Konzept von Transparenz und Offenheit“, erklärte Polizeihauptkommissarin Kathrin Reinhardt.

„Würzburg ist eine sehr sichere Stadt“, betonte Leitender Polizeidirektor Walter Ehmann, Leiter der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt, in seinem Vortrag zur konkreten Polizeiarbeit in Würzburg. Als wesentliche Voraussetzungen hierfür nannte er die Präventionsarbeit, hervorragende Netzwerke, die sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit mit anderen Behörden sowie eine „proaktive Polizei“, die Präsenz durch Kontrollen zeige. Entgegen dem Trend in Bayern und dem sonstigen Bundesgebiet sei beispielsweise die Zahl der Wohnungseinbrüche in Würzburg stark zurückgegangen. Auch in der jetzt anbrechenden dunklen Jahreszeit werde die Polizei verstärkt im Einsatz sein, um Einbrechern das Handwerk zu legen. Ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit liege zudem auf der Gewaltprävention. So würden in Schulen, Behörden und anderen Einrichtungen Sicherheitsseminare angeboten. Als ein Beispiel nannte Ehmann die Durchführung von Anti-Gewalt-Trainingskursen an Würzburger Schulen.
Der unterfränkische Polizeipräsident Gerhard Kallert befasste sich mit dem Thema „Polizeiarbeit im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Freiheit“. Dabei ging er unter anderem auf die Videoüberwachung und die Auswertung von Telekommunikationsverbindungsdaten ein. Dabei würden die Verbindungsdaten für eine gewisse Zeit gespeichert. Eine Gesellschaft müsse stets abwägen, inwiefern die Freiheitsrechte Einzelner zugunsten der Sicherheit aller eingeschränkt werden dürften, erklärte er. „Wenn man die Sicherheit übertreibt, dann wäre ein normales Leben nicht mehr möglich.“ Es gehe aber auch darum, welche Rechtsgrundlagen der Polizei für konkrete Maßnahmen zur effektiven Verbrechensbekämpfung zur Verfügung gestellt werden sollten. „Es braucht nicht nur eine bestimmte Anzahl von Beamten, es braucht auch die erforderlichen Befugnisse.“

„Sicherheit und Freiheit aus wissenschaftlicher Sicht“ lautete das Thema von Professorin Dr. Rita Haverkamp, Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risikomanagement an der Universität Tübingen. „Sicherheit ist ein elementares menschliches Grundbedürfnis. Aber es gibt kein Recht auf Sicherheit“, stellte sie fest. Sie beschrieb Sicherheit als „komplexe gesellschaftliche Leitidee“, die sich unter anderem aus der gesellschaftlichen und der persönlichen Sicherheit zusammensetze. Kritisch sah sie das neue bayerische Polizeiaufgabengesetz, das der Polizei umfangreiche Befugnisse zum Umgang mit Gefährdern einräume, bis hin zur Einführung eines unbefristeten Gewahrsams, wenn auch unter Richtervorbehalt. Dieser verstoße nach Meinung einiger Wissenschaftler gegen das Grundgesetz und die europäische Menschenrechtskonvention. Doch sei es wichtig, dass die Polizei bestimmte, rechtsstaatlich legitimierte Befugnisse habe – ebenso wichtig wie das Vertrauen in die Polizei und ihre Arbeit.

Im Anschluss entwickelte sich eine lebhafte Diskussion unter der Moderation von Dr. Armin Bettinger, Studienleiter an der Domschule Würzburg, der die Veranstaltung auch mitorganisiert hatte. Dabei ging es etwa um den Einfluss der Sozialen Medien auf die Arbeit der Polizei. „Wir sind seit dem vergangenen Jahr auf Facebook und Twitter. Wir kommen heute ohne die Sozialen Medien nicht mehr aus“, erklärte Kallert. Wie es um die Sicherheit der Polizeibeamten bei ihrer täglichen Arbeit bestellt sei, wollte eine Teilnehmerin wissen. Der Polizeipräsident berichtete von den Bodycams, die derzeit erprobt würden. Er hoffe, dass dadurch die Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte zurückgehen. Wenn ein Kollege zu Schaden komme, werde alles getan, um ihn weiter zu beschäftigen, bis hin zum Umbau der Dienststelle, erläuterte Ehmann.