Action Day gegen Nutzer von „crimenetwork.co“ auch in Schleswig-Holstein erfolgreich

Bei einem bundesweiten Action Day, der durch die Zentralstelle Cybercrime Bayern und das Landeskriminalamt Brandenburg koordiniert worden ist, haben am 23. Juni 2020 Durchsuchungen gegen Nutzer der illegalen Handelsplattform "crimenetwork.co" stattgefunden - auch in Schleswig-Holstein. Das deutschsprachige Underground-Economy-Forum diente schwerpunktmäßig als Marktplatz für den An- und Verkauf von Betäubungsmitteln, aber auch als Ausgangspunkt für den Handel mit illegalen Waren und Dienstleistungen. Bundesweit waren mehr als 1400 Polizeikräfte im Einsatz und haben im Rahmen von 328 Ermittlungsverfahren 232 Durchsuchungsbeschlüsse und elf Haftbefehle vollstreckt.

In Schleswig-Holstein wurden die Wohnungen von insgesamt 13 Beschuldigten durchsucht. Durch 61 eingesetzte Beamtinnen und Beamte konnten im Zuge der Maßnahmen insgesamt über sieben Terabyte an Daten, 21 Smartphones und Tablets, elf Notebooks bzw. Rechner und weitere Hardware als Beweismittel beschlagnahmt werden. Darüber hinaus wurden etwa zwei Kilo Marihuana, zwei Cannabis-Plantagen, geringe Mengen weiterer Betäubungsmittel, Dopingmittel und verschreibungspflichtige Arzneimittel sowie vier Hieb- und Stichwaffen aufgefunden und sichergestellt.

Bereits am 28. Mai 2019 wurde der damals 26-jährige deutsche Administrator des Forums bei der Einreise nach Deutschland durch Beamte des BKA festgenommen und später inhaftiert. Zeitgleich beschlagnahmte das LKA Brandenburg das Forum. Beides blieb in der Szene aber weitgehend unbemerkt.

Ziel der Ermittlungen war es nun, nicht nur den Administrator der Plattform zur Verantwortung zu ziehen, sondern auch die einzelnen, sich in einem anonymen, rechtsfreien Raum wähnenden Nutzer des Forums zu identifizieren. Da in einem solchen Forum in der Regel keine Klarnamen vorliegen, bestand die große Herausforderung darin, die digitale Identität der Cyberkriminellen aus der vermeintlichen Anonymität an die reale Oberfläche zu ziehen und mit einer tatsächlich existierenden Person zu verbinden.

Dies gelang in akribischer Kleinarbeit. Das Ergebnis zeigt, dass auch in Schleswig-Holstein die richtigen Adressaten identifiziert werden konnten. Die bundesweiten Maßnahmen führten bereits unmittelbar nach Beginn zu einer großen Verunsicherung der Underground-Economy-Szene und zu entsprechenden Reaktionen der Administratoren und User.

Im Zentrum der äußerst aufwändigen Ermittlungen stand eine seit August 2019 tätige Ermittlungsgruppe des polizeilichen Cybercrime-Nordverbundes (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) unter Federführung des LKA Brandenburg. Im Rahmen dieses innovativen Modells arbeiteten die Spezialisten aus den Bereichen Cybercrime und Rauschgiftkriminalität Hand in Hand. Die eigentlichen Ermittlungen erfolgten dezentral auf den eigenen Dienststellen. Trotzdem waren die Mitglieder der Ermittlungsgruppe digital miteinander vernetzt, denn nur so konnte der erforderliche Wissensaustausch in einem großen Team auch über weite Entfernungen gelingen. Eine solche Art der Ermittlungsführung ist in dieser Form bundesweit bislang einmalig und herausragend.

Es steht fest, dass auch weitere Foren im Underground-Economy-Bereich in den polizeilichen Fokus geraten werden. Dies gilt nicht nur für die Betreiber dieser Plattformen, sondern auch Verkäufer und Käufer illegaler Waren können sich in der vermeintlichen Anonymität des Netzes nicht sicher fühlen!

Rückfragen bitte an:

Landeskriminalamt Schleswig-Holstein
Carola Jeschke
Telefon: 0431/160-4006
E-Mail: Presse.Kiel.LKA@Polizei.LandSH.de