29.03.2019 – 11:26, Polizei Mettmann, Mettmann (ots)
In der kommenden Woche setzt die Kreispolizei ihre Aktionswochen gegen "falsche Polizeibeamte" nach dem erfolgreichen Auftakt vor zwei Wochen in Haan (siehe Pressemeldung unter Link: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43777/4219080) nun in Ratingen fort. Vom 1. bis zum 5. April wird die Polizei dabei mit uniformierten Beamten im gesamten Stadtgebiet unterwegs sein und Beratungsgespräche führen. Flankiert wird dieses "Klinkenputzen" vom INFO-Mobil der polizeilichen Kriminalprävention, welches an wechselnden Örtlichkeiten präsent ist, um möglichst viele Menschen über die Maschen der Trickbetrüger aufzuklären.
Begleitet wird die Aktionswoche von einem Pressetermin mit Landrat Thomas Hendele sowie dem Leitenden Polizeidirektor Manfred Frorath. Dieser findet statt am
Dienstag, 2. April 2019, um 10:30 Uhr auf dem Wochenmarkt in Ratingen-Mitte.
Medienvertreter sind herzlich zur Berichterstattung in Wort und Bild eingeladen. Gleichzeitig können Terminabsprachen getroffen werden, um Polizeibeamte während der Aktionswoche zu begleiten.
Bereits vorab erklärt Landrat Thomas Hendele im Interview, weshalb die Kreispolizei bei der Bekämpfung des Phänomens des "falschen Polizeibeamten" einen Schwerpunkt setzt. Gleichzeitig zieht er eine Bilanz zu der ersten Aktionswoche in Haan, in der über 4.000 Seniorinnen und Senioren erreicht wurden:
Herr Hendele, die verschiedenen Ausprägungen des "Enkeltricks" oder die Masche des "falschen Polizeibeamten" sind kein neues Deliktfeld. Weshalb widmet sich die Polizei gerade jetzt so massiv diesem Thema?
Hendele: Das stimmt. Den falschen Wasserwerker, den angeblichen Enkel, der in einer finanziellen Notsituation steckt und plötzlich Geld braucht, oder den vermeintlichen Polizeibeamten, der Geld oder Wertsachen in die angeblich sichere Verwahrung nimmt - all das gibt es schon seit Jahren. Seit Jahresbeginn erleben wir jedoch sowohl was die Häufigkeit der Anrufe als auch was die damit erbeuteten Summen angeht eine ganz neue Dimension. Daher setzen wir bei der Bekämpfung dieser Delikte einen weiteren Schwerpunkt.
Über welche Dimensionen sprechen wir hier genau?
Hendele: Zum Vergleich: Im Jahr 2018 wurde im Kreisgebiet über 900 Mal versucht, ältere Menschen durch Telefonanrufe zu betrügen. In 20 Fällen ist es den Tätern gelungen, nach den Gesprächen Bargeld oder Schmuck ausgehändigt zu bekommen. Sie haben dabei rund 1,1 Millionen Euro erbeutet. Alleine in den ersten beiden Monaten dieses Jahres sind wir schon bei über 500 Versuchen und fünf vollendeten Betrugsdelikten. Und ich rede hier nur vom Hellfeld. In einzelnen Fällen wurden Seniorinnen und Senioren um ihr gesamtes angespartes Vermögen, bis hin zu sechsstelligen Summen, gebracht. Ich muss zugeben: Das macht mich wütend, aber auch umso entschlossener, hier aktiv zu werden.
Was weiß die Polizei über die Täter und wie versucht sie, dieser habhaft zu werden?
Hendele: Die angesprochenen Trickbetrügereien sind bei weitem kein Problem, welches wir nur hier im Kreis Mettmann haben. Das ist ein bundesweites Phänomen. Inzwischen ist bekannt, dass die Täter höchstprofessionell organisiert sind und aus dem Ausland agieren. Hier vor Ort gibt es aber so genannte Läufer, welche nach der Kontaktaufnahme die Wertgegenstände der Seniorinnen und Senioren abholen. Bei der Übergabe hat es auch Festnahmen gegeben, allerdings ergeben sich hierdurch bislang nur wenige Ermittlungsansätze zu den Hintermännern. Daher setzen wir unser Augenmerk im Kreisgebiet vor allem auf die Prävention - die kürzlich in Haan durchgeführten und nun in Ratingen geplanten Aktionswochen sind ein gutes Beispiel dafür. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir wollen das Thema in die Köpfe aller potenziellen Opfer und ihrer Angehörigen bringen. Die entscheidende Botschaft dabei lautet: Niemals wird die Polizei von Ihnen die Herausgabe von Bargeld oder Wertgegenständen verlangen!
Wie können sich potenzielle Opfer vor den Trickbetrügern schützen?
Hendele: Wenn Sie am Telefon nach Geld oder Wertsachen gefragt werden, ist die sicherste Methode einfach aufzulegen. Auflegen ist nicht unhöflich! Bei der Vermittlung unserer Verhaltensempfehlungen sind auch die jüngeren Angehörigen gefragt. Schützen Sie Ihre Eltern oder Großeltern, indem Sie mit diesen über die Masche der Trickbetrüger sprechen! Gerade die älteren Menschen werden von den Trickbetrügern gezielt ausgewählt, weil sie sich vermeintlich leicht unter Druck setzen lassen und diese Generation ein besonders hohes Vertrauen in die Institution "Polizei" hat. Das nutzen die Kriminellen schamlos aus.
Wie können Sie die Seniorinnen und Senioren noch erreichen?
Hendele: Unser Kriminalkommissariat Kriminalprävention / Opferschutz ist sehr umtriebig, besucht Seniorentreffpunkte, berät Pflegedienste, Klinikpersonal und sogar Bankangestellte. Wir gehen jetzt aber darüber noch hinaus und setzen auf unsere Aktionswochen in allen Städten des Kreisgebietes. Alleine während unserer Aktionswoche in Haan haben unsere Polizistinnen und Polizisten mehrere Tausend älterer Menschen in Haan durch "Klinkenputzen" erreicht. Ich selbst war bei der Auftaktveranstaltung auf dem Haaner Wochenmarkt dabei und durfte gemeinsam mit unseren Experten zahlreiche Gespräche mit Angehörigen unserer vorrangigen Zielgruppe führen, den Seniorinnen und Senioren.
Wie haben Sie die Gespräche zwischen den Experten der Kriminalprävention und den Bürgerinnen und Bürgern erlebt?
Hendele: Es war schon auffällig, dass fast alle Angesprochenen das Phänomen der falschen Polizeibeamten kannten, nicht aber die unterschiedlichen Ausprägungen. Die Erfahrung zeigt, dass im konkreten Betrugsfall am Telefon viele Menschen derart überrumpelt und unter Druck gesetzt werden, dass sie doch immer wieder auf die Täter hereinfallen. Daher haben wir bei unseren Gesprächen Karten verteilt, die als kleine Erinnerungshilfe neben dem Telefon abgelegt werden können. Am wichtigsten aber ist der persönliche Kontakt zur "echten Polizei": Denn das Vertrauen in die Polizei darf durch die Trickbetrüger nicht gemindert werden.
INFO:
In der Aktionswoche gegen den Trickbetrug "falscher Polizeibeamter" wird die Polizei im gesamten Ratinger Stadtgebiet vom 1. bis zum 5. April jeweils von 9 bis 17 Uhr mit uniformierten Polizeibeamten Haushalte aufsuchen, in denen Senioren (ab 70 Jahren) gemeldet sind. Sie verteilen dabei nicht nur ein persönliches Anschreiben des Landrats sowie weiteres Infomaterial, sondern führen auch viele persönliche Beratungsgespräche mit Seniorinnen und Senioren. Flankiert wird dieses "Klinkenputzen" vom INFO-Mobil des Teams der polizeilichen Kriminalprävention, welches unterstützt von örtlichen Polizeikräften und den lokalen "ASS!en" (ehrenamtliche Seniorenberaterinnen und -berater des Aktionsbündnisses Seniorensicherheit) interessierte Bürgerinnen und Bürger in persönlichen Gesprächen informieren, beraten und ausreichend sensibilisieren wird.
Der erste Standort des INFO-Mobils wird am Montag (1. April 2019) ab 10 Uhr an der Rehhecke in der Nähe zu den dortigen Verbrauchermärkten und Lebensmittelgeschäften von den Experten der Kriminalprävention aufgesucht.
Über den Verlauf der Aktionswoche und die weiteren Standorte des INFO-Mobils wird die Kreispolizei in der Woche vom 1. bis zum 5. April fortlaufend berichten.
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