Oldenburg (ots) - Bremen, Berlin Seit Mitte August dieses Jahres führte die Polizei Bremen mit der Polizeidirektion Oldenburg in der ständigen gemeinsamen Ermittlungsgruppe (GEBO) umfangreiche Ermittlungen gegen eine professionelle Betrügerbande, die gewerbsmäßig Straftaten zum Nachteil älterer Menschen mit dem modus operandi "Falscher Polizeibeamter" beging. Am Dienstag schlugen die Ermittler zu: Spezialeinsatzkräfte nahmen einen Tatverdächtigen in Berlin fest, nachdem ihm eine ältere Dame mehrere Goldbarren ausgehändigt hatte. In enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Bremen und der Berliner Polizei konnten noch am selben Tag drei weitere Tatverdächtige in Berlin und Bremen vorläufig festgenommen werden. Oldenburgs Polizeipräsident Johann Kühme und der Bremer Polizeipräsident Lutz Müller: "Unser Dank geht an die Kollegen und Kolleginnen der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe (GEBO), die diesen Erfolg durch hervorragende Zusammenarbeit ermöglicht haben, sowie an die Polizei Berlin, die sehr kurzfristig die Festnahme mit Spezialeinheiten unterstützt hat."
Die hochgradig organisierten und skrupellosen Täter (sog. "Mediatoren") rufen aus der Türkei mit verfälschten Rufnummern (sog. Call-ID-Spoofing) bei älteren Menschen an und geben sich dort als Polizeibeamte aus. Die Mediatoren bauen bei den alten Menschen eine Legende auf. Sie erklären den Senioren wahrheitswidrig, ihr Hab und Gut sei bei ihnen zu Hause und auch bei ihrem Geldinstitut nicht mehr sicher. Anschließend überreden sie die alten Menschen durch geschickte Gesprächsführung, ihr Vermögen zusammenzupacken, hohe Bargeldsummen von ihrem Konto abzuheben und letztendlich alles "der Polizei" zu übergeben. Bei dieser Übergabe kommen sogenannte "Logistiker" ins Spiel, die entsprechend einen "Fahrer" und einen "Abholer" organisieren. Diese fahren dann auf Anweisung zum besagten Übergabeort, wo sie sich gegenüber den vorwiegend älteren Menschen als Polizeibeamte ausgeben und die Wertgegenstände entgegen nehmen.
Im Laufe der wochenlangen Ermittlungen der GEBO konnten durch umfangreiche operative Maßnahmen wesentliche Erkenntnisse zum arbeitsteiligen und konspirativen Vorgehen einer in Bremen agierenden Bande, zur Bandenstruktur sowie zu möglichen Mittätern erlangt werden. Hier gerieten vier 18, 19, 20 und 29 Jahre Männer aus Bremen in den Fokus der Bremer Ermittlungsbehörden. Am Dienstagmittag fanden die Ermittler heraus, dass die Bande offenbar erneut ein gutgläubiges Opfer gefunden hatte. Die skrupellosen Täter hatten solange auf eine ältere Dame aus eingewirkt, sodass sie bereit war, Goldbarren an die vermeintlichen Polizeibeamten auszuhändigen. Der 29-Jährige und sein 20-jähriger Komplize wurden daraufhin instruiert, von Bremen nach Berlin zu fahren, wo ihr Opfer an einem vereinbarten Treffpunkt auf die vermeintlichen Polizisten wartete. Die Frau erhielt währenddessen durch eine "Handy-Standleitung" laufend Instruktionen von den Mediatoren aus der Türkei. Bei Aushändigung der der Tasche mit den Goldbarren an den 29-jährigen Tatverdächtigen, wurde dieser von Berliner Spezialkräften festgenommen. Ein gegen ihn in dieser Sache bereits bestehender Untersuchungshaftbefehl wurde vollstreckt. Sein mitgereister Komplize wurde im Anschluss ebenfalls in Berlin auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Bremen festgenommen. Nach Prüfung von Haftgründen erließ am Mittwoch ein Richter Haftbefehl gegen ihn.
Im Anschluss an diese Berliner Maßnahmen liefen zeitgleich in Bremen umfangreiche Durchsuchungsmaßnahmen an. Die Auswertung der bei den Durchsuchungsmaßnahmen sichergestellten Beweismittel dauert an. Die 18 und 19 Jahre alten Mittäter wurden bei diesem Polizeieinsatz ebenfalls vorläufig festgenommen.
In 2016 gab es in Bremen über 800 Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SÄM), 60 Prozent scheiterten im Versuch. In diesem Jahr sind es bis Mitte Oktober 1123 angezeigte Taten, davon blieben jedoch über 800 im Versuch stecken. Die erheblichen, auch bundesweit zu registrierenden Fallzahlensteigerungen sind insbesondere auf den Trickbetrug nach dem modus operandi "Falscher Polizeibeamter" zurückzuführen. Neben einer steigenden Täteraktivität ist der Anstieg aber auch mit der durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit in der Bevölkerung vorhandene Sensibilität für diese Delikte zu begründen, welche erfahrungsgemäß zu einer erhöhten Anzeigebereitschaft führt.
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