Diepholz (ots) - Wie der Polizei erst in dieser Woche bekannt wurde, fiel Mitte Februar ein Bürger aus Stuhr dem "Enkeltrick" zum Opfer. Ein klassisch begonnenes Telefonat mit "Rate mal, wer dran ist?" führte letztendlich dazu, dass der ältere Herr eine fünfstellige Summe an eine ihm unbekannte Person an seiner Haustür aushändigte.
Enkeltrickbetrügereien, Anrufe von falschen Polizeibeamten oder auch Gewinnversprechen ziehen zurzeit wie eine Welle durch den Polizeialltag. Viele Meldungen erreichen uns schwerpunktmäßig aus dem Raum Stuhr, aber letztendlich kommen sie aus dem gesamten Landkreis. Täglich gehen Mitteilungen von Bürgerinnen und Bürgern ein, die von derartigen Anrufen berichten. Die Maschen sind immer identisch. Die Anrufer agieren zunächst aus der Anonymität des Telefons heraus. Geschickte Gesprächsführung ist eine Grundvoraussetzung, um ans Ziel zu kommen. Wenn der oder die Angerufene sich auf das Telefonat einlässt, schlägt die Falle zu. Wenn es zu einer Geldübergabe kommt, wird das Geld grundsätzlich nicht von dem vermeintlichen Enkel persönlich abgeholt, sondern aufgrund plausibel erscheinender Erklärungen von einer völlig fremden Person!
Ein perfides psychologisches Spiel, hinter welchem ein großes Netzwerk mit viel krimineller Energie steckt. Betrogene wollen Familienangehörigen in einer angeblichen Notlage helfen und werden schlichtweg um ihr Vermögen, ihre Altersvorsorge, betrogen. Im Bereich des Enkeltricks und der falschen Polizeibeamten sind die Geschädigten in der Regel zwischen 70 und 90 Jahren alt.
Eine Auswertung der diesjährigen Fälle ergab, dass fast alle Geschädigten mit ihren Namen im Telefonbuch aufgeführt sind. Vornamen wie Albert, Irmgard oder Ilse lassen darauf schließen, dass es sich bei dem Anschlussinhaber um eine ältere Person handelt. Hier erhofft sich der Betrüger einfach ein leichtes Spiel.
Oftmals reagieren die Angerufenen richtig, indem sie das Telefonat rechtzeitig beenden und den vermeintlichen Enkel oder ihre Polizei unter einer bekannten Nummer zurückrufen, um sich den Sachverhalt bestätigen zu lassen. Doch in einigen Fällen sind die Täter erfolgreich - und richten somit immense Schäden an.
Wöchentlich sind wir als Präventionsteam mit Vorträgen zu Delikten zum Nachteil älterer Menschen im Landkreis unterwegs. Viele haben also schon davon gehört, doch konnten wir leider noch nicht alle Personen erreichen. Umso wichtiger ist es, in Familien, Vereinen, Kartenclubs etc. über diese Phänomene zu sprechen und die betroffene Generation zu sensibilisieren. Gerade ältere Menschen zollen Polizeibeamten großen Respekt. Ein positiv anerzogenes Verhalten, welches die Betrüger ausnutzen. Auch wenn echte Polizeibeamte telefonisch oder per Brief Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern aufnehmen, gibt es für die Beamten keine Veranlassung zu hinterfragen, wieviel Geld sich auf dem Konto befindet oder was der Tresor im Schlafzimmer hergibt.
Die Erfahrungen zeigen, dass das Personal in Banken zu diesen Themen sehr gut geschult ist und bei hohen Abbuchungen auch kritisch hinterfragen, wofür die hohen Geldsummen bestimmt sind. Dabei geht es nicht um Neugier der Person hinter dem Schalter, sondern dient lediglich der Fürsorge.
Das Deliktsfeld der Gewinnversprechen, bei denen die Gewinne angeblich erst gegen Zahlung einer Gebühr ausgehändigt werden können, betreffen in der Regel die jüngere Generation im Alter von 30-50 Jahren. Hier spielen Begrifflichkeiten wie Steam-Gutscheine, ITunes-Karten etc. eine Rolle. Auch in solchen Fällen kam es in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zu Transferaktionen von Opfern.
Wir gehen davon aus, dass es in den beschriebenen Deliktsbereichen eine hohe Dunkelziffer gibt. Solange kein Schaden eingetreten ist, denken viele gar nicht daran, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Aber auch diese Sachverhalte sind für uns wichtig, um ein Gesamtbild über das Ausmaß zu bekommen.
Ist hingegen ein Schaden tatsächlich eingetreten, schämen sich die Opfer oftmals so sehr, dass sie den Weg zu Polizei nicht antreten. Die Betroffenen sind fassungslos, dass sie auf den Betrug hereingefallen sind und schweigen darüber. Aber genau diese Fälle sind für die Polizei von immenser Wichtigkeit, um an die Täter heranzukommen. Opfer machen sich durch Schweigen erneut zum Opfer und verharren in dieser Haltung. Wir können nur an alle appellieren, sich mit uns in Verbindung zu setzen!
In der heute veröffentlichen Polizeilichen Kriminalstatistik werden die Delikte zum Nachteil älterer Menschen leider nicht separat dargestellt. Dies liegt insbesondere daran, dass dieses Phänomen in der Vergangenheit statistisch nicht extra erfasst wurde. Dennoch lässt sich feststellen, dass die Anzahl der hier beschriebenen Betrugsdelikte deutlich gestiegen ist.
Wenn Sie Interesse an unseren Vorträgen zu Betrügereien, Einbruchsprävention oder Cybercrime haben, setzen Sie sich mit dem Präventionsteam der Polizei Diepholz unter der Telefonnummer 05441 / 971-107 oder -124 in Verbindung.
Weitere allgemeine Informationen oder Bildmaterial gibt es im Internet unter www.polizei-beratung.de, speziell zu den vorgenannten Delikten unter http://polizei-beratung.extrapol.de/themen-und-tipps/betrug/enkeltrick/ , http://polizei-beratung.extrapol.de/themen-und-tipps/betrug/gewinnversprechen/ oder http://polizei-beratung.extrapol.de/themen-und-tipps/betrug/betrug-im-namen-der-polizei/
Rückfragen bitte an:
Jutta Stricker
Polizeiinspektion Diepholz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 05441 / 971-0 (Durchwahl -124)
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