Diebstähle von Außenbordmotoren und Sportbooten in Deutschland 2019 auf Tiefstand – KBK identifiziert gestohlene Motoren und hochwertige Motor- und Segelyachten

Die vier Ermittler des Kompetenz-Zentrums Bootskriminalität Baden-Württemberg (KBK) bei der Wasserschutzpolizeistation Konstanz, das dem Polizeipräsidium Einsatz Göppingen angegliedert ist, melden für das Jahr 2019 das höchste Ergebnis bei den Sicherstellungswerten von gestohlenen oder unterschlagenen Sportbooten und Außenbordmotoren seit Bestehen der Fahndungseinheit. Allein eine sichergestellte Motoryacht hatte einen Wert von 3 Millionen Euro.

In Zusammenarbeit mit Polizeidienststellen in Deutschland und zwölf europäischen Ländern gelang es, insgesamt 21 Sportboote, 3 Wassermotorräder (Jetski), 99 Außenbordmotoren und 15 Bootstrailer im Gesamtwert von über 6,2 Millionen Euro sicherzustellen. Diese Sicherstellungssumme liegt noch über dem hohen Wert von 2018 mit 5,1 Millionen Euro. Hinzu kam von den Ermittlern als "Beifang" bezeichnetes Diebesgut: 2 Pkw, 2 Motorräder und 13 E-Bikes im Wert von weiteren 160.000 Euro. In den 19 Jahren ihres Bestehens war die Fahndungseinheit an der Sicherung maritimer Vermögenswerte von über 42 Millionen Euro maßgeblich beteiligt.

Die meisten Sicherstellungen erfolgten zum ersten Mal nicht in Deutschland, sondern in Montenegro (Sicherstellungssumme 1,2 Mio. Euro: 10 Motorboote, 2 Segelyachten, 3 Jetski und 7 Außenbordmotoren). Dort wurden im Rahmen eines EU-Projekts zwei großangelegte Kontrollaktionen durchgeführt. Ein Fahnder des KBK aus Konstanz war bei den Kontrollen jeweils vor Ort, weiterführende Abklärungen wurden durch das KBK Büro vorgenommen. Die übrigen Sicherstellungen verteilen sich auf zwölf europäische Nachbarländer. Aber auch in Thailand, wo ein Segelkatamaran im Wert von 770.000,- Euro sichergestellt werden konnte, waren die Fahnder erfolgreich. Ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass "Bootskriminalität" ein internationales Phänomen ist und längst nicht mehr auf rein nationaler Ebene erfolgreich bekämpft werden kann. Deutschland ist nicht nur Tatort, sondern auch Transitland. Die Täter, die dingfest gemacht werden konnten, stammten aus 16 Nationen - überwiegend aus dem osteuropäischen Raum.

Fast schon dramatisch verlief die Sicherstellung einer 25 Meter langen PRINCESS 75. Die Motoryacht mit einem Zeitwert von 3 Mio. Euro lag im Hafen von Palma di Mallorca. Am 03.04.2019 verließ sie mit fremder Besatzung und zunächst unbekanntem Ziel den Hafen. Dass ein Diebstahl vorlag, stellte sich erst am 07.04.2019 heraus, als der deutsche Besitzer seine Yacht aufsuchen wollte. Sehr schnell lagen Informationen vor, die den Verdacht begründeten, dass die Yacht mit geändertem Namen und neuer Registrierung den Kanal von Korinth passiert hatte. Über einen Kontaktmann und Hinweise des KBK über den möglichen Standort wurde die PRINCESS 75 am 09.04.2019 im Mittelmeerhafen Güllük/Türkei aufgespürt und identifiziert. Die Besatzung bereitete sich auf die Weiterfahrt in das Schwarze Meer vor. In enger Zusammenarbeit des KBK mit der Wasserschutzpolizei Berlin und dem Bundeskriminalamt Wiesbaden gelang mit Hilfe der türkischen Behörden die Sicherstellung der Yacht. Diese erfolgte am 10.04.2019 unmittelbar vor dem geplanten Auslaufen in russische Gewässer.

Mit deutschlandweit 179 entwendeten Sportbooten wurden im vergangenen Jahr knapp 9 % weniger Bootsdiebstähle gegenüber 2018 registriert. Damit ist in den letzten vier Jahren ein Rückgang um bemerkenswerte 40% zu verzeichnen.

Noch deutlicher der Abwärtstrend bei den Diebstählen von Außenbordmotoren. Nachdem in 2018 bundesweit noch 988 Außenbordmotoren in die Fahndungslisten aufgenommen wurden, ging die Anzahl der neu erfassten Bootsmotoren in 2019 um fast 20 % auf 795 zurück, und damit in den letzten drei Jahren sogar um 45 %.

In Baden-Württemberg ist das niedrige Niveau der beiden Vorjahre mit sieben Booten und 32 Motoren in etwa bestätigt. Der Bodenseeraum war in 2019 nur schwach von Diebstählen betroffen. So verzeichneten die Bodenseeanrainerländer nur drei entwendete Boote in der Schweiz sowie 23 Außenbordmotoren, davon 14 in Deutschland, acht in der Schweiz und einer in Österreich.

Verantwortlich für diese Entwicklung sind vor allem die erheblichen Rückgänge in den nördlichen und östlich gelegenen Bundesländern, die auf die erfolgreiche Ermittlungsarbeit der dortigen Dienststellen mit zahlreichen Festnahmen zurückzuführen sein dürften. In den südlichen Bundesländern sind die Veränderungen in den letzten drei Jahren marginal, wobei diese Bundeländer von je her deutlich weniger Diebstähle zu verzeichnen hatten. Auch die wachsende Anzahl von Kontrollen im Inland könnten abgeschreckt haben, nachdem immer mehr durch das KBK fortgebildete Fahndungsdienststellen die "Bootskriminalität" ins Visier nehmen. Nicht zuletzt sind auch die Sportbootbesitzer zunehmend sensibilisiert, melden verdächtige Personen und Fahrzeuge und erschweren dadurch die Arbeit der Täter.

Die Gesamtschadenshöhe in Deutschland geben die Ermittler für 2019 mit ca. 6,5 Millionen Euro an. Bei den Außenbordmotoren ist in den letzten vier Jahren eindeutig ein Trend zu stärkeren Motoren erkennbar (ab 60 PS Anstieg des Anteils von 3 % auf 11 % und ab 100 PS von 3 % auf 9 %).

Neben gezielten Beutezügen durch gut organisierte Banden, die durchaus auch fabrikneue Motoren aus Lagerhallen entwenden, gibt es aber auch das Phänomen, dass Täter ihre "Reisekasse" durch den Diebstahl einzelner Außenbordmotoren aufbessern. Das Diebesgut lässt sich auch hierzulande leicht über das Internet verkaufen und so warnen die Fahnder vor "faulen" Angeboten im Internet. Gestohlene Außenbordmotoren sind z.T. mit professionell gefälschten Seriennummern versehen. Aber auch gestohlene Sportboote werden im Netz mit auf den ersten Blick plausiblen Historien angeboten.

Vorsicht ist immer geboten, wenn Dokumente fehlen und die Vorgeschichte unklar ist. Um die Bürger davor zu schützen, Diebesgut zu kaufen und sich dabei womöglich selbst strafbar zu machen, bieten die Ermittler des KBK an, das Wunschobjekt vor dem Kauf überprüfen zu lassen. Dieses Angebot gilt auch für Bürger aus der Schweiz und Österreich. Anfragen können telefonisch (+49 7531 5902-300) an das Kompetenz-Zentrum Bootskriminalität gerichtet werden. Unter folgendem Link der Polizei Baden-Württemberg kann ein Flyer mit der Darstellung von Risiken und Hinweisen zum Kauf eines gebrauchten Sportbootes heruntergeladen werden: https://praevention.polizei-bw.de/wp-content/uploads/sites/20/2016/10/fa ltblatt_bootskauf.pdf

Die Polizei weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass nach deutschem Recht an gestohlenen Gegenständen kein Eigentum erworben werden kann, selbst wenn der Gegenstand bei einem Händler gekauft wurde!

Eine gängige Masche: Betrüger ködern Interessenten durch extrem günstige Preisangebote. Angeblich befindet sich das Kaufobjekt im Ausland, soll jedoch nach einer Vorauszahlung für den Transport vor die Haustür des Interessenten zur Besichtigung geliefert werden. Es wird versprochen, dass bei Nichtgefallen ohne Risiko und unter Rückerstattung der Transportkosten vom Kaufvertrag zurückgetreten werden kann. Geht der Kaufinteressent auf die Forderung ein, ist er sein Geld los - das für ihn vermeintlich gute Geschäft findet jedoch nie statt.

Die Transportmasche funktioniert aber auch in die andere Richtung: ein Kaufinteressent meldet sich bei einem seriösen Anbieter und macht die Vorauszahlung für den Transport zur Bedingung für den Abschluss des Geschäfts.

Die Kreativität der Betrüger ist schier unerschöpflich. Sie verweisen auf Links von scheinbar existierenden oder auch seriösen Spediteuren oder Bootshändlern aus dem Ausland, bei denen das Boot angeblich zu besichtigen ist. Sie verwenden gescannte, evtl. verfälschte Pässe und Bootsurkunden. Falsche oder betrügerisch erlangte echte Kontodaten verstärken das Gefühl, dass der Verkauf stattfinden wird und das Gegenüber seriös ist.

Manchmal geht es den Betrügern auch nur darum, an Ihre Daten zu kommen.

Wichtige Hinweise der Polizei:

   -	Gehen Sie mit persönlichen Daten bei Internetangeboten äußerst 
sparsam um. -	Übermitteln Sie nie gescannte persönliche Dokumente wie
Reisepass, Bootsurkunden usw. Sie können sicher sein, dass Ihre 
Dokumente bei den nächsten Aktionen der Betrüger in irgendeiner Form 
verwendet werden, um andere damit zu täuschen! -	 Übermitteln Sie 
NIEMALS Ihre Bankdaten! -	Fragen Sie das KBK, wenn Sie beim 
Boots-/Motorenkauf /-verkauf unsicher sind. Häufig sind die von den 
Betrügern verwendeten Kontaktdaten bereits bekannt. -	 Nutzen Sie 
unsere Plakataktion mit den Abbildungen von in 2019 entwendeten 
Booten. Sie finden das Plakat auf der Internetseite der Polizei 
Baden-Württemberg. https://praevention.polizei-bw.de/w 
p-content/uploads/sites/20/2016/10/plakat_gestohlene_boote.pdf 

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Einsatz
Telefon: (07161) 616-1221 oder -3333
E-Mail: goeppingen.ppeinsatz@polizei.bwl.de
http://www.polizei-bw.de/