Marburg-Biedenkopf (ots) - Landkreis
Betrüger und auch Trickdiebe versuchen es immer und immer wieder und auf so vielfältige Arten, dass eine wirklich abschließende Auflistung einfach unmöglich ist. Zu individuell und zu verschieden sind die Betrugsarten, die Betrugsformen, die eingesetzten Mittel und auch die Durchführungen. Betrüger gehen persönlich vor, sie nutzen das Telefon oder den Computer, sie schreiben Briefe oder E-Mails und sie erzählen Storys, die so unterschiedlich sind wie Fingerabdrücke oder der persönliche Geschmack. Eine einzige Gemeinsamkeit haben allerdings alle Geschichten - am Ende geht es ums Geld oder um Wertsachen. Hier mal einige Beispiele möglicher Betrugs- oder Trickdiebstahlsvarianten: Schockanruf, Enkeltrick, Love-Scamming, Gewinnversprechen, Offertenschwindel, CEO-Fraud, Inkassobetrug, Warenbetrug, Warenkreditbetrug, Falsche Polizisten/Handwerker, Spendensammlungsbetrug, Taschendiebstahl, Hütchenspiel, Trickbetrug/Trickdiebstahl, Wechseltrickdiebstahl, Inseratbetrug; reisende Handwerker, Haustür-/Rampengeschäfte, Kaffeefahrten..... Diese Auflistung erhebt wie gesagt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit! Hier nun Beispiele aus nur einem einzigen Tagesbericht der Polizei Marburg Biedenkopf: Tatzeit: Mittwoch; 06.Dezember, 12:15 Uh Tatort: Marburg, Bushaltestelle Friedrich-Ebert-Straße Das Opfer wurde an der . Bushaltestelle von einer ihr unbekannten russisch sprechenden Frau angesprochen. Diese täuschte vor, die Lebensgeschichte der Geschädigten zu kennen und ihr sowie der kranken Tochter helfen zu können. Dazu sollte das Opfer Geld bringen, welches von allem Bösen "gereinigt" werden sollte, da es ansonsten angeblich nur für negative Dinge ausgegeben werde - wie z.B. die Beerdigung der Tochter. Eingeschüchtert und gleichzeitig voller Hoffnung auf Hilfe glaubte das Oper der Frau, zumal sich eine zweite russisch sprechende Frau dazugesellte, die vorgab, dass sie bereits auf gleiche Weise erfolgreich Hilfe erhalten hätte. Das Opfer holte 800,00 EUR und diversen Schmuck. Die Täterin wickelte das Geld und den Schmuck in ein Handtuch ein und führte eine Art Beschwörung durch. In dieser "Zeremonie" musste sich das Opfer umdrehen. Dieser Moment nutzte man zum Austausch. Man trennte sich mit dem Hinweise, dass das Opfer nach Hause gehen und das Handtuch mit dem vermeintlichen Geld/Schmuck für drei Tage unter ihr Kopfkissen legen müsse, ohne es aufzupacken. Zu Hause führte ein genaueres Befühlen des Handtuches zu Misstrauen. Beim Auspacken kam dann nur noch Zeitungspapier zum Vorschein und der Betrug fiel auf. Von den Täterinnen fehlte jede Spur. Tatzeit: Sonntag, 10.Dezember 7, 13 - 14 Uhr Der Täter rief bei dem Angestellten einer Tankstelle an und gab sich als Servicemitarbeiter der Firma für das Aufladeterminal von Onlinegutscheinen aus. Er veranlasste den Mitarbeiter zur Übermittlung der Codes von i-tunes und Paysafe Gutscheinen, da er diese aus dem Verkehr ziehen müsse. Noch während der Übermittlung der Codes wurden diese eingelöst. Es entstand ein Schaden von 800.-EUR, der noch höher gewesen wäre, wenn nicht der Akku des Tankstellentelefons seinen Geist aufgegeben hätte und so den Transfer unterbrochen hätte.
Tatzeit: 16. Oktober bis 22. Oktober Ein unbekannter Täter gelang es über nicht ausreichend gesicherte Mailboxen auf das Telefonsystem einer Firma zuzugreifen und Kosten in Höhe von über 35.000.-EUR zu generieren, die auf der aktuellen Telefonrechnung eingefordert wurden.
Tatzeit: Dienstag, 12. Dezember Ein Täter meldete sich per Mail und gab vor, ein alter Freund und Kollege aus Frankreich zu sein. Eine Notlage wurde vorgetäuscht, so dass das Opfer schließlich zur Postbank ging um eine Geldanweisung vorzunehmen. Nur dem Eingreifen einer Angestellten ist es zu verdanken, dass es nicht zu der Überweisung kam. Mittlerweile konnte herausgefunden werden, dass vor einiger Zeit in Südafrika einem weiteren Kollegen des Opfers ein Laptop entwendet wurde, aus dem die Täter die Daten und Namen erlangt haben dürften, um damit die vertrauenswürdig erscheinende Mail zu schreiben.
Tatzeit: 18. Oktober
Durch eigene Ermittlungen über soziale Netzwerke erkannte ein Opfer einen Mann wieder und zeigte ihn an. Der Mann hatte ihm für ein Türöffnen 702,57 Euro in Rechnung gestellte und zur Sofortüberweisung genötigte. Das Opfer hatte sich ausgesperrt, im Netz nach einem Schlüsseldienst umgesehen und ohne weitere Recherche sofort eine der ersten Nummern angewählt. Über eine Hotline informierte er einen (leider nicht ortsansässigen) Schlüsseldienst. Der Monteur nannte bis zuletzt keine Kosten, öffnete die Tür in 15 Minuten und stellte statt der branchenmäßig üblichen etwa 200 Euro satte 700 Euro in Rechnung.
Allein dies zeigt die Vielfältigkeit, die leider vorhandene Kreativität und Bandbreite von Betrügern und Trickdieben. Man kann insgesamt einfach immer nur an den gesunden Menschenverstand appellieren und zur Vorsicht mahnen, wenn ungewöhnliche, nicht alltägliche oder einfach auch nur nicht erwartete Ereignisse plötzlich auftauchen. - Immer, wenn es um Geld oder Wertsachen oder jede Art von persönlichen Daten geht, ist Vorsicht das oberste Gebot und man tut gut daran, sich zunächst auf anderem Weg rück zu versichern. - Fremde Menschen könnten Trickdiebe, falsche Spendensammlern oder Wechselbetrüger o.ä sein. Hier halte ich einfach einen Abstand und lasse niemanden nahe an mich hera und auch niemanden in meine Wohnung. - Mein Geld und meine EC Karten trage ich an verschiedenen verschlossenen Innentaschen meiner Kleidung direkt am Körper. - Auf unbekannte Telefonnummern oder ungewöhnliche E-Mails insbesondere auch auf deren Anhänge oder auf Briefe z.B. mit Gewinnversprechen reagiere ich einfach gar nicht. Ich rufe vor allem nicht zurück beende eingehende Anrufe einfach, öffne die Mails und die Anhänge nicht und entsorge die Briefe einfach im Papierkorb. - Wenn ich nirgends mitgespielt habe kann ich nichts gewinnen und wenn ich für einen angeblichen Gewinn im Voraus Geld bezahlen soll, dann ist das kein Gewinn. Auch diese Tipps sind nicht abschließend. Über weitere Hinweise und Präventionsmöglichkeiten kann man sich u.a. im Internet unter www.polizei.hessen.de oder www.polizei-beratung.de
Martin Ahlich
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