Rauschgiftkriminalität erreicht erneut Höchststand

Die Delikte im Bereich der Rauschgiftkriminalität sind auch im Jahr 2019 erneut gestiegen. Insgesamt wurden 8.351 Fälle der Rauschgiftkriminalität registriert. Damit ist die Anzahl der bekannt gewordenen Rauschgiftstraftaten um 1.682 Fälle (+25,2%) gegenüber dem Vorjahr gestiegen und erreichte den Höchststand seit Erfassung der Delikte. Der Anteil der Rauschgiftkriminalität an der festgestellten Gesamtkriminalität betrug in Mecklenburg-Vorpommern 7,5% (2018: 6,1%).

Wie bereits in den vergangenen Jahren bildeten die allgemeinen Verstöße im Zusammenhang mit Cannabisprodukten (4.285 Fälle, +23,4% gegenüber Vorjahr) mit einem Anteil von 59,6% den Schwerpunkt, gefolgt von Straftaten im Zusammenhang mit Amfetamin (1.307 Fälle, +34,2% gegenüber Vorjahr).

Regional betrachtet verzeichneten die größten Anstiege der Landkreis Rostock um 386 Fälle auf 1.039 (+59,1%), der Landkreis Vorpommern-Rügen um 526 Fälle auf 1.465 (+56,0%) und der Landkreis Nordwestmecklenburg um 305 Fälle auf 853 (+55,7%). Die Stadt Rostock mit einer Häufigkeitszahl von 663, der Landkreis Vorpommern-Rügen mit 652 und die Stadt Schwerin mit 588 liegen deutlich über der Häufigkeitszahl des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit 519 Fällen je 100.000 Einwohnern.

Ähnlich wie bei den Fallzahlen ist auch eine Zunahme bei den Tatverdächtigen (+20,4%) festzustellen. Den Hauptteil der 6.637 Tatverdächtigen der Rauschgiftkriminalität stellt weiterhin die Altersgruppe der Erwachsenen (67,8%). Hier stieg die Zahl um 950 auf 4.500 Tatverdächtige (+26,8%). In der Altersgruppe der Jugendlichen ist ein moderater Anstieg um 26 auf 1.018 (+2,6%) und bei den Heranwachsenden ist ein Anstieg um 187 auf 1.125 (+19,9%) zu verzeichnen. Die Zahl der tatverdächtigen Kinder sank gegenüber dem Vorjahr um 8 auf 77. Dennoch nimmt die Polizei diese Lage sehr ernst, insbesondere weil es hier um die Jüngsten und damit zugleich um die Schutzbedürftigsten unserer Gesellschaft geht.

Die Anzahl der festgestellten Cannabisplantagen weist seit dem Höchststand im Jahr 2014 mit 38 sichergestellten Cannabisplantagen einen kontinuierlichen Rückgang auf. So wurden im Berichtsjahr 2019 in Mecklenburg-Vorpommern durch die Landespolizei insgesamt 17 Cannabisplantagen beschlagnahmt. Darunter waren 2 Profiplantagen, 2 Großplantagen und 13 Kleinplantagen. Damit sank die Zahl gegenüber dem Vorjahr um 8 Plantagen. Der Anbau erfolgte in 2 Fällen outdoor.

Zur Erläuterung:

Profiplantage: festgestellte Kapazität ab 1000 Pflanzen

Großplantage: festgestellte Kapazität 100 - 999 Pflanzen

Kleinplantage: festgestellte Kapazität 20 - 99 Pflanzen

Im Jahr 2019 wurden vier männliche und eine weibliche Rauschgifttote (2018: 5) im Alter zwischen 15 und 51 Jahren polizeilich bekannt. In drei Fällen war die Todesursache eine Intoxikation von Amfetamin und MDMA (Ecstasy), einmal das Substitutionsmittel Methadon und einmal ein synthetisches Cannabinoid (Neuer Psychoaktiver Stoff).

Die Neuen Psychoaktiven Stoffe werden auch als "Legal-High"-Produkte bezeichnet und häufig als angeblich legale Alternative zu illegalen Drogen angeboten. Sie werden z. B. als "Badesalze", "Raumlufterfrischer", "Pflanzendünger", "Räuchermischungen" oder "Kräutermischungen" deklariert. Die harmlos erscheinenden Produkte enthalten jedoch häufig Betäubungsmittel oder ähnlich wirkende chemische Substanzen, die auf den Verpackungen nicht ausgewiesen werden. Die Einnahme dieser Produkte kann zu teilweise schweren, mitunter lebensgefährlichen Intoxikationen führen. Es sind Fälle bekannt, in denen die meist jugendlichen Konsumenten mit Kreislaufversagen, Ohnmacht, Psychosen, Wahnvorstellungen bis hin zum Ausfall vitaler Funktionen wie Atmung und Puls in Krankenhäusern intensiv- und notfallmedizinisch behandelt werden mussten. Das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern warnt daher ausdrücklich vor dem Konsum von Neuen Psychoaktiven Stoffen.

Bei der Interpretation der Rauschgiftlage ist zu berücksichtigen, dass es sich hierbei um ein Kontrolldelikt handelt, da kein Drogenkonsument bei der Polizei anzeigen wird, dass ihm sein Dealer schlechten Stoff verkauft hat, und auch kein Dealer bei der Polizei anzeigen wird, dass er kein Geld für eine größere übergebene Menge Rauschgift erhalten hat. Taten können also nur ermittelt werden, wenn die Polizei aufgrund von Verdachtsmomenten in Eigeninitiative tätig wird. Die polizeilich registrierten Fallzahlen werden deshalb maßgeblich von den Aktivitäten und vom Umfang der eingesetzten Ressourcen der Strafverfolgungsorgane beeinflusst. Ausweich- und Gegenreaktionen der Täter, aber auch behördliche Schwerpunktsetzungen führen zu Schwankungen bei der Anzahl der registrierten Delikte, Sicherstellungen und Tatverdächtigen. Dies lässt auf ein hohes Dunkelfeld im Bereich der Rauschgiftkriminalität schließen. Die polizeilichen Daten dürften jedoch zumindest Trends zutreffend abbilden.

"Die aktuelle Rauschgiftlage für Mecklenburg-Vorpommern zeigt einmal mehr, dass die Rauschgiftkriminalität längst kein Phänomen am Rande der Gesellschaft mehr ist, sondern auf ein fehlendes Unrechtsbewusstsein und problematisches Konsumverhalten in weiten Teilen der Bevölkerung hindeutet. Allein mit repressiven Maßnahmen der Polizei und der Justiz kann diesem Problem nicht effektiv begegnet werden. Die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität muss vielmehr als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Die Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern wirkt daher in verschiedenen Netzwerken und Projekten zur Vorbeugung des Konsums und des Missbrauchs legaler sowie illegaler Substanzen unterstützend mit. Die langjährige Zusammenarbeit zwischen dem Landeskriminalamt und der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST MV) stellt dabei nur ein Beispiel dar", so LKD Rogan Liebmann, Direktor des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern.

Rückfragen bitte an:

Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern
Pressestelle
Dr. Anna Lewerenz
Telefon: 03866/64-8702
E-Mail: presse@lka-mv.de
http://www.polizei.mvnet.de