Friedberg (ots) - Wetteraukreis: Einmal quer durch die Palette an Betrugs- und Erpressungsmaschen arbeiteten sich Täter gestern in der Wetterau. Enkeltrickbetrüger, falsche Polizeibeamte, angebliche Microsoftmitarbeiter und Bitcoin-Erpresser fanden sich unter ihnen. Täglich versuchen die Täter ihr Glück - auch in der Wetterau. Viele Bürgerinnen und Bürger zeigen sich gut aufgeklärt, wimmeln die Täter ab oder lassen sich erst auf gar kein Gespräch mit ihnen ein. Doch die Täter sind wahre Profis auf ihrem Gebiet und machen es den potentiellen Opfern nicht immer leicht. Mal indem sie Geschickt das Vertrauen der Angerufenen gewinnen, mal indem sie mit einem bestimmten Auftreten überzeugen, mal indem sie Druck ausüben, mal indem sie vorgeben den guten Ruf des Angerufenen zu schädigen und mal indem sie an die Hilfsbereitschaft "ihrer Opfer" appellieren, können sie doch hin und wieder Beute machen.
Manchmal sind es eher kleine Summen, die die Täter dabei einstreichen, oft aber auch Beträge im fünfstelligen Bereich. Das "Betrugsgeschäft" jedenfalls scheint sich für die Täter auszuzahlen, sonst würden sie nicht immer wieder mit immer neuen Maschen ihr Glück versuchen. Nicht auszuschließen, dass es Opfer gibt, die entweder nicht merken, dass sie Opfer geworden sind oder sich aus Scham nicht trauen Anzeige zu erstatten.
Die Geschädigten selbst stammen aus allen Schichten der Bevölkerung, die Täter haben für jeden etwas im Angebot. Den Enkeltrickbetrug und die falschen Polizeibeamten eher für die älteren Generationen, den Microsoftbetrüger für jung bis alt - mit vielen Opfern aus dem akademischen und gut gebildeten Bereich, das Thema Sextortion vor allem für das männliche Publikum mittleren Alters und in der Hauptsache für Single-Damen können sie dann noch das Thema Love-Scamming aufbieten.
*Sextortion - Bitcon-Erpressung*
"Ich gebe Ihnen 72 Stunden, um die Zahlung zu tätigen, bevor ich ein Video mit Ihrer Masturbation an alle Ihre Freunde schicke. Ich habe sowohl Bilder ihrer Masturbation als auch eine Datei mit all Ihren Kontakten auf Ihrer Festplatte. Sie sind sehr pervers!"
Es sind nur einige ausgewählte Sätze von vielen verschiedenen, die die Täter in ihren wahllos verschickten Mails an potentielle Opfer verwenden. Meistens landen diese Mails im Spam-Ordner und da gehören sie auch hin. Klicken Sie niemals auf einen Link in fremden Mails und öffnen sie keinerlei Anhänge, wenn ihnen der Absender nicht bekannt ist. Es gibt nur eine richtige Verfahrensweise mit diesen Erpressungsmails: Löschen! Die Täter bluffen, sie haben keine Videos und Bilder von Ihnen - aber das Geld per Bitcoins überwiesen, hätten sie natürlich trotzdem gerne.
Überlegen Sie: Selbst wenn es Bilder gäbe, selbst wenn der Täter die Kontakte hätte - Wer gäbe Ihnen die Sicherheit, dass der unbekannte Täter diese Dateien auch wirklich löscht, wenn Sie bezahlt hätten? Im Gegenteil, der Täter würde weiter versuchen Sie zu "melken" und noch mehr Geld zu erpressen.
Ein Butzbacher beispielsweise zahlte die von ihm geforderten 2000 Euro in der Onlinewährung "Bitcoin" glücklicherweise nicht, als ihm die Täter in dieser Woche androhten "Sex-Videos" von ihm online zu stellen, wenn er nicht zahlt. - Alles richtiggemacht.
*angebliche Microsoftmitarbeiter*
Drei Stunden dauerte gestern das Gespräch, welches ein Bad Vilbeler mit einem angeblichen Microsoft-Mitarbeiter führte. Am Ende gelang es den Tätern Zugriff auf den PC des Vilbelers zu erlangen. Auch seine Bankdaten und TAN-Nummern konnten die Täter bekommen.
Meist auf Englisch melden sich die angeblichen Microsoftmitarbeiter, die vorgeben auf dem PC des Angerufenen sei ein Fehler, der durch einen Fernzugriff behoben werden könnte. Im Laufe des Gesprächs setzen die Täter alles daran eine Software auf dem PC des Angerufenen zu installieren und fordern am Ende natürlich eine Zahlung für ihre Leistung - die angebliche Fehlerbehebung. Dabei gelingt es den Tätern an die Bankdaten und Zugangsdaten ihrer Opfer zu gelangen. Durch den installierten Trojaner können sie nämlich den Computer des Opfers manipulieren, Schadsoftware installieren und natürlich auch Daten ausspähen.
Der klare und einfache Rat der Polizei: Es gibt keine Microsoftmitarbeiter, die bei Ihnen anrufen und mit Ihnen Fehler auf dem PC beheben wollen. Wenn sich jemand am Telefon also als Microsoftmitarbeiter ausgibt hilft nur eines: Auflegen. Es muss sich um einen Betrüger handeln.
*Der falsche Polizeibeamte*
Akzentfrei Deutsch sprach der etwa 40 Jahre alte Mann, der gestern bei einer Seniorin aus Butzbach anrief und sich als Polizist aus Butzbach ausgab. Kein Einzelfall, auch in Friedberg und Bad Nauheim kam es gestern zu solchen Anrufen. Die Butzbacherin machte sofort kurzen Prozess: Sie legte auf. Die beste und einfachste Lösung, um keinem Betrüger auf den Leim zu gehen.
Dort wo die angeblichen Polizeibeamten mehr Zeit bekommen, um ihr Anliegen vorzubringen klingt es dann kurz zusammengefasst ungefähr folgendermaßen: "Wir haben Einbrecher festgenommen, bei diesen haben wir einen Zettel aufgefunden auf dem mehrere Adressen standen. Wir gehen davon aus, dass die Mittäter dort noch einbrechen werden. Auch ihre Adresse stand auf dem Zettel. Sie sollten Fenster und Türen geschlossen lassen. Am besten suchen sie ihre Wertsachen, vor allem Schmuck / Münzen / Bargeld, zusammen und übergeben sie an uns, damit sie nicht geklaut werden können. Wir kommen vorbei, um die Sachen abzuholen und bei uns auf der Polizeistation in Sicherheit zu bringen."
Dazu gilt es zu wissen: Die Polizei wird niemals Ihre Wertsachen abholen, um sie irgendwo aufzubewahren. Schenken Sie den mit großem Nachdruck vorgetragenen Erzählungen also keinerlei Glauben, legen Sie einfach auf! Wenn die Polizei wirklich mit Ihnen ins Gespräch kommen möchte, dann werden die Polizisten persönlich bei Ihnen vorstellig und können sich ausweisen.
*Der Enkeltrickbetrüger*
"Rate mal wer dran ist" So oder so ähnlich beginnen die Gespräche der sogenannten Enkeltrick-Betrüger. Auch in Bad Nauheim bei einer Seniorin versuchte ein solcher gestern sein Glück. Mit einer dieser ersten offenen Fragen versuchen die Anrufer den Angerufenen einen Namen einer ihnen bekannten / verwandten Person zu entlocken, als die sie sich im weiteren Verlauf ausgeben. Der in diesem Fall für die Seniorin recht komisch klingende Enkel gab auf Nachfrage dazu an erkältet zu sein. Ein gängiger Trick. Nun glaubte die Bad Nauheimerin dem Anrufer zu Glück kein Wort und legte auf.
Werden die Gespräche weitergeführt, dann geben die Anrufer vor sich in einer Notlage zu befinden, brauchen dringend Geld für einen Arztbesuch, den Notar oder um einen Unfallschaden zu begleichen. Sie selbst können das Geld leider nicht abholen, weil sie gerade verhindert sind. Deshalb geben sie vor einen Freund zu schicken. Dieser vermeintlich Freund - ein Mittäter - nimmt dann das Geld an der Haustür schnell entgegen und verschwindet auf nimmer Widersehen damit.
Der Rat der Polizei hierzu: Geben Sie niemals Fremden Geld oder Wertsachen. Ziehen Sie Bekannte zu Rate und besprechen Sie mit diesen die vorgetragene Bitte.
*Grundsätzlich gilt*
Die Polizei ist jederzeit, rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, für Sie da. Scheuen Sie sich nicht den Notruf 110 zu wählen, wenn Sie sich unsicher sind, einen Rat brauchen oder sich gar in Gefahr wähnen. Sie brauchen weder Scham haben, noch sich Sorgen zu machen, dass Ihnen aus einem Anruf beim Notruf ein Vorwurf gemacht. Die Polizisten können Ihnen schnell und unkompliziert weiterhelfen.
Sylvia Frech, Pressesprecherin
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